Herren – Regionalliga
Wenn man an München und die Löwen denkt, so kommt einem erst Hellabrunn in den Sinn, dann Giesing, wo die Fußballlöwen von 1860 München ihre Heimat haben.
Sucht man nach handballspielenden Großkatzen, so muss man nach Anzing, einer Gemeinde im Landkreis Ebersberg unweit von der Landeshauptstadt München. Im dortigen Sportzentrum warten am Samstag ab 18.00 Uhr die Anzinger Löwen ganz nach ihrer Art: Majestätisch und punktehungrig. Youngster Leo Spengler erklärt: „Nachdem was die Alten so alles aus dem Löwenkäfig erzählen, haben ich schon Respekt. Auffressen lassen wollen wir uns aber nicht, sonst meckert der Trainer wieder“!
Der Anzinger SV entwickelte sich unter der bayerischen Trainerlegende Hubert Müller im Eiltempo zu einer bayerischen Spitzenmannschaft und gehörte zum Inventar der Liga. Oberbayerns Urigkeit ist dort zu spüren, das Löwenimage wird humorvoll gepflegt. Kannte man noch vor zwei Jahrzehnte nur eine einzige „Katze aus Anzing“, nämlich den ehemaligen Fußballweltmeister Sepp Maier, so erlangten die Samstagsgastgeber zumindest im Handball eine eigene Berühmtheit. Leistungssport ist kein selbstverständlicher Dauerläufer in der Einbahnstraße des Erfolges. Ein wenig Pech, ein paar Verletzte und Kranke zur Unzeit, kleinere Unstimmigkeiten – schnell kann die Fahrt in die andere Richtung gehen und so geschah das eigentlich Unfassbare: Die Erfolgsverwöhnten mussten vor zwei Spielzeiten in die damalige Landesliga absteigen. Bitter für stolze Löwen!
Der Fehler wurde binnen einer Saison korrigiert, Die Löwen blieben nicht auf der faulen Haut schmollend liegen wie so oft in Hellabrunn – im Gegenteil: Mit 35:9-Punkten gelang mit drei Punkten Vorsprung auf den TSV Ottobeuren der ersehnte Wiederaufstieg. Als Bayernligist war man war man gegangen, als Regionalligist zurück gekehrt. Der BHV/DHB hat (sich) mal wieder wichtig gemacht.
Der Sprung in die bayerische Eliteliga erweist sich oft als Kaltstart in ein Haifischbecken. Doch die Anzinger „local handball-heroes“ wussten im Gegensatz zu echten Neulingen ganz genau was auf sie zukommt und so verwundert ihr top Saisonstart mit 7:1-Punkten nicht. Dass sie dabei nur ein positives Torverhältnis mit vier Treffern erwarfen, weist sie als nervenstark, bissfest in den Schlussphasen und Meister der Effektivität aus. Mit dem TSV Rothenburg (plus 2), dem TSV Lohr (unentschieden), der DJK Waldbüttelbrunn (plus 1) und der HSG Lauf/Heroldsberg (plus 1) mussten sie bislang noch gegen kein Spitzenteam antreten. 7:1-Punkte bleiben sprechen allerdings eine deutliche Sprache und dürften den Gefräßigen ein gutes Gefühl geben. Gemütliche Hauskatzen sind das nicht.
Trainiert wird die Mannschaft von Markus Böhner, einer Landshuter Handballlegende, der zur ersten sehr erfolgreichen Drittligazeit der TG einmal Ligatorschützenkönig war und später auch als Spielertrainer und Trainer Aufstiege mit den Niederbayern feiern durfte. Bekanntester Neuzugang ist Lukas Eichinger, die Torfabrik aus Simbach. In den ersten Spielen wusste besonders Urgestein Jonathan Limbrunner zu gefallen, ebenso wie Kreisläufer Florian Ehrenstorfer und Rückraumlinks Sebastian Felber aus dem eigenen Löwennachwuchs. Bekanntester Spieler dürfte Florim Hoxha, ein eleganter Wurfkünstler von Rechtsaußen, der in der körperbetonten vierten Liga in fast jedem Spiel Akzente setzen kann.
Beim VfL fürchtet man sich grundsätzlich nicht, höchstens vor einem Stau. Der Löwenkäfig im Anzinger Sportzentrum ist ja auch nicht Unbekanntes. Nach etlichen Abgängen ist die Aufgabenneuverteilung in der Mannschaft gut gelungen. Nur der Auftritt in Waldbüttelbrunn blieb unter den Möglichkeiten und war hoffentlich lehrreich genug. „Wir wollen uns so schnell wie möglich in der oberen Tabellenhälfte festsetzen, dafür brauchen wir den zweiten Auswärtssieg; am besten gleich an diesem Samstag – egal wie hoch die Trauben hängen“, erklärt Cheftrainer Hofmeister unmissverständlich.
Die knapp 1000 Zuschauer von vergangenen Wochenende sind in der Handballregionalliga bei einem ganz normalen Spiel nur in Günzburg möglich, dass macht den Verein stolz, beweist die innere Kraft und verpflichtet. Fans wollen Erfolge sehen.
Nachdem etliche VfL Teams spielfrei sind und das Heimspiel mitriss, hofft Abteilungsleiter Martin Frey auf zahlreiche VfL Fans, die die Reise mit antreten. „Unter all dem Löwengebrüll, das schon bei der Einlaufzeremonie das schlimmste befürchten lässt, sollte man die Jungs nicht alleine lassen“. Zudem ist die Mitfahrt im Mannschaftsbus diesmal komplett kostenlos. Es sind nur noch sehr wenige Plätze frei. Anmeldungen bitte wie immer bei Dieter Pohl ([email protected]). Wer zuerst mailt, mahlt zuerst.
Hier der Link zum Internetauftritt des Anzinger SV:
SV Anzing Handball