Damen – Bayernliga
Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Günzburger Damenhandballes schienen gestellt. Das Team ist wie der kürzliche Derbysieg gegen die Haunstettener Reserve unterstrich sportlich auf die Erfolgsspur zurückgekehrt und hat bei zwei ausstehenden Begegnungen nun wieder gute Karten die Klasse zu halten. Außerdem wurde mit Lutz Augner ein hoch qualifizierter Nachfolger für die Kees-Brüder gefunden, der sich im Hintergrund auch gleich engagiert an die Arbeit machte.
Danach überschlugen sich bei unverändert dünnem Kader allerdings die Ereignisse. Länger stand fest, dass Sina Bosch zurück zum Drittligisten TSV Haunstetten kehrt. Selina Schlund kündigte an, dass sie aus privaten Gründen kürzer treten müsse. Dann musste Energiebündel Alena Harder für die Saison 2023/2024 absagen. Sie muss auf ihren Körper hören. Man sieht es der Rückraumspielerin zwar wirklich nicht an, ihre aufopferungsvolle Spielweise selbst durch die kleinste Lücke durchzubrechen, zollte Tribut. Eine Verletzung jagte die andere, Handball begann vor allem weh zu tun. Aus den Wenigen waren plötzlich sehr Wenige geworden.
Schon in dieser Runde mussten Bayernligaspiele bei Erkrankungen oder Verletzungsvorfällen verlegt oder gar abgesagt werden. Allein die lange Verletzte Tanja Stoll war in der Vorrunde kaum zu ersetzen, fehlten auch noch Martina Jahn, Alena Harder oder andere, mangelte es schlicht an der Bayernligatauglichkeit. Obwohl die Mannschaft immer alles gab, rutschten die Erfolgsverwöhnten trotz größtem Einsatz in eine Niederlagenserie und erlebten einzelne Debakel. Das machte die Verantwortlichen, vor allem auch die Spielerinnen nachdenklich.
Die neue Personalsituation bietet keine Perspektive mehr in der Bayernliga konkurrenzfähig mitzuspielen. Alle Spielerinnen gingen trotz hoher beruflicher oder Studienbelastung Woche für Woche an und über ihre Grenzen. Ein sehr sachliches internes Gespräch ergab, dass auch Martina Jahn aus beruflichen Gründen und Tanja Stoll sowie Antonia Leis aus Verletzungsgründen – irgendwann muss die Gesundheit vorgehen – den Aufwand unter noch extremeren Personalbedingungen nicht mehr stemmen können. Als Verein muss man das schweren Herzens akzeptieren. Viel hat man den VfL-Schönen zu verdanken. Woche für Woche haben die Günzburger Damenhandballfans den großartigen Kampf der besten VfL-Damenmannschaft seit Jahrzehnten respektvoll mit ihrem Besuch honoriert
Verantwortliche Trainer und der Verein bemühten die üblichen Werkzeuge um einen solchen Rückzug zu vermeiden. Höherklassiger Damenhandball in der Region findet bis zum Augsburger Raum nicht statt. Es ist unmöglich wie im Männerbereich einfach mal regionale 4. Liga-taugliche Talente zu verpflichten. Die VfL-Mädchenmannschaften sind noch nicht so weit, der Sprung in die Bayernliga wäre viel zu hoch. Auch der Leistungsunterschied zwischen erster und zweiter Mannschaft ist zu groß. Ausländische Vertragsspielerinnen gibt es schon, nur passt das nicht zum Günzburger Weg und ist nicht zu finanzieren. Der VfL muss jeden Cent umdrehen. Das Personalproblem war schlicht nicht lösbar..
So blieb nur der bittere Rückzug. Der VfL Günzburg informierte mittlerweile den BHV, aber auch die Konkurrenz um den Klassenerhalt, dass der VfL nach der Saison zurückzieht: Damit sind Erfolgreichen „Absteiger“, eigentlich mit einem Antrittsrecht in der Landesliga 23/24. Die Spielordnung der BHV sieht aber auch die Möglichkeit vor, dass eine Mannschaft auf Antrag in einer noch tieferen Klasse, etwa der BOL eingruppiert wird. Ob ein solcher Antrag gestellt wird, entscheidet sich nach einem weiteren Gespräch mit den verbleibenden Spielerinnen der ersten und zweiten Damenmannschaft. So dünn ist es geworden..
Diese Bayernliga-Damenmannschaft war ein Glückfall für den Verein, aus der eigenen Jugend erarbeitet. Franziska Aust und Wolfgang Behm legten in der D- und C-Jugend den Grundstein. Dann übernahmen die Kees-Brüder. Urplötzlich ging es um Bayrische Mädchenmeisterschaften und um einen JBLH-Aufstieg, von der Damenlandesliga ging es in die Bayernliga. Zwischendurch wurde mit phantastischem Handball von der 3. Liga geträumt. Erst musste Leistungsträgerin Lena Götz mit Knieproblemen ausscheiden, schon das schmerzte nicht nur sie. Dieses Jahr kippte die Mannschaft personell, nun ist sie leider am Ende.
Der VfL ist traurig und muss nun einen kompletten Neuaufbau wagen. Er verliert damit eines seiner Aushängeschilder.
Zwei Spiele stehen noch an; zweimal geht es gegen die HSG Pleichach. Ein letzter Wunsch bleibt, den Klassenerhalt wenigstens rechnerisch zu schaffen. Das Publikum kann sich am Freitag um 19.30 Uhr von einem Dreamteam verabschieden, dann geht es zur letzten Ausfahrt nach Franken. Wieder werden sie alles geben, auf der Rückfahrt will man sich noch ordentlich feiern. Ein Sieg wäre eine wunderbare Grundlage.