Bayernliga-Handball: TSV Ottobeuren – VfL Günzburg

Am Samstag um 20.00 Uhr treten die VfL-Handballer zum Derby beim TSV Ottobeuren an. Unvergessen die Begegnung aus dem Jahr 2016 als die Günzburger in der Landesliga ersatzgeschwächt mit  einem 25 : 31-Auswärtssieg einen riesen Schritt Richtung Bayernligaaufstieg machten. Ein Jahr später zog der Allgäuer Traditionsverein nach und stieg ebenfalls in die bayrische Eliteliga auf. Vor dem Spiel kommen die Schwaben als stolzer Dritter, während die Allgäuer nach der 21:25-Niederlage beim TSV Ismaning vom Vorwochenende die ungeliebte rote Laterne des Tabellenletzten tragen müssen. Auf ein spannendes Spiel können sich die Handballfans dennoch freuen: Mit dem TV Erlangen-Bruck gibt es nur eine Übermannschaft. Der Rest spielt auf Augenhöhe. Das zeigen auch die Ottobeurer Ergebnisse: Als einfach alles gelang wurde die DJK Rimpar mit 37:27 aus der eigenen Halle gefegt, 14 Tage später ein 27:47-Debakel. Kaum verdaut – nur eine Woche darauf ein 35:33-Sieg über den Tabellenzweiten Bayreuth. Verrückte Liga!

Der TSV Ottobeuren gehört zu den Vorzeigevereinen in der südbayrischen Handball-Diaspora. Damen und Herren spielen in der Bayernliga. Vielleicht kommt es im Damenvorspiel ab 17:45 Uhr endlich mal wieder zu einem Wiedersehen mit der Ex-Günzburgerin Ardiana Merditaj, die mittlerweile für den TSV auf Torejagd geht. Die Heimspiele des TSV gehören zum gesellschaftlichen Leben im beschaulichen Ottobeuren, das sonst von seiner imposanten Benediktiner-Abtei bekannt ist. Das hängt mit großer Handballtradition zusammen: Viermal wurden der TSV Bayrischer Pokalsieger, von 1999 bis 2005 war die Regionalliga (heutige 3. Liga) Handballheimat. In dieser “ungarischen Phase” mit dem späteren VfL-Trainer Andras Pesceyne und den Ausnahmekönnern Gabor Czako und Mihaly More waren Spitzenplätze keine Seltenheit. Der heutige Trainer Daniel Berkessel war in dieser Hochzeit ein gefürchteter Rückraumbomber. Als dann die TSG Söflingen mit Geld und Zweitliga-Ambitionen lockte, folgte für die Allgäuer der Abstieg ins bayrische Oberhaus. Dort wurde bis 2014 oft in unteren Tabellenregionen gekämpft. Der Gang in die Landesliga war auch eine Erlösung von jahrelanger Kämpferei. Nur kurz war die Erholung in der 5. Liga. Mit der Rückkehr von Top-Scorer Patrick Kofler, Vierter der aktuellen Torjägerliste, folgte der schnelle Wiederaufstieg.

Strukturell hat der Traditionsverein wie der gesamte Allgäuer Männerhandball Probleme, es fehlt an einer leistungsbereiten A-Jugend. Jahr für Jahr muss weit nach Spielern Ausschau gehalten werden.

Stephan Hofmeister freut sich auf die Ottobeurer Halle. Mit dem TSV Langenau lieferte er sich dort viele heiße Drittliga-Duelle, einmal gab es sogar eine waschechte Prügelei auf dem Spielfeld. Jahrzehnte danach kann man über diesen körperlichen Zusatzeinsatz junger bayrischer Mannsbilder leise lächeln. Damit ist am Samstag sicher nicht zu rechnen, hitzig wird es aber schon. Die Halle wird voll sein, wenigstens zwei Busse kommen aus der Lego-Stadt. Die Weinroten wollen die gelbe Festung nehmen. Der ungewohnte Blick aus der  Höhe des dritten Platzes macht nicht mehr schwindlig, vielmehr gibt die Schau nach unten Sicherheit und fördert die Partylaune. Der langjährige Zweitliga-Betreuer Jürgen Neuer, mittlerweile wieder bei jedem Heim- und Auswärtsspiel kommt mit dem Wohnmobil. Heiße Würstchen für die Spieler werden darin zubereitet. So eine Parkplatzparty macht mit zwei Punkten in der Trikottasche deutlich mehr Spaß. Das weiß der Günzburger Handballer von einem früheren Ausflug ans Flüsschen Würm als man die Rechnung ohne den Wirt gemacht hatte.

Doch die Gastgeber sind “angeschossen”, solche Gegner sind besonders gefährlich, das weiß nicht nur der Jäger Daniel.. Der nervige Abstiegs-Blues, den nur Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel summen hören,  schwang  in der ganzen Trainingswoche mit. Überall meint man die Fratze des Abstiegsgespenstes frech grinsen zu sehen. Da hilft nur ein Sieg. Schließlich will auch der Ottobeurer endlich mal wieder feiern. Lebkuchen und Glühwein bieten die Verantwortlich zum Weihnachtsausklang an, danach ist Party im Foyer. Das verpflichtet. Gegner aus dem Mittelfeld sind da oft angenehmer.

Es ist alles angerichtet für ein herrliches Handballgefecht zum Abschluss eines phänomenalen Handball-Jahres. “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen”; ein geflügeltes Wort, dass schon 1874 zur VfL-Gründung bekannt war, vermittelt zu diesem Spiel die richtige Einstellung.

Der Fanbus fährt von der Bruno-Merk-Halle ab.

Bayernliga-Handball: VfL Günzburg – TG Landshut

Der VfL Günzburg gewinnt vor gut 600 Zuschauern sein letztes Heimspiel im Jahr 2017 gegen die TG Landshut mit 31:29 (18:13). Kein Spiel dokumentiert besser die Entwicklung der VfL-Mannschaft vom braven Bayernliga-Lehrling zu einer gefestigten Viertligamannschaft. Hatten die Hofmeister-Schützlinge noch im Frühjahr bei der 22:33-Niederlage gegen die Turngemeinde null Chance, so dominierten sie ein dreiviertel Jahr später die Begegnung über weite Strecken. Auch die Tabellensituation, freilich nur eine unbedeutende Momentaufnahme ist gedreht. Der drittletzte der Saison VfL Günzburg ist mit 16:8-Punkten stolzer Dritter und der letztjährige Vizemeister TG Landshut mit 6:18-Punkten tief im Abstiegsstrudel.

