Herren – Regionalliga

SPANNUNG BIS ZUM FRÖHLICHEN ENDE

Hätten „Hubert & Staller“ das Spiel geleitet, wäre es ohne Zweifel auch noch lustig gewesen, aber auch so kamen die zahlreichen Zuschauer beim 31:31 am Tatort Unterhaching auf ihre Kosten. Ständig wog die Begegnung hin und her, kurz vor Schluss schienen die Günzburger mal wieder mit leeren Händen, punktlos unglücklich, da zu stehen, ehe die aller letzten Reserven mobilisiert wurden und nach einem 31:29-Rückstand nach 58 Minuten und 21 Sekunden durch Nico Jensen und Manuel Scholz in aller letzter Sekunde noch ausgleichen konnten. Bis das schiedliche Ergebnis feststand, hatten sich die Autoren diese Handballdrehbuches so einiges einfallen lassen.

Da war schwierige die Ausgangsposition: Zunächst wollte Cheftrainer Hofmeister gar nicht mitfahren, da eine empirische Untersuchung ergab, dass er gegen HT eh immer verliert, egal wie hoch seine Mannschaft zwischendurch einmal führt. Dann fehlten aus dem ohnehin dünnen Kader mit Alexander Jahn, Gabriel Scholz und Turbo Michael Jahn drei wichtige Feldspieler. Auch die Gastgeber hatten ihr Säcklein zu tragen, neben Ausfällen musste im Vorspiel die Reservemannschaft personell gestärkt werden um den Anschluss in der Oberligatabelle nicht zu verlieren. Doppelt spielen kostet Energie und Focus..

Kreisläufer Gräsl brachte die Heimmannschaft 1:0 in Führung. Bis zum 8:9 durch den sehr überlegt spielenden Nicolai Jensen gaben danach die Schwaben den Takt vor. Durch einen Viererpack der Borschel-Schützlinge schienen die Oberbayern dann ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Die erste Auszeit wurde genommen, für Sascha Langhans kam Torwart Patrick Bieber, der nach und nach zu immer größerer Form auflaufen sollte. Nach dem 15:12 durch Quentin Rodriguez brachten die spielfreudigen Noah Heisch und Daniel Jäger ihre Farben auf Tuchfühlung. Nach dem 16:14 gelang zweimal Manuel Scholz mit Kunstwürfen und einmal Jonathan Cremer mit roher Gewalt die nächste VfL-Führung. Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können, gleich darauf folgte nämlich der Halbzeitpfiff. Mit einem Vorsprung, kurz vor Schluss erworfen, geht man gut gelaunt in die Halbzeitbesprechung. Selbst statisch erworbene Erkenntnisse treten da in den Hintergrund.

Keiner von den begeisterten Zuschauern beider Lager konnte ahnen, dass sie spielerisch den besten Teil hinter sich hatten. Ganz unterschiedliche personelle und energetische Probleme plagten die Mannschaften in der zweiten Hälfte, so musste beim VfL Tempobolzer David Pfetsch auf der Bank bleiben. Für ihn kam Hofmeisters Musterschüler Leo Spengler, der zwischendurch zum Helden werden sollte.

Und es wurde spannend, sehr spannend (…) Der schiere Kampf um kleinste Vorteile gewann die Überhand.

Philipp Steuck und Florian Wastl trafen für die Handballer aus dem Hachinga Tal zum 18:17. Nach dem 19:18 durch Benedikt Hagitte folgten fröhliche VfL-Minuten. Leo Spengler verwandelte zweimal aus spitzem Winkel, der andere Youngster Beni Telalovic traf aus dem Tempospiel und Dauerbrenner Daniel Jäger nutzte eine Chance gewohnt traumwandlerisch – 19:22. Sollte der bisherigen Statistik ein Schnippchen geschlagen werden? Nach dem 26:29 durch Nicolai Jensen gewannen im VfL-Block die Optimisten die Überhand über die, die es schon immer wussten. Vor allem auch, weil Patrick Bieber sein Tor phasenweise vernagelte.

Dann kamen die Günzburger Zeitstrafen. Jede einzelne sollte vermieden werden. Gleich viele Münchner sind gefährlich, einer mehr ist kaum zu verteidigen. Außerdem schwächt es den Spielfluss einer Mannschaft, die ohnehin mittlerweile in ungewohnter Aufstellung agieren musste. Der Vorsprung schmolz. Die Oberbayern gerieten auf die Siegerstraße. Beim 31:29 eineinhalb Minuten vor Schluss sahen einige Zuschauer weinrote Felle leise auf der Isar davonschwimmen. Nicolai Jensen traf, ein weiter Pass zu Leo Spengler nach Linksaußen im Spannungsbogen der letzten Sekunden. Es reichte zum Wurf aus spitzem Winkel mit Körperkontakt. Das Schiedsrichtergespann entschied auf Siebenmeter.

Es lag mal wieder an Manuel Scholz, der bis dahin schon ein bomben Spiel absolviert hatte, ob aus dem 31:30, das ruhig abwartend von der Anzeigentafel prangte doch noch so herrlicher Punktgewinn werden sollte. Der Routinier trat nur scheinbar unbeeindruckt an. Da Manuel Scholz stets kunstvoll und weniger hart wirft, dauerte es einige Sekundbruchteile bis dass das Runde langsam rechts oben ins Eckige bog. Riesenjubel bei den Schwaben. Es fühlte sich wie ein Sieg an.

Damit gelang endlich der Nachweis, dass ein Punktgewinn gegen HT für den VfL zwar immer noch nicht wahrscheinlich, aber doch möglich ist.

Für das kommende Heimspiel gegen den TSV Rothenburg haben die Günzburger damit beste Werbung in eigener Sache gemacht. Das sehr schwere Auftaktprogramm im neuen Jahr wurde ungeschlagen mit 7:1-Punkten absolviert.

Hier geht es zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupMeetingReport?meeting=7765223&championship=BHV+2024%2F25&group=389129