Herren – Regionalliga
Nach einer hart umkämpften Partie entführten die Schützlinge von Sandro Jooß mit 31:32 (17:14)-Toren beide Punkte aus der Tauberstadt. Das gesamte Emotionsspektrum des Sportes zeigte sich kurz nach dem Abpfiff samt Rudelbildung der ausgezeichneten Schiedsrichter Wolfgang Batzer und Heiko Schreiner auf dem Spielfeld. Die Schwaben fröhlich feiernd im siebten Handballhimmel und die Mittelfranken am Boden zerstört vom Sockel der Favoritenrolle gestoßen. Nie und nimmer hatten die Gastgeber mit einer Niederlage gerechnet – vermutlich ihr Hauptfehler in dieser Begegnung. Überall zu lesen verkündeten die kühnen Rechner schon im Vorfeld, dass mit Kilian Weigl und Yannick Meye zwei Top-Torschützen, den VfL verlie0en, die im Vorjahr etwa ein Drittel der Tore erzielten. Eine Milchmädchenrechnung, die nicht aufging, weil nun ganz andere Spieler Verantwortung übernehmen dürfen – dies mit großer Kampfeslust. Auch der Rechenansatz war falsch, denn auch Daniel Jäger fehlte und Michael Jahn war stark angeschlagen.
All das erwies sich als zusätzliche kleine runde Motivationspille. Viel mussten sich die VfL-Trainer in diesem Bereich nicht mehr einfallen lassen, während die TSV-Spieler auf ihrem hohen Favoritenschild standen – lange durchaus stabil. Bis zum 6:5 durch Maximilian Schmid führten die Gastgeber angetrieben von ihrem handballbegeisterten Publikum. David Pfetsch und Alexander Prechtl kippten die Begegnung zum 6:7. Die Günzburger Raumaufteilung wirkte optimiert. Julian Lohner stand in der Anfangsaufstellung, konnte aber nicht verhindern, dass die körperlich starken TSV-Spieler das Heft des Handelns in die Hand nahmen. Über ein 10:7 entfleuchten sie zu einem 13:8. Besonders der wuchtige Dennis Orf mit insgesamt sechs erfolgreichen Abschlüssen kam immer wieder zu leichten Toren aus der Distanz. Der VfL kämpfte, Patrick Bieber – mittlerweile zwischen den Pfosten – gab der Mannschaft neuen Rückhalt und als der stets kampfbereite Alexander Prechtl zum 17:14 einwarf, folgte der Halbzeitpfiff auf Schlagdistanz.
Viele gute und ausbaufähige Ansätze hatten die VfL-Trainer erkannt. Nach dem 18:14 durch Nedim Jasarevic, gingen die Günzburger trotz aller Veränderungen munter auf Torejagd. Manuel Scholz, der längst wieder zu einem wichtigen Faktor im VfL-Spiel geworden ist, glich zum 19:19 aus. Nach dem 20:20 trafen die Hausherren zweimal durch Nikola Stojanovic und einmal durch Dennis Orf. Sollte das 23:20 schon die Siegerstraße sein?
Nein, mit fortlaufender Spielzeit wurde es hoch oben auf dem Favoritenschild zunehmend wackliger. Der hohe Günzburger Einsatz zeigte Wirkung. Das Schild war längst zum Wackelbrett geworden. Gabriel Scholz, der seine Jokerrolle entschlossen ausfüllte, glich in der 51. Minute zum 25:25 aus. Es war nun ein herrliches Handballgefecht auf Augenhöhe. Beide Teams spielten nicht ein “bissle Handball”, sondern riskierten zur Freude der zahlreichen Zuschauer alles – Rothenburg bei einem herrlichen Kempator. Der VfL schien nun -auf dem Boden seiner harten Tatsachen fest geerdet – abgezockter. Nicolai Jensen traf zum wichtigen 26:28. Als Noah Heisch bei 58:21 das 30:32 erzielte, machte sich bei den Günzburger Spielern Vorfreude über einen möglichen Auswärtscoup breit. Doch es ist Handball und durch Beni Telaovic’ dritte Zeitstrafe wurde es Unterzahl. Bis zum Ende wurde alles rausgehauen. Ein zweiter Kempaversuch konnte von Manuel Scholz spektakulär herausgefangen werden. Es reichte. Am Ende stand aus Günzburger Sicht ein phänomenaler 31:32 auf dem Spielbericht.
Bis auf den erkrankten Joni Cremer und Torwart Sascha Langhans kamen alle VfL-Akteure zum Einsatz und waren für den Mannschaftserfolg mitverantwortlich. Andere Namen sind nun halt wichtig geworden, so machte Nico Schmidt auf Rückraummitte ein bomben Spiel. Arg auf die Zähne musste Michael Jahn mit einer Oberschenkelprellung beißen. Gerettet wurde sein Einsatz vermutlich durch seinen Bruder Stephan, der kurzfristig mitfuhr um seinen großen Bruder zu tapen. An diesem Tag ist die Mannschaft sehr eng zusammengerückt. Das war neben Demut ihre kleine Chance. Danach wurde gefeiert.
Hier geht es zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupMeetingReport?meeting=7765092&championship=BHV+2024%2F25&group=389129