Warum die Niederbayern in dieser Runde so glücklos agieren, weiß so recht kein Handballexperte. Klar, haben wichtige Leistungsträger aufgehört, doch seit Oktober sind sie reaktiviert. Natürlich fehlen Verletzte, doch auch der VfL musste bislang komplett ohne Daniel Jäger und Patrick Rösch auskommen. Allein die körperliche Überlegenheit konnte einem bei der Einwärmung schon ein wenig Angst machen, nicht aber den ehrgeizigen VfL-Spielern. Sie durften letztes Jahr in die Lehre gehen und Fehler machen. Hofmeisters Credo, dass es bei dem Talent der Spieler einfach von selber besser wird, wurde Handballrealität. Die Entwicklung ist dabei längst noch nicht am Ende.

Der reaktivierte Dominik Abeltshauser erzielte zwei der drei Treffer zur 3:1-Gästeführung. Mit ordentlichem Angriffselan stürmten die Weinroten nach vorne. Pascal Buck, eine der schärfsten VfL-Waffen, erzielte beim 4:3 die erste Führung. Abwehrchef Michael Jahn traf von Rückraumlinks dreimal. Die Turngemeinde setzte auf arge Tempowechsel: Schnelle Gegenstöße folgten auf sonst gemächlichen Spielaufbau. Nicht einfach für die Deckung der Einheimischen, der auch der hünenhafte Kreisläufer Probleme bereitete. Gerade bei Abprallern blieb die Innenverteidigung zu oft zweiter Sieger. Im Angriff lief es dafür wie am Handballschnürchen. In der 23. Minute erzielte Nicolai Jensen mit einem seiner durchdachten Würfe das 13:9. Die Abwehrriesen der Gäste kamen immer mal zu spät. Stefan Knittl und Jonas Lehr setzten mit trickreichen Würfen von Außen und vom Siebenmeterpunkt i-Tüpfelchen. Sprungwunder Manuel Scholz verwandelte zum Gefallen der begeisterten Fans einen herrlichen Kempapass von Rechtsaußen Lehr.  Erstmals überhaupt in dieser umkämpften Runde wirkten die Weinroten überlegen. Die 18:13-Halbzeitführung war gerechter Lohn.

Schon bei der Pausen-Besprechung war den Gastgebern klar, dass die Landshuter taktisch verändert in den zweiten Durchgang gehen würden. Zu wenig Zugriff hatte ihre Defensive. Trainer Sedivec hatte sich für eine 5:1-Deckung entschieden um den Spielfluss zu hemmen. Erstmal zeigte das wenig Wirkung, beim 22:16 durch Jonas Lehr schien ein hoher Sieg möglich. Doch die Gäste ergaben sich in keiner Phase ihrem Schicksal und kämpften. Auch ihr Torwartwechsel zeigte Wirkung. In dieser Phase gelang es dem Günzburger Angriff nicht sich weiter abzusetzen, der Taktikplan wurde ein weinig verlassen – zu viele Einzelaktionen. Beim 23:21 und 25:23 war es wieder eng.

Der Warnschuss auf der Anzeigentafel wurde verstanden, endlich Abwehrbeton angemischt, Patrick Bieber hielt ein paar Freie und beim 30:24 in der 55. Minute schienen die Punkte 15 und 16 in der Weihnachtstüte. Spieler, die im zweiten Durchgang wenig oder nicht zum Einsatz kamen wurden eingewechselt. Das war nicht das Problem. Zusätzlich bekamen die Günzburger eine Zeitstrafe und die Gästespieler riskierten mit doppelter Manndeckung alles. Leider mit Erfolg, es ist undankbar gegen eine so offensive Formation in Unterzahl zu spielen und Handball ist ruhelos, gemein und schnell. Zack, zack, zack, wenige Zeigerumdrehungen genügten und zwei Minuten vor Schluss stand es 30:28. Da nützt die vorherige Überlegenheit nichts, das beschreibt im Handball eine komplett offene, gefährliche Situation und schrie nach einer Auszeit. Trainer Hofmeister brachte seine routinierteste Formation um zu beruhigen. Die frisch Eingewechselten müssen das als unverdiente Strafe empfinden. Es lag aber nicht an ihnen, sondern an der numerischen Unterlegenheit und schlauem Coachen von Milan Sedivec  Bei 59.03 erlöste Stefan Knittl die Seinen mit einem sicher verwandelten Siebenmeter.

Das Geschenk für die Fans war eingepackt, die Punkte 15 und 16  eine schöne Weihnachtsgabe für die Fans.

Zum letzten Spiel des Jahres stiftet die Firma Mindelreisen einen zweiten Fanbus zum Auswärtsspiel in Ottobeuren. Im Schwabenderby wollen wir rote Farbe bekennen. Auf dem Wunschzettel stehen die Punkte 17 und 18. Vor Weihnachten darf geträumt werden. Zum Vergleich: 2016/2017 konnten insgesamt 17 Punkte errungen werden (…). Das wäre ein Riesending.

Anmeldungen für den Bus bitte bis Dienstag an Iris Groß ([email protected]) oder Dieter Pohl ([email protected]):

Es spielten: Bieber, Mendle; Knittl (7/3), Guckler, Jahn (3), Buck (6), Leix, J. Hermann, Groß, Jensen (5), Lehr (4), N. Hermann (1) und Scholz (5).

Landesliga-Derby in der Rebayhalle

Günzburger Damen erwarten Gundelfinger Wundertüte

Noch zu Saisonbeginn sprachen die Verantwortlichen des TV Gundelfingen von einer nicht kalkulierbaren Umbruchphase für die laufenden Saison, da doch vier Spielerinnen entweder ihren Rückzug aus dem Handball angekündigt oder den Verein gewechselt haben. Die vermeintliche Dezimierung des Kaders  wurde mit einer Eingliederung von starken A-Jugendlichen ins Team überbrückt. Dies gelang dem Team des TV so erfolgreich, dass mittlerweile nichts mehr vom Umbruch zu spüren ist, sondern sehr viel vom alten Kampfgeist. Und so befinden sich die Schützlinge von Christof Traut und Joachim Kratsch mit 5 Siegen und 5 Niederlagen zurzeit auf Platz 8 und damit ziemlich in der Mitte der Tabelle der Landesliga.

