Vor 200 Zuschauern verlangte der VfL Günzburg dem TV Willstätt, der sich mit aller Kraft einer drohenden Teilnahme an der Nichtabstiegsrelegation entgegenstemmt, alles ab und unterlag ganz am Ende bitter mit 26:27 (15:12). Zumindest ein Punkt lag in steter Reichweite.

Groß waren die Sorgenfalten der VfL-Trainer vor dem Spiel. Zum einen stellt sich die Muskelverletzung von Sergi Ala Sanchez als weiterhin hartnäckig heraus. Erneut musste sein Comeback auf unbestimmte Zeit verschoben werden und zum anderen litt Energiebündel Stephan Jahn, der sich in dieser Saison sehr in den Vordergrund spielte, an einer schmerzhaften Hüftprellung. Erst nach der Einwärmung gab er grünes Licht für einen Einsatz. In großer Personalnot rückte Aufstiegskapitän Axel Leix aus der Reservemannschaft in den Kader. Nerven kann er in der Abwehr auch 3. Liga-Spieler.

Das 1:0 erzielte ein erneut gut aufgelegter Spielmacher Nico Jensen. Nach dem 2:1 durch Matevz Kunst erarbeiteten sich die schon körperlich in Größe und Breite imponierenden Gäste die befürchteten Vorteile. Yanez Kirschner traf zweimal hintereinander zum 6:9. Die Weinroten waren mal wieder überhastet und unnötig in eine Gegenstoßfalle geraten. Nach ein paar Klarstellungen im Team-Time-Out berappelten sich die Schwaben und besannen sich auf ihre kämpferischen und läuferischen Tugenden. Es wurde wirklich um jeden Millimeter Boden der altehrwürdigen Europapokalhalle gerungen. Im Spielbericht wird die Wende durch ein 12:12 von Matevz Kunst dokumentiert. Der Slowene war nicht nur wegen seine acht Treffer bester VfL-Feldspieler und findet durch viel Trainingsfleiß und Geduld allmählich zur alten Form zurück. Das macht für die anstehenden schwierigen Aufgaben Hoffnung. Da auch Torwart Patrick Rösch wie schon im Willstätt-Hinspiel einen Sahnetag erwischte, kippte die Begegnung nun zugunsten der Einheimischen. Jakob Hermann, David Pfetsch und erneut Matevz Kunst trafen zur 15:12-Halbzeitführung. Das sah richtig gut aus.

Der Drei-Tore-Vorsprung konnte bis zum 17:14 in der 36. Minute gehalten werden. All dies kostete immens Kraft. Beherzt wurde weiterhin in der Abwehr zugepackt, doch im Angriff war zu spüren, dass die Durchschlagskraft nachließ. Viele Spieler, die auch mental eine Pause gebraucht hätten, mussten auf dem Spielfeld bleiben. Und der TV Willstätt hatte den besten Mann auf dem Platz, Alexander Velz. Er erzielte mit großer Durchbruchsfreude 11 Tore und war trotz aller Kampfeslust von der VfL-Defensive nicht zu zügeln. Kein Wunder, dass es ausgerechnet ihm vorbehalten war den 19:19-Ausgelich zu erzielen. Nach der Saison wird der aktuell Dritte der Torschützenliste in die 2. Liga zur SG BBM Bietigheim wechseln. Ein guter Einkauf.

Der VfL rang verbissen und führte in der 43. Minute beim 20:19 zum letzten Mal. Die Südbadener hatten fortan immer kleine Ergebnisvorteile. Im VfL-Angriff wurde nun Manuel Riemschneider viel Verantwortung übergeben, immer wieder tankte sich das Kraftpaket entschlossen durch oder setzte seine Nebenleute in Szene. Alles blieb endergebnisoffen. In der 57. Minute traf Matevz Kunst per Siebenmeter zum 24:25. Aktuell überhaupt keine Selbstverständlichkeit beim VfL Günzburg, teilweise kläglich wurden die Strafwürfe vorher vergeben. Wieder setzen die Ortenauer eins drauf. Alexander Jahn, der mit drei Treffern ein bomben Spiel macht, klaute einen Ball und markierte in Unterzahl in der 59. Minute das 25:26. Zuhause, nach all dem Kampf, da darf man im Handball schon noch hoffen. Alles wurde in der Abwehr gegeben. Doch bei 59:25 war Entscheidungsreife. Ionnis Fraggis, die “Griechische Rakete”, traf sicher von Rechtsaußen. Vier Sekunden vor Schluss gelang Daniel Jäger das letzte Tor einer umkämpften Begegnung. Wieder stand der VfL mit leeren Händen da. Der Gast feierte einen wichtigen Sieg und wahrte so seine Chancen auf einen vorzeitigen Klassenerhalt. Punktlos unglücklich war es dennoch endlich mal wieder eine Leistung, auf der man in der kommenden Woche gut aufbauen kann.