Herren – Regionalliga

DIE NÄCHSTE PLEITE

Mit 34:38 (14:18) kam der VfL Günzburg auch gegen die zuletzt enttäuschende Reserve des HSC Coburg unter die Räder. Der Bundesliganachwuchs hatte erhebliche personelle Probleme: Insgesamt drei Spieler mussten für die lettische bzw. ukrainische Nationalmannschaft abgestellt werden, beide Stammtorwarte fehlten, andere Spieler waren verletzt und im Hinterkopf schwang sicher auch das Anzing-Debakel der Vorwoche mit. Den Franken blieb nichts anderes übrig als aus Not eine Tugend zu machen. Sie reisten mit einer arg jungen Mannschaft an, die toll Handball spielte und den Unterschied zwischen den Möglichkeiten eines Zweitligisten mit einer JBLH-A-Jugend und einem südbayerischen Regionalligisten eindrucksvoll demonstrierte.

Die ersten beiden VfL-Treffer erzielte Michael Jahn zum 1:0 und 2:1. Dies sollten für längere Zeit zunächst die einzigen VfL-Führungen sein. Bis zum 7:7 verlief die Begegnung nun ausgeglichen. HSC Coburg 2 hatte in dieser Phase sein Visier noch nicht genau genug eingestellt und die VfL-Abwehr ihre beste Phase. Immer wieder erzielten die Schwaben schnelle Tore durch ihren auffälligsten Akteur David Pfetsch. Dann musste ausgewechselt werden. Energiebündel Beni Telalovic hatte Atemprobleme. Das schwächt die Abwehr sehr. Am Ende gibt es beim VfL nur fünf Spieler, die in der Defensive zupacken – der Rest schaut zu oder sonnt sich im Angriffshimmel. In der zweiten Halbzeit kam Beni Telalovic zwar zurück, sein wichtiges Zerstörungswerk konnte er aber nicht mehr wie gewohnt zur Geltung bringen.

Nach dem 11:12-Anschlusstreffer durch Nico Schmid, der nach längerer Viruserkrankung erstmals wieder zum Einsatz kam, ließen die Weinroten auf 11:15 abreißen. Vorne wurden die Angriffskonzeptionen ohne Überzeugung vorgetragen, langsam war der Rückraum, Und hinten konnte einem Torwart Sascha Langhans leid tun. Vor dem Tor stand noch ein Scheunentor. Gewechselt wurde beim 14:18.

Das Halbzeitdonnerwetter trug erst Früchte, außerdem vernagelte der neu gekommene Torwart Julian Lohner zunächst seine sechs Quadratmeter. Das half sehr. Ein schneller Fünferpack folgte. Ruck-zuck war das Spiel gekippt: 20:19. Die tapferen Günzburger Zuschauer atmeten auf. Es geht doch! Nach dem 21:20 erwies sich der neue Offensivgeist als lauer Sturm im Wasserglas. Die Gäste konterten mit einem Siebener-Debakel. 21:27 leuchtete es düster von der Anzeigentafel. Insbesondere Jasper Schartl und Marks Lilienfelds, beide noch ein Jahr in der A-Jugend, mischten die VfL-Defensive komplett auf. Marks Lilienfelds allein könnte das Eintrittsgeld wert gewesen sein – immerhin. Vorne wurden zeitgleich ein paar Freie liegen gelassen. Das Spiel war vorentschieden, der Günzburger Rückraum auch viel zu langsam.

Durch Manndeckung konnten die Schützlinge von Trainer Sandro Jooß noch zweimal durch Noah Heisch auf 31:34 und Daniel Jäger auf 32:35 verkürzen und schöpften leise Hoffnung auf ein Handballwunder in der Endphase. Wunder muss man sich bei Gegenwehr verdienen. Das gelang nicht und so stand am Ende ein 34:38 auf dem Spielbericht.

Positiv verbuchen konnte Trainer Stephan Hofmeister, dass er Tino Jensen größere Spielanteile auf Rückraumrechts gab und Joseph Stotz erneut ein Tor aus der Rückraumlinksposition erzielte. Joseph Stotz bewegte sich von allen Halbspielern am besten. Beide versteckten sich nicht, das ist in den ersten Spielen am wichtigsten. An ihnen lag es nicht, die Stammformation verwendet aktuell zu wenig Geist und Emotion für Handball. Oder sie haben einfach keine Zeit mehr dafür – vielfältig sind die Aufgaben. In der Saisonvorbereitung wird man die Aufgaben neu verteilen müssen.

Erstmals verzichteten die Juroren auf die Kür des „man of the match“. „Zwar einmalig, aber unnötig wie eine Heimniederlage“, so Cheftrainer Hofmeister: „Ich kann gerne einmal darüber informieren, was die Spieler Woche für Woche in allen Lebensbereichen leisten. Zeit, Geist und Emotionen sind endlich, das ist das Hauptproblem. Die Qualität reicht einfach nicht, zum Treffpunkt zu kommen und drauf los zu spielen.