Wenn ein Wettkampf gegen den renommierten Nachbarverein angesagt ist, dann stehen die Zeichen immer auf großer Spannung in der Rebayhalle.  Bleibt zu wünschen, dass es den Günzburgerinnen gelingt, ihr ganzes Leistungsspektrum mit einer gesunden und vollständigen Mannschaft abzurufen und die beiden Punkte für sich zu gewinnen.

Spannung pur und gute Stimmung wird auf alle Fälle angesagt sein am Samstag!

Anpfiff ist am Samstag um 17.30 Uhr in der Rebayhalle

Bayernliga-Handball: VfL Günzburg – TG Landshut

Am Samstag um 19.30 Uhr verabschieden sich die VfL-Handballer mit dem Bayernligaspiel gegen Vorjahresvizemeister TG Landshut von ihrem Heimpublikum. 2018 war ein phänomenales Handballjahr: Es begann mit dem Klassenerhalt in der Bayernliga, danach schaffte es die männliche A-Jugend zum dritten Mal in fünf Jahren in die Jugendbundesliga und als glücklicher Nichtabsteiger der letzten Saison stürmte das ehrgeizige VfL-Team 2017/2018 trotz größter Verletzungssorgen auf einen nie für möglich gehaltenen dritten Platz. Natürlich freut es die Abteilungsleitung, dass nirgendwo in der bayrischen Eliteliga der Zuschauerzuspruch so groß ist wie in der alt-ehrwürdigen Rebayhalle, die schon soviel erlebte vom Aufstieg in den Europapokal, über den Absturz in die Kreisliga und jetzt die schnelle Rückkehr in den Leistungssport über die eigene Handballjugend. Man blickt optimistisch nach vorne.

Samstag geht es um Bestätigung. Niemand muss überholt werden um die Klasse zu halten oder ins Mittelfeld zu kommen. Ein Sieg genügt neuerdings und man bleibt Dritter – was für eine Entwicklung. Wegen der vielen Hallenfußballturniere wurde die Landshut-Begegnung aus der Rückrunde vorgezogen. Eigentlich ist Pokalwochenende in Bayern und mit dem Gastspiel in Ottobeuren und dem Derby gegen den TSV Friedberg stehen noch zwei Begegnungen aus.

Völlig überraschend scheint der letztjährige Vizemeister, der dem VfL körperlich noch weit überlegen in der Vorsaison im VfL-Handballzimmer mit 22:33 das weinrote Fell über die Ohren zog mit mageren 6:16-Punkten auf dem drittletzten Platz. Doch bayrische Handballexperten wissen um das Verletzungspech, das die Niederbayern verfolgt, um die vielen knappen Niederlagen, aber auch dass mit Dominik Abeltshauser und Stefan Axthaler zwei ganz wichtige Leistungsträger ausstiegen um die Handballschuhe gemütlich im TG-BOL-Team schnüren. Die Bayernliga ist ausgeglichen wie nie, da kommt es auf Kleinigkeiten an und urplötzlich mit ganz viel Pech kann auch ein so starkes Team wie die Sedivec-Schützlinge ganz unten ankommen. Allein die 29:30-Heimspielniederlage gegen den VfL, der mal wieder in Schlussphase die Kohlen aus dem Feuer holte hat Symbolkraft für eine bislang verkorkste Landshuter Saison.

Die TG wird in Günzburg die Wende wollen. Personell wurde die Schraube zurückgedreht. Dominik Abeltshauser und Stefan Axthaler sind schon seit Ende Oktober wieder im Team. Seither geht es langsam bergauf. Zwei Siege wurden eingefahren. Die Weichen sind wieder auf Erfolgsspur gestellt. Ein starkes Team wird an die Donau kommen. Herrliche Aussichten für ein spannendes Spiel, denn die jungen VfL-Helden wollen in ein und dem selben Spiel das ganze Gegenteil. Zwar wünscht man den Landshutern im Kampf um den Klassenerhalt das Allerbeste, aber nicht in an diesem Tag. Publikumstreue verpflichtet. Patrick Bieber und die Seinen wollen sich mit einem Sieg von der Nordtribüne verabschieden. Alles werden sie dafür geben.

Das Drumherum wird passen. Iris Groß und Annette Fiegel-Jensen haben das Heimspiel bis ins Detail geplant. Wer mit einer roten Nikolausmütze zum Spiel kommt, erhält diesmal ein Freigetränk. Gegen den harten schwäbischen Winter gibt es heißen Hugo und warmen Leberkäse, außerdem kann der wohlige VfL-Schal erworben werden. Nagelneue Klatschen werden ausgegeben und wer selbst etwas gewinnen will; hat beim Frisbee- und Tippspiel zwei dicke Chancen. Alles angerichtet für das letzte Handballevent zu Hause im Jahre 2018.

 

Bayernliga-Handball: VfL Günzburg – TSV Unterhaching

Keinen Günzburger Zuschauer hielt es nach dem Spiel auf seinem Sitz. “Standing ovations” für ein unglaubliches Spiel. Mit einer Energieleistung gewinnt der VfL ein schon verloren geglaubtes Spiel mit 30:27 (16:18). Gut 17. Minuten davor waren “Leix, Bieber &Co.” schier aussichtslos zurück, nichts wollte gelingen. Dann ließ ein entfesselt kämpfendes Team noch einen einzigen Gegentreffer zu. Die Nordtribüne bebte zwar, aber die Alt-Ehrwürdige hielt.

Im Vorfeld freuten sich beide Mannschaften auf die Begegnung. Es gibt Parallelen: Letztes Jahr fiel alles schwer. Lange wurde gegen den Abstieg gekämpft. Beiden Mannschaften gelingt es vorbildlich jungen Spielern Verantwortung zu übertragen. Kaum einer hätte vor der Saison den Tipp gewagt, dass ausgerechnet der VfL Günzburg und der TSV Unterhaching nach durchaus  aussagekräftigen zehn Spielen das Duell Dritter gegen Vierter bestreiten. An Donau und Isar wird das begeistert quittiert. Die Hachinger, übrigens ein sehr fröhlicher Handball-Haufen, kamen mit großem Bus.

