Herren – Bayernliga
Als der VfL Günzburg nach starker Leistung bis zur 40. Minute – gefühlt überlegen – auf 30:23 enteilt war, stellte sich manch Zuschauer hell vorfreudig schon auf den üblichen gemütlichen Bayrischen Abend im Foyer der Rebayhalle ein. Zehn Minuten später rückte er beim 34:30 nervös auf seinen Sitz herum, wenig später kam er gar gehörig ins Schwitzen als die Niederbayern in der 56. Minute den 34:33-Anschlusstreffer erzielten. Nur Dank einiger glücklicher VfL-Hände stand am Ende ein 36:35 auf dem Spielbericht. Das anschließende Apres-Handball diente dank der sedativen Wirkung des Hopfens eher der Beruhigung als dem Feiern.
Doch der Reihe nach.
Bis zum 5:6 legten die Simbacher durch den überragenden Jan Josef stets mit einem Tor vor. Der durchsetzungsfähige Rückraumlinks wurde übrigens im nahen Langenau geboren. Sein Vater ebenfalls Jan Josef war beim damaligen Regionaligisten unter Trainer Stephan Hofmeister Handballprofi.
Kilian Weigl, der sich im VfL-System immer besser zurecht findet, bot erneut eine starke Leistung und brachte seine neuen Farben beim 7:6 erstmals in Führung. Beider Abwehrreihen konnten dem gegnerischen Offensivgeist nur schwer Herr werden. Die Weinroten setzen zudem ordentlich aufs Tempo. Mit dem vierfachen Torschützen David Pfetsch hatten sie einen echten Turbo ins Spiel eingebaut. Er allein war das Eintrittsgeld wert. Nach dem 9:8 durch Fabian Schwibach verwunderte es daher keinen der zahlreichen Zuschauenden, dass der VfL auf 12:8 davonzog. Großen Anteil am Günzburger Angriffsfest hatte Gabriel Scholz der dreimal mächtig ins Tor zimmerte und mit seiner Dynamik das Spiel bereicherte. Dass es beim Halbzeitpfiff der ausgezeichneten Schiedsrichter David Homa und Oliver Mehl in der Differenz nur 20:17 stand, besorgte die Trainer. Der Fan war begeistert. Er schätzt es, wenn es „vorne scheppert“.
Voller Tatendrang kamen die Günzburger von der Kabine auf das Spielfeld zurück. Michael Jahn drückte in dieser Phase dem Spiel mit drei Toren seinen Stempel auf. Tor um Tor fiel – von allen Positionen, leider auch in der Defensive. Und so stand es in der 40. Minute 30:23!! Was für ein Spektakel. Heute weiß der wieder beruhigte Zuschauer, dass danach „Schluss mit lustig“ eingeleitet wurde. An den Torhütern lag es trotz der vielen „Buden“ nicht. Julian Lohner, später zum „man of the match“ erkoren, bot eine ausgezeichnete Leistung und auch der spät eingewechselte Patrick Bieber hielt wichtige Bälle. Die Abwehr bekam einfach keinen Zugriff und der Simbacher Trainer erhöhte das Abwehrrisiko durch eine sehr offensive, teilweise manndeckende Formation. Das kommt oft vor. diesmal wirkte es. Nach dem 34:30 in der 50. Minute wurde es enger und enger. Beim 34:32 nahm erst die Heim- und dann gleich die Auswärtsmannschaft eine Auszeit. Ein sicheres Anzeichen für jede Menge Klärungsbedarf. Schon wieder dieser Jan Josef traf zum 34:33. Der bis dahin tadellose Günzburger Angriff leistete sich plötzlich technische Fehler. Patrick Bieber hielt einen „Freien“ und Noah Heisch mit sechs Treffern erfolgreichster VfL-Schütze gelang bei angezeigtem Zeitspiel in höchster Not ein herrliches Rückraumtor in der 58. Minute. Damit wurde er zu einem Helden des Sieges. Tobias Schimpf schrieb den Handballkrimi zum 35:34 weiter als manch einer schon ein Happy-End vorausahnte. 29 Sekunden vor Schluss erlöste Yannick Meye seine Mannschaft und seine Fans mit seinem dritten Treffer zum 36:34. Da konnte selbst an diesem ereignisreichen Handballabend nichts mehr schief gehen.
Hier der Link zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=meetingReportHB&meeting=7450974&etag=ad862c2f-549d-43bf-941d-067dc28e25bb