Mit 32:27 (14:15) unterlag der VfL Günzburg, der bekanntermaßen den Nichtabstieg anstrebt beim weit höher ambitionierten TuS Fürstenfeldbruck fast standesgemäß. Da Balázs Tóth allerdings kurz vor Spielende bei Minute 56:50 das 27:27 erzielte, und die Weinroten danach einfach kein Tor mehr erzielten und noch selbst fünf kassierten, kann man zumindest mit dem Gesamtergebnis nicht zufrieden sein.

Nachdem mal wieder kurzfristig eine neue Corona-Verordnung auf den Weg gebracht wurde, die ohne vorliegende Schriftfassung gleich für den nächsten Tag gelten sollte, stand nach etlichem Hin und Her irgendwann am Freitagabend fest, dass das Bayern-Derby ohne Zuschauer stattfinden musste. Rein sportlich sehr schade, den Fans wäre ein hitziges Handball-Gefecht geboten worden. Beide Trainer führen ihre Mannschaften während des Spieles sehr emotional. TuS musste trotz großer Personalnot unbedingt gewinnen um ganz ganz oben in der Tabelle zu bleiben und der VfL wollte seine Außenseiterchance nutzen, schließlich war es im Hinspiel schon überraschend knapp gewesen. Alles zusammen: Ein herrlich explosives Derbygemisch.

Vor keinem einzigen Zuschauer erzielte Kreisläufer Julian Prause das 1:0 im Pantherkäfig. Sergi Sanchez mit 11 Treffern (davon 5 Siebenmetern) erfolgreichster Werfer seiner weinroten Farben gelang schnell der Ausgleich. Der VfL steckte seine Verletzten systemisch zunächst deutlich besser Weg und dominierte den Spielbeginn. Dank geschlossener Mannschaftleistung leuchtete nach einem Treffer von David Pfetsch ein rundum überraschendes 1:5 von der Anzeigentafel. Großen Anteil hatte daran ein starker Torwart Patrick Bieber, der phasenweise mehr hielt als zu halten war. Sein Kollege Patrick Rösch war wegen einer Gehirnerschütterung aus der letzten Begegnung noch nicht wieder mit von der Partie. Andre Alves, DER VfL-Angreifer der letzten Wochen, schied mit einer Adduktoren-Verletzung früh aus. Auch das steckten die Günzburger großartig weg. Jammern hilft ja auch nicht!. Die Mannschaft rückte noch enger zusammen und Sergi Sanchez, der andere Linkshänder zeigte eine bomben Leistung. Spätestens nach dem 7:11 berappelte sich der Gastgeber. In der 22. Minute wurde der Anschlusstreffer zum 10:11 erzielt.

Bei den Panthern war es immer wieder Max Horner, den die VfL-Spieler aus Bayernligazeiten als der Linkshänder noch beim TSV Haunstetten auf Torjagd ging, eigentlich bestens kennen, der die VfL-Abwehr vor kaum lösbare Probleme stellte. Er erzielte nicht nur 10 Tore, sondern traf für seine Mitspieler auch immer wieder goldrichtige Entscheidungen unter zu wenig Abwehrdruck.

In die Halbzeit ging es mit 14:15. Nur statistisch war die Begegnung noch nicht komplett ausgeglichen, aber auch nur deswegen weil Felix Kerst quasi mit dem Halbzeitpfiff noch einen Strafwurf vergab. Da die Mannschaften danach in die Kabinen gingen, wurde die Halle nun ganz leer. Zu Hause am Laptop freuten sich die VfL-Fans auf eine Fortsetzung des phänomenalen Günzburger Spieles.

Sie sollten zunächst und lange überhaupt nicht enttäuscht werden, auch wenn die TuS-Spieler in der 32. Minute erstmals seit dem 1:0 wieder in Führung gehen sollten. Leidenschaftlich wurde von beiden Teams gefightet, selbst ohne Zuschauer ging es durchaus laut zu. Man schenkte sich zwar reichlich ein, aber sonst gar nichts. Die Brucker kamen immer wieder über Horner, Prause und Lex zu Treffern und erarbeiten sich Spielvorteile. Nach dem 17:16 zogen sie auf 19:16 in der 39. Minute davon. Bei den daheim gebliebenen Streaming-Fans wurden Erinnerung wach an die „Rückkehr von Favoriten“, „Torlose 10 Minuten“, „Schwarzer Regelrächer Teil 2“ und andere Handballhorror-Drehbücher. Wenn man nur Klatschen oder wenigstens den Schiedsrichter ein wenig beschimpfen könnte? Doch umsonst gesorgt. Die VfL’ler fighteten weiter auf Augenhöhe, auch wenn sie den Drei-Tore-Abstand bim 26:23 und beim 27:24 noch nicht verkürzen konnten. Patrick Bieber war längst wieder zur Hochform zurückgekehrt, die Riesen (Panther) wankten erneut. Der Kampf auf dem Feld und das Mitfiebern zu Hause schienen Wirkung zu zeigen. Vielleicht gibt es sie ja doch – diese Schwingungen. Auf alle Fälle bei Minute 56:50 gelang Balázs Tóth das 27:27. Das war ja nicht nur der Ausgleich, sondern das Ergebnis einer zähen, aber erfolgreichen Aufholjagd beim Tabellenzweiten. „Das muss doch Auftrieb geben, egal wie anstrengend es war. Sind schließlich nur noch gut 3 Minuten“ dachte der gemeine GZ-Streamer. Er sollte sich täuschen (…)

Fünf Tore fielen zwar noch, doch alle von Panthern geworfen!

Ein bitteres Ende! Urplötzlich, als Entscheidungsreife war, wurde im Angriff übermotiviert agiert, freie TuS-Würfe gelangten ins eigene ungehütete Tor. Die Crux des siebten Feldspielers: Der numerische Vorteil im Angriff muss klug zu Ende gespielt werden, sonst „schepperts“. „Schnellschüsse gehen nach hinten los“, nirgendwo passt das geflügelte Wort besser. Zu allem Überfluss verletzte sich kurz vor Spielende Balázs Tóth am Knie. Eine genauere Untersuchung steht noch aus. Beim VfL hofft man für den sympathischen Linksaußen und aus Eigennutz das beste.