Das 1:0 erzielte Nico Jensen, dem der schwierige Spagat zwischen Torjäger und Spielmacher mal wieder bestens gelang. Dann wog das Spielgeschehen mit steten kleinen Vorteilen für die Günzburger erst einmal hin und her. Die Unterhachinger wirkten wie immer top eingestellt. Ein Geheimnis davon ist eine vom Unterhachinger Trainer Christian G. Sorger  speziell entwickelte Software zur Spielanalyse. Gleich am Montag wird sie von Trainer Hofmeister bestellt, der bislang mit “Hofi-ware”, einer in den 80er entwickelten zweifarbigen Zettelwirtschaft die taktischen Geheimnisse der Gegner lüftet. Die Smartphone-Generation findet das zwar “archäologisch”, freut sich aber still über den Anachronismus.

Da die TSV-Spieler besonnen agierten, gelang es den lauffreudigen Günzburgern nicht sich beim 14:12 und 15:13 endlich einmal auf drei Tore abzusetzen. Das Spiel war in dieser Phase sehr angriffsorientiert, scharf wurde geschossen, die Torhüter bekamen kaum einen Ball zwischen die Finger. In dieser Phase nahm Stephan Hofmeister eine Auszeit. Mit einstudierten taktischen Maßnahme vom gelben Zettel wollte er seinem Team den sicheren Weg zur Drei-Tore-Führung aufzeigen. Das verstanden nicht alle, der praktische Versuch erwies sich als untauglich und es kam noch viel schlimmer. Erst erhielt Niko Hermann eine Zeitstrafe und dann leistete sich Torwart Bieber seinen ersten Wechselfehler seit einem C-Jugendqualispiel. Der Ehrgeizige litt. All das machte unsicher, aus einer funktionierenden Mannschaft wurde urplötzlich ein aufgeschreckter Hühnerhaufen. Ein Hachinger Dreierpack folgte, Martin Dauhrer hatte kurz vor der Halbzeit eine starke Phase und so ging es jäh und unnötig mit 16:18 in die Kabinen.

Da gegen innere Unruhe äußere Hektik wenig hilft, wurde bei der Halbzeitbesprechung auf das didaktische Mittel des laufstarken Donnerwetters verzichtet. Die Mannschaft musste ihre Mitte wieder finden. Die jungen VfL-Helden mühten sich. Doch der Gast trat zu Beginn der 2. Hälfte im Stile einer Spitzenmannschaft auf, lautstark von seinen Fans unterstützt, stolz und selbst überzeugt in der Körpersprache. Valentin Elmer traf und wieder Philipp Heinle, der wurfgewaltige Ex-Gundelfinger, der insgesamt fünf Treffer erzielte. Aller Kampf schien nicht fruchten zu wollen. Ein deprimierendes 20:26 stand auf der Anzeigentafel. Die zweifache Handballmama Hermann gestand später, dass es ihr die Spielerei dieser Phase schon ein wenig peinlich war. Mehr pflichtgemäß nahm VfL-Trainer Hofmeister die Auszeit. Auf einem der vielen Zettel stand “Knittl”, den wechselte er dann auch ein. Eine prima Idee: Fünf Buden sollte der Trickwerfer noch erzielen. Torwart Bieber steigerte sich und es ging ein Ruck durch die Abwehr. Organisator Michael Jahn leistete ganze Arbeit, der starke Hachinger Rückraum wurde urplötzlich komplett kalt gestellt. Gegenstoßtreffer gelangen, schon aus der Schulz-Zeit immer die Initialzündung für Günzburger Publikumssturm. Einer VfL-Einheit aus Spielern und Fans gelang der Handballrausch. Der Gast hatte nur noch seine starke Defensive. Beim 26:26 war das Unentschieden geschafft. Überzahl – zwei Treffer. Bei 59:18 war das Spiel komplett umgebogen. Es stand 28:26. Martin Dauhrer schaffte noch einmal den Anschluss, der einzige Treffer seiner Farben in den letzten 18 (!) Minuten. Niko Hermann machte mit einem Hammer-Wurf das 29:27. Manuel Scholz, der hinten wie vorne sehr präsent agierte, gelang der 30:27-Endstand. Die Halle stand Kopf – die Unterhachinger Fans waren konsterniert. Dennoch konnte man sich mit ihnen nach dem Spiel großartig und fair unterhalten. Auch da ist Handball eine feine Sache. Nicht nur wegen des Sieges hat es einfach Spaß gemacht mit den Hachingern.

Danach feierte die Spieler Pool-Party. Am Freitag ist trainingsfrei. Die Mannschaft hat sich ein langes, auch spielfreies Wochenende verdient. Lange blieben die Fans sitzen. Selbst Frau Hermann schien zufrieden.

Es spielten: Bieber, Mendle; Knittl (7/4), Guckler, Jahn, Buck (3), Leix (1), J. Hermann, Groß (2), Jensen (5), Lehr(4), N. Hermann (2) und Scholz (6)

Bayernliga-Handball: VfL Günzburg – TSV Unterhaching

Kampf um Platz Drei.

Am Samstag um 19.30 Uhr empfängt der Tabellendritte VfL Günzburg den Tabellenvierten TSV Unterhaching. Keiner der vielen Handball-Auguren hätte vorausgesagt, dass ausgerechnet diese beiden Vereine nach immerhin zehn Spieltagen das Spitzenspiel der Liga austragen dürfen. Ganze fünf Punkte hatte der VfL Günzburg nach der letzten Hinrunde, sechs die Hachinger nach der Rückrunde. Am drittletzten Spieltag standen sich beide Teams 2016/2017 gegenüber. Der VfL, bis zum Hals im Abstiegsstrudel, ergriff damals den aller letzten Strohhalm und besiegte die Oberbayern mit 28:22. Damit wahrten die Weinroten die Chance genau diesen Gegner noch abzufangen und den rettenden viertletzten Platz zu erreichen. Es war die Woche der Abstiegsentscheidung. Zwei Tage später war man tief betrübt über die Entscheidung des Sportgerichtes, dass der TSV endgültig zwei Punkte aus dem Erlangen-Hin-und-Her erhielt und damit am grünen Tisch uneinholbar für die tapferen Schwaben wurde. Ein paar Tage darauf himmelhohes Jauchzen: HSC Coburg II hielt die Dritte Liga und der drittletzte Platz in der Bayernliga genügte zum Klassenerhalt.

