Herren – Regionalliga

TOR-, ABER AUCH FEHLERFESTIVAL

Am Ende stand ein 40:34 (21:19) auf dem Spielbericht. Liest sich nach begeisterndem Tempospiel und einer toll-dreisten Torejagd, bei der man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Das bekamen die knapp 500 Zuschauer leider nicht zu sehen. Doch der Reihe nach:

Bei den Weinroten muss ein Rädchen ins andere greifen um den hohen Anforderungen einer vierten Liga gerecht zu werden. Systemstörungen bedürfen komplizierter Umstellungen. Diesmal machten im Vorfeld Grippeviren Ärger. Erst einmal musste das „Tier“ Alexander Prechtl komplett passen, das schwächte die Innenverteidigung und machte das Umschaltspiel schwieriger. Auf Daniel Jäger, der gewohnt handballustig war und Beni Telalovic, erneut mit gewaltiger athletischer Präsenz, kamen erweiterte Aufgaben zu. Dann konnte Tempobolzer David Pfetsch nur sehr sporadisch eingesetzt werden, für ihn sprangen erst Leo Spengler und dann Gabriel Scholz, er sollte später einer der „men of the match“ werden, in die Bresche.

Dann war da noch die falsche Sicherheit von 11:1-Punkten im neuen Jahr und leise Faschingsgefühle mit Ballvorbereitungen komplett außerhalb der üblichen IHF-Größen.

Kaum zu bremsen waren die Gastgeber nach dem Anpfiff. Ruck-zuck erzielte Joni Cremer das 1:0. Die Zuschauer sahen ganz am Anfang die beste Phase des Spieles. Als Noah Heisch, der andere „men of the match“ das 4:2 mit dem ersten seiner neun Tore erzielte, freuten sich die Fans über ein sehr präzises Handballspiel. Schnell war das weinrote Pulver verschossen. Viel wurde urplötzlich verworfen, die DJK hielt das Tempo ebenfalls erstaunlich hoch und kam immer wieder zu arg einfachen Toren. Tom Hartmann kippte beim 5:6 die Anfangseuphorie. Ein VfL-Dreierpack war die Antwort. Linus Dürr erzielte beim 9:9 den nächsten Ausgleich. Ungenau wurde beidseits agiert, die Torwarte spielten an diesem Tag keine große Rolle. Ein unübersichtliches Spiel entwickelte sich mit immerhin kleinen schwäbischen Vorteilen und so wurde wenigstens beim 21:19 in eigener Überzahlsituation gewechselt.

Aufgrund etlicher Systemprobleme kam Spielorganisator Nicolai Jensen erst in der zweiten Halbzeit zu gewohnten Spielanteilen. Das stabilisierte den zweiten Durchgang nach und nach. Bis zum 25:24-Anschlusstreffer durch Sandro Antonio Gohly blieb der sportliche Streit dennoch erst einmal komplett offen, auch wenn die VfL-Fans immer den Eindruck hatten, dass am Ende alles gut werden würde. Michael Jahn, Daniel Jäger und zweimal Beni Telalovic brachten ihre Farben in dieser Phase auf die beliebte Siegerstraße. 29:24 leuchtete es irgendwie närrisch von der Anzeigentafel. Die Schwaben übernahmen nun das Zepter. Mustergültig wurden die Außen Gabriel Scholz und Noah Heisch immer wieder in Wurfposition gebracht und trafen mit der Präzision Niederraunauer Uhrwerke. Beim 37:30 durch Nicolai Jensen war das Spiel entschieden. Bei 40:34 pfiffen die ausgezeichneten Schiedsrichter Cedric Pignot und Tobias Zinn den „Faschingsball“ ab.

Der VfL Günzburg hat nun 14 Tage spielfrei. Einige Spieler sind angeschlagen, viele stießen zuletzt wegen ihrer starken beruflichen – und VfL-Belastung (Trainer oder Mitglied in der Abteilungsführung) an ihre zeitliche Grenzen. Die Pause wird gut tun.

Sage und schreibe 13:1-Punkte erspielte sich die 1. Männermannschaft im Jahr 2025. „Zusammen mit Spitzenreiter TV Erlangen/Bruck, mit dem wir uns wirklich nicht vergleichen dürfen, sind wir als einzige Regionalligamännermannschaft im neuen Jahr noch ungeschlagen. Das ist ein riesen Erfolg“, so Trainer Sandro Jooß.

Das Abstiegsgespenst ist längst vertrieben. Aktuell steht der VfL auf einem nie für möglich gehaltenen dritten Platz. Drei Punkte hinter dem Dritten HaSpo. Auch wenn das „Wabü-Spiel“ eher mittel war, das Aushängeschild der Günzburger Jugendhandballbewegung hat geliefert. „Dafür haben die Jungs richtig Handball schuften müssen“, so Abteilungsleiter Martin Frey mit gewohnt süffisantem Lächeln.

Hier geht es zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupMeetingReport?meeting=7765227&championship=BHV+2024%2F25&group=389129