Herren – Regionalliga

Jakob Hermann steigt aus

In einem persönlichen Gespräch teilte Jakob Hermann am Montag, auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Achillessehnenriss, Trainer Hofmeister mit, dass er zu seinem aller größten Bedauern seine Handballkarriere beendet. Auch wenn Jakob nach dem Abitur, sein Maschinenbaustudium erfolgreich absolvierte und mittlerweile bei “Voith” arbeitet – sein Leben also vorbildlich meisterte – stand Handball für ihn stets im Mittelpunkt. Alles andere schien er irgendwie nebenbei zu machen. Die Schwere einer solchen Entscheidung bei solch einer Lebensgestaltung kann man nur erahnen. Für ihn, die 1. Männermannschaft und den VfL Günzburg ein jäher Schlag..

In den letzten Jahren musste der Handballer, der wie ein Zehnkämpfer aussieht und auch am eigenen Körper fleißig Maschinenbau betrieb einige Rückschläge hinnehmen. Da war zuerst der Kreuzbandriss, dann eine weitere Knie-OP. Jeweils in Rekordzeit, noch breiter als vorher und in vollsten Vertrauen auf seine eigene Stärke kam er zurück. Wie er zur zweiten Welle stürmte wird unvergessen bleiben. Dann nach einer überragenden Saisonvorbereitung, riss er sich am gleichen Bein eben die Achillessehne. Andere hätten hingeworfen, Jakobs Entschluss unter dem Motto “come back stronger” zurück zu kehren, stand schnell fest. Die Sache zog sich, nach monatelanger Reha, startete er voller Tatendrang pünktlich in die Saisonvorbereitung. Beim Test in Blaustein schien alles auf einem guten Weg, sofort avancierte er wieder zu einem der auffälligsten VfL-Spieler. Doch es war nicht so wie früher. Nach solch einer schweren OP kommt es zu Ausgleichsverhalten, das geschunden Knie wollte nicht und wurde nach jedem Training und Spiel dick. Sein Vertrauen in seine eigen Körperstärke ging verloren und machte Angst vor einer weiteren Verletzung Platz. Das Hirn begann zwischen Verstand und Handballspaß Karussell zu fahren. Irgendwann obsiegte der Verstand. Jakob zog die Reißleine – obwohl selbst kräftig nicht leicht – gar nicht.

Seit der B-Jugend ist Jakob beim VfL: Er folgte Trainer Hofmeister aus Blaustein. Zuerst fuhr ihn seine Mutter aus Lonsee ins Training, später bewältigte er die Strecke mit dem Zug – jahrelang. Egal ob er in Ulm studierte, in Heidenheim arbeitete, in Lonsee wohnte, er war immer da. Später zog er sogar nach Günzburg. Was für ein Aufwand!
Und was für eine Entwicklung. Er begann als Kreisläufer in der Mannschaft seines älteren Bruders. Keine Mensch ahnte damals, dass der Jaki auch hüpfen kann. In der 1. Mannschaft musste er als zweiter Linksaußen anfangen. Gefallen hat ihm das nicht, es trieb ihn an, er wollte in den Rückraum. In der 3. Liga hatte er es spätestens geschafft, hinten Vorne-Mitte und vorne Rückraumbomber. Endlich und jetzt das.

Die nächste Zeit wird für ihn und seine Mannschaft nicht einfach. Da Jakob aber groß und stark ist, über überdurchschnittliche Geistesgaben verfügt und und auch noch richtig nett ist, wird er die handballfreie Zeit bald als Gewinn empfinden. Das Leben bleibt großartig.

Wir hoffen, dass uns Jakob weiter unter dem Motto “glücklich in Günzburg” und “einmal weinrot immer weinrot” begleitet. Gestern hat er schon mal die Testspielstatistik geführt (…).

Wir sind ihm und seiner ganzen Familie für den jahrelangen Aufwand für unsere weinrote Sache unendlich dankbar.