Ähnlich wie in der letzten Saison mit der HC Erlangen II gibt es mit dem TV Erlangen-Bruck nur einen Aufstiegskandidaten. Ansonsten kann jeder jeden schlagen. Weder der TSV Unterhaching noch der VfL Günzburg sind echte Spitzenteams. Dicht werden sie von drei weiteren Teams verfolgt, die allesamt ein Spiel und zwei Punkte weniger auf dem Konto haben. Mit sechs Punkten weniger befindet man sich auf einem Abstiegsplatz. Nur die Coburger Bundesligareserve scheint ihre Rolle fest gefunden zu haben, sie sorgen am unteren Ende der 3. Liga Ost wieder für Spannung über die Anzahl der Abtiegskandidaten.

Trotzdem 12 Punkte machen stolz, neue Ziele werden ausgegeben, das Selbstvertrauen gestärkt und Begehrlichkeiten geweckt. Egal wie eng es zu geht, ein Platz im Mittelfeld soll es für die Samstags-Kontrahenten nun schon werden und dazu braucht man Punkte. Die Zuschauer dürfen mit einem selten umkämpften Gefecht rechnen. Der Sieger bleibt Dritter. Welche herrliche Aussicht von oben, wenn man ein langes Jahr davor das Visier ganz scharf von ganz unten einstellen musste. Teilweise war die bayrische Eliteliga nur noch verschwommen wahrnehmbar.

Bei den Gästen hat man verjüngt, das geschieht in der Liga leider immer nur zwangsweise. Vier Spieler aus der aktuellen und aus der letzten A-Jugend sind im Kader, zwei Spieler – Münchner Weltenbummler halt – kehrten aus dem Ausland zurück, Michael Epp kam aus der BOL und weitere A-Jugendliche vom Kooperationspartner HSG Isar-Loisach. Viel dürfte auch die neue Co-Trainerin von Gabor Sorger, Ulrike Newel, bewegt haben, denn die Unterhachinger spielen taktisch viel variabler als letzte Saison und sind auffällig gut auf ihre Gegner eingestellt. Stark im Vordergrund ist Spielmacher Markus Dauhrer, der unverwüstliche Kreisläufer Johannes “Danger” Borschel und Philipp Heinle. Letzterer erlernte das Handball-Einmaleins beim TV Gundelfingen und erzielte am vergangenen Wochenende beim 30:27-Heimsieg gegen die DJK Waldbüttelbrunn 12 Tore. Die Form passt bei den Münchner Landkreis-Kindl´n.

Der sehr knappe Sieg gegen die schwer gebeutelten Anzinger zeigt, dass trotz der Leistungssteigerung in den letzten Monaten noch genügend Luft nach oben ist. Insbesondere beim Tempo vor und zurück sieht Trainer Hofmeister noch jede Menge Luft nach oben. Außerdem muss der Matchplan in schlechten, vor allem aber auch in guten Spielabschnitten noch konsequenter durchgezogen werden.  Gerade bei zwischenzeitlichen Führungen schleicht sich zu  leicht schwäbische Gemütlichkeit ein. Personell entwickeln sich die Dinge gut. Die schwere Personalkrise mit den verletzten Daniel Jäger, Patrick Rösch, Niko Hermann und zuletzt Pascal Buck, das sind keine Mitläufer, sondern echte Leistungsträger, wurde  von der Mannschaft überzeugend kompensiert. Eine schwache Gruppe wäre daran komplett gescheitert. Mittlerweile beginnt sogar Patrick Rösch wieder mit dem Torwarttraining und seit Donnerstag ist Daniel Jäger im Mannschaftstraining. Trotz strenger ärztlicher und physiotherapeutischer Kontrolle kann das “VfL-Industriegebiet” schon  Ende Januar wieder eingesetzt werden. Der Mann gibt auch als Verletzter alles.

Die Mannschaft hofft im Kampf um Platz Drei auf zahlreiche und lautstarke Unterstützung, schließlich geht was in der schwäbischen Handballhochburg Günzburg.

A-Junioren holen nach sensationeller Aufholjagd ihren ersten Punkt in einem Heimspiel

Handballerleben mit allen Sinnen, war angesagt für die begeisterten  400 Fans auf der Tribüne, die ihre Spieler mit viel Engagement und lautstarker Unterstützung bis zum Schluss anfeuerten. Jugendhandball auf höchstem Niveau, dazu noch eine kaum zu überbietende Stimmung in der Halle, das war ein Erlebnis der Extraklasse für alle, die an diesem Sonntagnachmittag den Weg in die Rebayhalle gefunden hatten. Nicht zuletzt durch diese tolle Atmosphäre in der Halle gelang es den Spielern von Rudi Jahn, Volker Schmidt und Markus Guckler ein schon fast verlorengeglaubtes Spiel noch zu drehen und einen Punkt zu gewinnen.

Einfach zu gewinnende Spiele gibt es nicht in der Jugendbundesliga. Mit jedem Gegner kommt eine hochklassige Mannschaft auf die jungen Spieler des VfL zu, die es zu schlagen gilt. Die SG Pforzheim-Eutingen war dennoch ein ganz besonderes Kaliber, denn immerhin hatten die Schwarzwälder schon mit Siegen gegen Göppingen, Balingen und Echaz-Erms aufhorchen lassen und sich einen hervorragenden vierten Tabellenplatz erkämpft.

Bekanntermaßen hat die Mannschaft des VfL keine Angst vor großen Aufgaben. So gestalteten sich die ersten 10 Spielminuten bis zum 5:5 sehr ausgeglichen. Eine kurzzeitige 3-Tore Führung brachte keine frühzeitige Spielentscheidung. Vor allem die rechte Angriffsseite Pforzheims machte der heimischen Abwehr und ihrem Torwart sehr zu schaffen. Immer wieder gelang den Gästen der  Ausgleich und so gingen die Weinroten mit nur einem Tor Vorsprung beim Stand von 13:12 in die Kabine.

