Herren – Regionalliga
Am Samstag um 19.30 Uhr fliegt der Handball wieder durch die Lüfte. Es wird herrlich laut, rot wird die Wand sein und blau der Boden. Nach allen Regeln der Handballkunst wird sich vor den Augen der Schiedsrechter vollkommen regelgerecht geprügelt. Auf dem Feld wird geschwitzt, auf der Tribüne gejubelt und geschimpft. Es wird meterweit gesprungen, filigran gedreht oder hart geworfen. Endlich darf schwarz und weiß, an diesem Abend besser rot und grün gedacht werden. Riesen Freude, wenn der eigene Torwartitan hält und Trübsal wenn der “gegnerische Depp” mal wieder im Glückrausch angeworfen wird. “Und wenn es gar nicht läuft, ist eh der Schiedsrichter schuld”. Dieser Minimalkonsens verbindet die Teams, egal wie umkämpft das Handballgefecht ist.
Damit alles spitzenmäßig und nicht irgendwie mittel abläuft, haben sich die Spielplaner Großartiges ausgedacht, 3. Liga-Absteiger HT München kommt, einer der Topfavoriten auf den früheren Titel “Bayerischer Meister”. Die “Rennsemmeln” aus dem Hachinga Tal haben sich in der letzten Saison Respekt verschafft. Lange durfte vom Klassenerhalt geträumt werden. Die Rückrunde war grandios, auch wenn es ganz am Ende nicht reichte.
Unvergessen die letzte Begegnung, beide Tribünen waren ausgefahren. Die Stimmung glich einem Tollhaus. Kleinste Hoffnungen auf den eigenen Aufstieg trieben damals die Günzburger an, doch ganz am Ende triumphierten die Oberbayern. Völlig verdient stiegen die Schützlinge von “Danger” Borschel, trotz der namentlichen Gefahr übrigens ein netter Kerl, in die 3. Liga auf. Stundenlang wurde danach der Handball gefeiert. Das Bier ging aus, der Trainer nach Hause.
Das küsst Erinnerungen wach und steigert die Vorfreude.
Da schon im Vorspiel HT in der C-Jugendregionalliga zu Gast ist, kommen die “Münchner Kindl” mit einem Fanbus die A8 herab. Sie erinnern sich bestimmt auch Es wird die Hölle los sein. Grün und schwarz muss man sich das vorstellen.
Monatelang wurde trainiert, mancher Rückschlag – besonders der traurige Ausstieg von Jakob Hermann – musste erlitten werden. Alles egal . jetzt geht es wieder los. Der Ball ist geharzt, das Trikot hat wieder den eigenen Namen, die Matchpläne stehen. Endlich dürfen sich die Neuzugänge Alexander Prechtl und Joni Cremer präsentieren. Damit ja nichts schief geht, haben auch die Routiniers Manuel Scholz und Raphi Groß ihre Handballschuhe noch einmal für die 4. Liga geschnürt und sich gut vorbereitet, denn a bissle Handball ist zwar herrlich schwäbisch, geht aber im bayerischen Spitzenhandball längst nicht mehr. Ungebrochen vorfreudig harren die Spieler um die Kapitäne Nicolai Jensen und Patrick Bieber, die das Günzburger Handballspektakel schon öfters erlebten dem Anpfiff entgegen. Dafür quält man sich gerne, auch wenn die Vorbereitung bei all den vielfältigen Verpflichtungen im mäßig fortgeschrittenen Alter schon gerne ein wenig kürzer sein könnte.
Es ist herrlich angerichtet. Das Versorgungsteam um Irene und Eileen Beck hat ganze Arbeit geleistet. Es ist ja nicht nur das Spiel, sondern der Treffpunkt der Günzburger Handballfreunde, ein Familienfest für jung und alt. “Wir wollen ein guter Gastgeber sein, gerne auch das letzte Hemd mit VfL-Schal und wieder das letzte Bier verkaufen. Nur die Punkte, die wollen wir behalten”, beschreibt Abteilungsleiter Martin Frey die vorfreudige Stimmungslage.
Man muss nur noch hingehen.
Die Mannschaft hofft auf zahlreiche Zuschauer. “Unterstützung von der Tribüne werden wir brauchen”, so Trainer Sandro Jooß, zwar müsse man zu Hause als VfL Günzburg immer gewinnen, HT kommt als 3. Liga-Absteiger aber auf dem Favoritenschild daher, getragen von der erfahrenen Wettkampfhärte und Geschwindigkeit der letztjährigen höherklassigen Saison”. Das nähme man erst einmal mit.