Herren – Bayernliga

Bayernliga-Männer: VfL Günzburg – TSV 2000 Rothenburg 34:28 (18:9)

Erstmals seit der Corona-Zeit war die Nordtribüne der ehemaligen Europapokalhalle proppenvoll. Die guten Leistungen der 1. Männermannschaft in den letzten Wochen wurden trotz Faschings honoriert. Eine Freikartenaktion und diverse Aktionen rund um das Aufstiegsspiel verfehlten ihre Wirkung nicht. Günzburg ist eine Handballstadt. Ihr Kommen brauchten die Zuschauer nicht zu bereuen, die Mannschaft um den neunfachen Torschützen Michael Jahn spielte phasenweise entfesselt, von starkem Willen angetrieben. Ein deutlicher 34:28-Sieg (Halbzeit: 18:9) leuchtete nach 60 Minuten in roten Vereinsfarben von der Anzeigentafel.
Manch Zuschauer meinte sogar unter dem Hallendach das seltene Aufstiegsgespenst, die erfolgreiche Schwester des gefürchteten Abstiegsgespenstes erkannt zu haben. Allgemeine Siegestrunkenheit und der ein oder andere Cocktail lassen selbst im hellen Lichte der Halle schon einmal tagträumen. Der Weg ist weit, das Auftaktprogramm war günstig.

Die Weinroten legten vor den Augen von Oberbürgermeister Gerhard Jauernig los wie die Günzburger Feuerwehr. Bereits in der 5. Minute stand es 4:0. Höchstgeschwindigkeitshandball wurde geboten, obwohl die Gäste völlig überraschend den Angriffsdruck des VfL mit einer sehr offensiven Deckung beikommen wollten. Wirkung zeigte das nicht, Spielmacher Nicolai Jensen führte insgesamt klug Regie und stelle die Weichen im Offensivspiel neu. Die VfL-Defensive war schnell, vielarmig, sehr entschlossen und mit Patrick Bieber stand ein schlauer Keeper zwischen den Pfosten. Die körperlich starken Gäste kamen beim 8:6 durch Anton Ehrlinger nahe. Doch der VfL wirkte überlegen und entwickelte hinten und vorn jede Menge Druck auf die Handballfreunde ob der Tauber. Tore fielen nun wie reife Früchte. Noah Heisch, der erstmals seit Monaten wieder in der Anfangsformation stand, erzielte das 11:6. Und nachdem Nedim Jasarevic per Siebenmeter zum 13:8 einwarf, schepperte es viermal hintereinander im Rothenburger Kasten. Das 17:8 war an diesem Tag bereits die Vorentscheidung. Gewechselt wurde beim 18:9.

Neuzugang Danil Dyatlov

Während der ersten Halbzeit kam auch Danil Dyatlov zum Einsatz. Der abwehrstarke Linkshänder spielte bis zur C-Jugend beim VfL Günzburg, wechselte dann ein Jahr zum TSV Niederraunau, wo er von Stephan Hofmeister trainiert wurde, dann ging es für den umworbenen Bayernauswahlspieler zu Frisch-Auf Göppingen. Dort entwickelte er sich in der JBLH zum Top-Scorer und gehört zum DHB-Kader. Er soll Stephan Jahn auf Rückraumrechts entlasten. Sein Talent und seine zupackende Art stellte er gleich unter Beweis. Schnell erzielte der Abiturient sein erstes VfL-Tor seit langem. Danach wurde sein Elan allerdings durch eine Rote Karte gebremst. Angst vor dem Seniorenbereich hat Danil Dyatlov gar keine. Das wurde schon einmal deutlich.

In der zweiten Halbzeit ließ der VfL zunächst gar nicht locker. Das Abwehrbollwerk ließ wenig zu und als der sehr präsente Yannick Meye in der 32. Minute das 20:9 erzielte, war ein in Günzburg seltener 11-Tore-Vorsprung hergestellt. Der TSV 2000 Rothenburg gab sich allerdings nie auf, kämpfte immer weiter und hatte im zehnfachen Torschützen Patrick Schneider einen überragenden Einzelkönner. Das Spiel wurde ausgeglichen. Bis zum 33:23 konnten die Franken weit auf Distanz gehalten werden. Die Schlussphase gehörte mit einem 1:5 jedoch eindeutig den Gästen. “Das war unnötig”, so Trainer Sandro Jooß, lag aber auch an drei Zeitstrafen gegen den VfL Günzburg zum Ende des Spieles durch die gut leitenden Schiedsrichter Wolfgang Balzer und Heiko Schreiner.

Der VfL ist in diesem unbedeutenden Moment ungeschlagener Tabellenführer vor den Regensburger Adlern (zwei Minuspunkte) und den Tempobolzern aus dem Hachinger Tal (drei Minuspunkte). Die Faschingspause wird zur taktischen Feinjustierung und zur Gewinnung neuer Kräfte (klingt gut, wird hart) genutzt. Danach geht der Aufstiegskampf so richtig mit einem Auswärtsspiel bei HT München los. Die Frage ist nicht, ob ein Fanbus hinfährt, sondern wie viele.

Der VfL will es wissen.

Hier der Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=meetingReportHB&meeting=7317480&etag=8cd51b09-d595-4478-a70d-fa966d1db676