Auch nach der Pause sah es zunächst so aus, als ob der VfL sich absetzen könnte. Leider hatten die Weinroten in dieser Phase des Spiels auch etwas Pech. Das Husarenstück von Torwart  Masin Chikh, einen abgefangenen Ball direkt ins verwaiste gegnerische Tor zu schießen, blieb  leider zwei Mal ohne Erfolg. Statt weiter in Führung zu gehen, gelang so den Gegnern erneut der Ausgleich. Als dann beim Stand von 19:19 der Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft Lukas Rembold  verletzt ausscheiden musste, galt es für die Gastgeber dieses Schockerlebnis erstmal mental zu verarbeiten. Auch wenn der an diesem Tag überragend spielende Stephan Jahn die Position des Mittelmanns übernahm und sein Team im Spiel hielt, war den jungen Spielern die Verunsicherung deutlich anzumerken. Diese Verunsicherung nutzten die Gegner prompt und zogen auf 23:26 davon. Vier Minuten vor Spielende hätte damit die Entscheidung gefallen sein können.

Aber die sonst so klare Rechnung ging an diesem Sonntag in Günzburg nicht auf. Die Zuschauer  liefen zu Höchstform auf und die Halle bebte durch das anfeuernde Trommeln, Klatschen und Rufen der vielen Fans der Günzburger Jugendbundesligaspieler.  Auch der Kampfgeist der Mannschaft war nach wie vor ungebrochen. Eine Umstellung auf eine offensive Abwehrvariante brachte die Weinroten  auf 25:26 heran. Der Handballkrimi ging in die Endphase. Drei  Spielminuten vor Spielende konnte Pforzheim konnte erneut zwei Mal zum 25:28 einnetzen. Getragen von einem unbezwingbaren Kampfgeist und dem unermüdlichen Anfeuern von der Tribüne gelang es Frieder Bandlow und Stephan Jahn den Anschluss zum 27:28 zu erzielen. Als dann Masin Chikh sensationell in der 59. Minute eine hundertprozentige Chance der Gegner hielt, tobte die Halle. Ein letzter Angriff für Günzburg wird vom Gegner gestoppt, die Schiedsrichter entscheiden auf Freiwurf. Drei Sekunden vor Schluss nutzt Frieder Bandlow die Möglichkeit, steigt hoch und verwandelt durch den massierten Abwehrblock der Gegner unhaltbar zum Entstand von 28:28 unentschieden.

Dieser unglaubliche Kampfgeist und Siegeswille, das ist das, was diese super  Mannschaft  auszeichnet und die tolle Moral der Jungs ein ums andere Mal so deutlich spüren lässt.

Ein Sonderlob der Trainer verdiente an diesem Spieltag einmal mehr die hervorragende Abwehrarbeit um ihren Chef Heiko Seel-Mayer, die es den Gegnern sehr schwer machte, zum erfolgreichen Abschluss zu kommen.

Stehender Applaus eines begeisterten Publikums – gibt es einen besseren Lohn für so ein tolles Spiel

Für den VfL spielten: Masin Chikh und Martin Freund im Tor, Stephan Jahn (9), Frieder Bandlow (7/3), Lukas Rembold (4), Nico Ruchti (3), Jonathan Stegmann (3), Johannes Rosenberger (1), Heiko Seel-Mayer (1), David Pfetsch, Louis Dück, Marco Steck, Tobias Pröbstle, Jonas Hämmerle

Bayernliga-Handball: SV Anzing – VfL Günzburg

Nach einem verbissen geführten Kampfspiel entführte der VfL Günzburg mit 26:27 (13:16) beide Punkte aus dem Anzinger Hexenkessel. Damit steht der letztjährige Abstiegskandidat nach 10 Spieltagen ohne seine Leistungsträger Patrick Rösch und Daniel Jäger auf einem nie für möglich gehaltenen dritten Tabellenplatz. Stolz war Trainer Stephan Hofmeister auf die Einstellung seiner Mannschaft. Soll aber auch zum Saisonende ein Platz in der oberen Tabellenhälfte die VfL-Chronik schmücken, dann gibt es Verbesserungsbedarf. Besonders der Beginn der zweiten Halbzeit ließ jede taktische Konsequenz vermissen.

Doch der Reihe nach:

Respekt, was der SV Anzing im Fußball-entrückten Oberbayern auf die Beine stellt. Schon beim Einlaufen gehen die Lichter aus, Löwengebrüll ist zu hören, ein ausgezeichneter Hallensprecher begrüßt jeden einzelnen Anzinger Löwen, gleichzeitig leuchten die Konterfeis nacheinander auf einer Leinwand hoch unter der Decke, dort wo die Punktetrauben hängen. Elektrisiert von der gelungenen Choreographie stehen die 350 begeisterten Handballfans, angeführt von vielen Trommeln wie eine Eins hinter ihren SV-Helden. Guten Beitrag zur besten Handballstimmung leisteten die 50 VfL-Fans. Sie gaben alles, keine schwäbische Zurückhaltung im oberbayrischen Löwenkäfig – so sollte Handball sein.

Das 1:0 glich Nico Jensen postwendend aus, die Abwehrreihen schenkten sich nichts. Da waren stolze Männer am Start, die ihren Raum handgreiflich verteidigten: Es war das Verdienst der engagierten Schiedsrichter Benjamin Flor und Stefan Murrmann, dass die Regeln im Handballgefecht eingehalten wurden. Bis zum 5:4 dominierten die Löwen. Danach stand es fünf Mal unentschieden, auf dem Feld und auf der Tribüne ging es hoch her. Angeführt von einem überragenden Pascal Buck, der seine Verletzung in Rekordzeit überwunden hat, kamen nun die Schwaben, Der VfL sollte an diesem Tag jeden einzelnen Spieler dringend gebrauchen. Gerade die Jüngsten setzten Akzente. Vor der Halbzeit war es zunächst Jakob Hermann, der nicht nur ein herrliches Rückraumtor erzielte, sondern auch immer da hin ging, wo es richtig weh tat. Einmal besonders, als er sich von Jonathan Limbrunner im Zweikampf eine ordentliche oberbayrische Schelle abholte. Das passiert in der Hitze des Gefechtes, es geschieht ohne Absicht, kein Vorwurf. Die Schiedsrichter gaben dafür Rot. Eine seltene und schwierige Entscheidung. Das schwächte die Gastgeber sehr, denen ohnehin das Verletzungspech an den harzigen Fingern klebt. Doppelte Überzahl, eine weitere Zeitstrafe war ausgesprochen und eine 13:16-Auswärtsführung, so ging es in die Halbzeit. Herrliche Aussichten!

