Herren – Regionalliga

DEM FAVORITEN ALLES ABVERLANGT

Der am Ende deutliche 28:23 (8:10)-Sieg der Niederbayern täuscht ein wenig über den tatsächlichen Spielverlauf hinweg. Den Zuschauern wurde über weite Phasen ein hat umkämpftes, packendes Spitzenspiel geboten, bei dem den Günzburg zuletzt in der 53. Minute der Ausgleich gelang.

Schon bei der Abfahrt war zu spüren, da braut sich wieder lautstarke Handballbegeisterung zusammen. Selten war der Mannschaftsbus so voll, die Red Devils sorgten schon auf der Hinfahrt für gute Stimmung, Im Bus noch leise, später im Landshuter Sportzentrum, boten sie der niederbayerischen Übermacht mit den anderen Günzburger Edelfans fahnenschwenkend Paroli.

Zu Spielbeginn war der Druck auf beide Mannschaften spürbar. Nur der Sieger konnte sich im erlauchten Kreis der Spitzenteams behaupten, der Verlierer fällt auf den braven fünften Tabellenplatz des ersten Verfolgers zurück – so die Ausgangsposition. Gerade so kurz vor Weihnachten war klar. was von beidem sich der engagierte Viertliga-Amateur davon wünscht.

Tore blieben erst einmal Mangelware. Beider Abwehrreihen standen im Vordergrund, die Angreifer tasteten die aggressive Übermacht ab. Und so verwunderte es nicht, dass es bis zur sechsten Minute dauerte, ehe der sechsfache Torschütze Daniel Jäger den ersten Treffer der Begegnung erzielte. Daniel Scheibengraber und Filip Sunajko beendeten die Landshuter Ladehemmung und brachten ihre Farben in Führung. Zweimal David Pfetsch, je einmal Daniel Jäger und Nicolai Jensen: 2:5. Vorne war es schwer Lücken zu finden, umso mehr musste körperlich agiert werden. Und hinten? Das Gleiche nur halt umgekehrt, außerdem hatte Patrick Bieber mal wieder einen Sahnetag und so entwickelte sich trügerische erste schwäbische Dominanz. Alexander Prechtl netzte zum 4:8 ein und Beni Telalovic, mal wieder mit einem riesen Abwehrpensum, traf zum 5:9. Nichts war dabei einfach, viele Körner wurden verbraucht. Etliche Über- und Unterzahlverhältnisse, bei denen der VfL nicht immer gut aussah, zwischendurch mal ein vierter Landshuter Rückraumspieler oder der siebte Feldspieler erhöhten den Komplexitätsdruck auf die dünn besetzte Innenverteidigung. Der schöne Vorsprung schmolz. gewechselt wurde bei einem Spielstand von 8:10. Einer der vielen TG-Spieler mit internationaler Erfahrung, Filip Sunajko, hatte den Vorerstschlusspunkt gesetzt.

Nach Wiederanpfiff durch die ausgezeichneten Schiedsrichter Cedric Pignot und Tobias Zinn erhielt der verdutzte Betreuer Jürgen Neuer erst einmal eine gelbe Karte, weil die Günzburger zu spät aus der Kabine kamen. Das brachte nicht nur Farbe ins Spiel, es stimmte auch alle fröhlich und so wird der Bundesligaerfahrene zukünftig mit einer Stoppuhr mit Alarmfunktion ausgerüstet um weitere derartig schwere Regelverstöße zu vermeiden. Bei der anschließenden Pressekonferenz erklärte Cheftrainer Hofmeister hierzu: „Zukünftig wollen wir zu Hause nicht nur ein guter Gastgeber sein, sondern besonders auswärts pünktlich wie die Bahn werden“.

Sportlich hingegen hatte der Spaß schnell ein Ende. Die TG kam besser aus der Kabine. Zweimal Paul Saborowski und je einmal Leon Gerstner und Ivan Koprek und ruck-zuck war der schöne Vorsprung dahin. Der heimische Favorit führte wie aus dem Nichts mit 12:10 und das in der 33. Minute. Die Halle tobte, Mannschaft und Fans reagierten mit Kampfeslust. Nach dem 13:11 glich Michael Jahn mit zwei Fernwürfen ins verwaiste Tor aus. Keine Selbstverständlichkeit an diesem Tag, dreimal scheiterten die Günzburg an diesen ansonsten sicheren VfL-Toren. An einem Tag, an dem einfache Tore Mangelware waren, eine arg bittere Pille. Neben der starken Gastgeberdeckung, scheiterten die VfL-Werfer unter massiven Handlungsstress auch immer wieder am in der zweiten Halbzeit überragenden TG-Keeper. „Nicht jeder dieser Würfe war schlecht“, so Trainer Sandro Jooß. Beim 16:13 und 17:14 schwammen bereits vereinzelte weinrote Felle auf der Isar.

Der VfL gab nicht auf. Die Abwehr und Patrick Bieber bekamen wieder Zugriff. Neue Trümpfe kamen von der Bank und stachen: Manuel Scholz glich zum 18:18 aus, Joseph Stotz traf zum 22:22 und Leo Spengler zum 23:23 in der 53. Minuten. Erinnerungen wurden wach an die vielen erfolgreichen Schlussphasen in dieser Saison. Trainer Hofmeister beschwor sie bei seiner letzten Auszeit bei einem neuerlichen 25:23-Rückstand. Heute wissen wir. Alle Energie war verbraucht, nun dominierte einer der Meisterschaftsfavoriten. Dem VfL gelang kein Tor mehr. Scheinbar deutlich leuchtete ein unerbittliches 28:23 von der Anzeigentafel. Vielleicht ein wenig hoch, abverlangt hatte der VfL Günzburg und seine Fans dem starken Gegner alles.

Nun freut sich die Mannschaft auf das letzte Heimspiel am kommenden Samstag gegen HBC Nürnberg. Bis dahin sind die Energiespeicher wieder aufgefüllt.

Hier geht es zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupMeetingReport?meeting=8042505&championship=BHV+2025%2F26&group=437864