Die jungen VfL-Spieler hatten nach Wiederanpfiff die Chance einiges klar zu machen. Inkonsequent wurden 90 Sekunden Sechs gegen Vier gespielt. Immerhin stand die Abwehr, doch es gelang kein Treffer – zu wenig. Eine Spitzenmannschaft hätte hier gnadenlos zugeschlagen. Die einen nahmen das Tempo raus, andere warteten auf einen Spielzug, das Konzept wurde verlassen. So ging es weiter. Beim 19:19 war die Begegnung wieder komplett offen. Die Chance zur Dominanz wurde vertan, was auch am unbändigen Kampfeswillen wahrer Löwen und ihrem Torwart lag. Die Fans hatten ihr Kampfspiel zurück. Die Youngster bewiesen in dieser Phase Nervenstärke. Jonas Guckler versenkte in Extremsituation zum 19:20 und 21:22 aus ganz spitzem Winkel. Dennis Mendle hielt in der 50. Minute beim Stand von 22:23 einen wichtigen Siebenmeter und damit die Führung fest. Doch Anzing gab einfach nicht auf. Es ging nicht nur gegen den VfL, sondern auch gegen das freche Abstiegsgespenst, das bei bislang gerade sechs Pluspunkten bereits um die schöne Halle geistert. Beim 26:26 stand das Spiel auf des Messers ganz scharfer Schneide.

Trainer Hubert Müller. einer der renommiertesten bayrischen Trainer, der vier Jahre beim VfL in der Regionalliga spielte, nahm eine Auszeit. Der VfL nutzte die Gesprächspause um Abwehrbeton anzumischen. Ein sehr umsichtiger Hintenmitte Michael Jahn, der immer die Übersicht bewahrte, als Abwehrorganisator und Torwart Patrick Bieber ließen nun keinen Treffer mehr zu. Kunstschütze Jonas Lehr erzielte in der 57. Minute das 26:27. Es sollte in der Abwehrschlacht schon der letzte Treffer sein. Bis zum Abpfiff waren noch sehr viele bange Sekunden zu überstehen. Die Anzinger hatten alles gegeben und standen mit leeren Händen da. Gerecht wurde das Ergebnis ihrem Einsatz nicht. Der VfL feierte. Erst im Löwenkäfig, dann im Bus. Die Stellvertretende Abteilungsleiterin Annette Fiegel-Jensen ordnete für die Rückfahrt Freibier an. Eine kluge und unumstrittene Entscheidung. Dann ging es mit dem Mannschaftsbus ins W3. Man hatte das Gefühl der Mannschaft etwas zurückgeben zu müssen.

Es spielten: Bieber; Mendle; Knittl (5/4), Guckler (2), Jahn, Buck (9), Leix (1), J. Hermann (1), Groß, Jensen (2),Lehr (3), N. Hermann (1) und Scholz (3).

Bayernliga-Handball: SV Anzing – VfL Günzburg

Zur ungewohnten Zeit, am Samstag um 18.00 Uhr, treten die VfL-Handballer im Anzinger Sportzentrum an. Klingt erst einmal ganz normal, doch dabei handelt es sich nach dortigen Aussagen nicht nur um eine Sporthalle, sondern auch um die Höhle der Löwen. Um im Fußball-besetzten Oberbayern die eigene Handballmarke zu prägen, kultiviert man ausgerechnet in der Sepp-Maier-Stadt das Bild des in München nach dem Abstieg der 60er so traurigen Löwen. Im nahen Anzing, kennt man keine 60er, da ist der Löwe noch ein Prachtkerl. Der dortige Löwenmythos verbunden mir oberbayrischer Lebensfreude wirkt urig und ideenreich. Eine gelungene Einlaufzeremonie, bei der furchterregendes Löwengebrüll nicht fehlen darf, versetzt ein sehr begeisterungsfähiges Publikum regelmäßig in richtige Handballstimmung. Dann laufen sie ein: Die regionalen Handballhelden, stolz dem Löwenmythos verbunden, in Einzelfällen mit Mähne,  voller Lebenskraft und Mut. So gar nichts haben sie mit den afrikanischen Löwenrudeln zu tun, die scheinbar faul in der Savanne herumliegen und die Tierfilme unserer Kindheit prägten.

Vielleicht auch wegen der alten Symbolik, sind die Anzinger Handballer für ihre Kampfeslust in der bayrischen Elite-Liga gefürchtet. Überall ist oberbayrischer Lebensspaß zu spüren, nur nicht in den 60 Minuten Handball, da wird hart um das eigene Revier gerungen. Besonders stark dabei die Abwehr. Das unangenehme Bollwerk gehört zum härtesten der Liga. Viel hängt da Woche für Woche von der Urteilskraft der Schiedsrichter ab. Genauso wie der VfL spielen die Schützlinge des renommierten “Löwen-Dompteurs” Hubert Müller, der beim BHV lange für die B-Trainerausbildung zuständig war und zu Regionalligazeiten einige Jahre bestaunter Linksaußen beim VfL Günzburg war eine offensive Deckung. Das bedeutet mehr Zweikämpfe und bei einigen bayrischen Schiedsrichtern auch automatisch mehr Zeitstrafen. Besonders viele bekommen die Anzinger.

Auch am vergangenen Wochenende, bei der 19:23-Niederlage in Waldbüttelbrunn (ohne Spielmacher Manuel Feitz) passte das Defensivwerk, allein in der Offensive mangelte es laut Spielbericht aus Anzing an “Durchsetzungskraft und Geduld”. Ein Problem, dass sich irgendwie durch die Saison zieht, so war es auch bei der unangenehmen 24:29-Heim-Derbyniederlage gegen den TSV Unterhaching. Man fühlt sich da so wie der Unterlegene eines Günzburg-Niederraunau-Derbys: Aktuell sind die Löwen hinter den Erwartungen zurück. Der Trainingsaufwand im bayrischen Osten ist gewaltig, unzählige Testspiele, aber auch auswärtige Trainingslager prägen eine harte Vorbereitung. Hubert Müller verlangt viel, will immer verbessern und professionalisieren. Aktuell 6:10-Punkte passen noch nicht ins Bild der stolzen Löwen. Der SV wird am Wochenende die Wende ins gesicherte Mittelfeld suchen. Der Löwe leidet. Schon vom heimischen schwäbischen Wild wissen wir, dass es genau in dieser Situation am gefährlichsten ist.

Die VfL-Handballer freuen sich sehr auf das Spiel. In manchen bayrischen Hallen ist schon arg ruhig, diesmal ist das ganze Gegenteil zu erwarten. Damit die Halle voll wird, gibt es für eigene Fans ermäßigte Eintrittskarten. Egal was kommt, Chancen rechnet sich die Mannschaft um Spielmacher Nico Jensen schon aus: Letztes Jahr war es dort schon arg knapp und seither ist die Mannschaft ein Jahr älter und erfahrener geworden. Vieles entwickelt sich in der jungen VfL-Mannschaft gerade von selbst. Auch Angst vor der Löwensymbolik kennt man an der Donau nicht. Der Löwenmensch, aus einer Zeit als sich Neandertaler und moderner Mensch noch nebeneinander tummelten und es noch nicht einmal Hallenhandball gab, wurde schließlich im benachbarten Asselfingen gefunden und praktisch von jedem Kind schon im Ulmer Museum bestaunt.

Handball Bayernliga: VfL Günzburg – TSV Rothenburg 2000

Die gut gefüllte Nordtribüne der alt ehrwürdigen Rebayhalle war schon vor dem Anpfiff schöner Lohn für die bislang beherzten Auftritte der Günzburger Bayernligahandballer in dieser Saison. Die Zuschauer brauchten ihr Kommen auch wirklich nicht zu bereuen. Zusammen mit einem starken Rothenburger Gegner wurde bedingungsloser Tempohandball geboten. Durch eine Leistungssteigerung in der Abwehr der zweiten Halbzeit gewann der VfL  29:26 (16:14): Bis dahin musste wirklich sehr ordentlich gerannt werden. Ein gemütlicher Spaziergang war das nicht.

Die Anfangsführung gelang den Weinroten durch Tore von Manuel Scholz und Raphael Groß. Sie hielt nicht lang, denn der insgesamt neunfache Torschütze Nedim Jasarevic glich mit einem Siebenmeter zum 2:2 aus. Schon in den ersten Minuten wurde eine famose Tempohatz geboten. Dabei machte der VfL nach vorne durch Turbo-Antreiber Raphael Groß einen starken Eindruck, in der Rückwärtsbewegung bekam man den mittelfränkischen Gast aber zunächst kaum zum Stehen. Beim 4:5 schlug sich dieses Ungleichgewicht erstmals im Ergebnis negativ nieder. Doch damit nicht genug. Der zuletzt so abschlusssicher Nico Jensen und Rückkehrer Pascal Buck hatten ihr Visier gegen den sehr starken Gästetorwart noch nicht richtig eingestellt, nicht nur daraus resultierten weitere schnelle Gegenstoßtreffer. 5:8! Mit Kapitän Axel Leix hatte Trainer Hofmeister allerdings noch einen Trumpf auf der Bank, den er in dieser Phase zog. Mit ihm kam deutlich mehr Durchsetzungsvermögen in die schwäbischen Abwehraktionen. Ein Dreierpack von Stefan Knittl, Manuel Scholz und Jonas Lehr egalisierten den Rückstand. Schon hier zeichnete sich ab, dass es im Angriff ein Spiel der Außen werden sollte. Mustergültige Gegenstoßpässe von Torwart Patrick Bieber waren dafür oft der Ausgangspunkt. Feine Wurfkunst war da zu sehen, die ganze Mannschaft freute sich besonders für Jonas Lehr, dass ihm endlich mal wieder einfach alles gelang, selbst ein herrlicher Kempapass auf Manuel Scholz.

Doch die Rothenburger hörten nicht auf. Mal wieder durch Rückraumlinks Jasarevic prangte ein 9:11 von der Anzeigentafel. Irres Tempo und der nächste Dreierpack: Diesmal durch Nico Jensen, Axel Leix und Manuel Scholz sorgten für die nächste VfL Führung. Auch Dank guten Überzahlspieles ging es mit einem 16:14 in die Halbzeit.

Zäh wurde danach gerungen: 17:17, 18:18, 19:19. Dann eine berechtigte Disqualifikation gegen Axel Leix, der sich in den letzten Wochen hinten wie vorne in den Vordergrund gespielt hat. Manch Zuschauer schwante da nicht Gutes, seine Wichtigkeit für das Abwehrzentrum war deutlich zu sehen. Doch Mannschaften, die funktionieren reagieren in solch einer Krisensituation und rücken noch enger zusammen. Um den umsichtigen Abwehrchef Michael Jahn wurde nun bester schwäbischer Defensivbeton angemischt. Abrupt gab es kein Durchkommen mehr. Diesmal war es ein Viererpack: Pascal Buck traf nach seiner Verletzungspause erstmals – fleißig hat er dafür zwischenzeitlich trainiert – dann Niko Hermann, Stefan Knittl und Manuel Scholz. Das 23:19 in der 42. Minute war schon eine Art Vorentscheidung, bei dem Beton vor einem entschlossenen Torwart Bieber. Da weiter, erstmals in der ganzen Runde, zu viel aus dem Rückraum verworfen wurde, kam der VfL nie weiter weg als fünf Tore. Das Tempo ließ beidseits nach. In der 58. Minute stand es 28:23. Durch Risiko-Deckungen kamen die Rothenburger noch bis auf 29:26 heran.

Bei Spielern und Fans war nach zuletzt drei Niederlagen, darunter einer mit einem und einer mit zwei Toren Unterschied Freude und Erleichterung zu spüren. 10:8- Punkte ohne Daniel Jäger und Patrick Rösch sind ein Bayernligatraum und längst kein Glücksstart mehr in die Saison – zu stabil sind die Leistungen. Der Sieg war herrliche Gesprächsgrundlage ein nachfolgendes Fest in der Jahnturnhalle, zu dem die Männermannschaft Fans und Freunde eingeladen hatte. Auch hier soll es in einem Höllentempo abgegangen sein.

Es spielten: Bieber, Mendle. Knittl (6), Guckler, Jahn, Buck (3), Leix (1), J. Hermann (1), Groß (1), Jensen (4), Lehr (6), N. Hermann (1) und Scholz (6).