von Jan Kubica (Günzburger Zeitung)

Der Aufsteiger zeigt zum Drittliga-Start eine starke und beherzte Leistung gegen Titelkandidat SG Leutershausen. Ein Neuzugang verdient sich beim 24:24 Bestnoten.

Außenseiterdasein hin, Pandemiebedingungen her: Die Handball-Begeisterung ist zurück in der Rebayhalle. Zum Start in die Dritte Liga legten die Handballer des VfL Günzburg an diesem Staatsfeiertag 2020 eine beherzte und spielerisch starke Vorstellung hin. Der Aufsteiger begegnete dem haushohen Favoriten SG Leutershausen vor 300 Zuschauern jederzeit auf Augenhöhe und schrammte am Ende nur haarscharf an einer faustdicken Überraschung vorbei. Das 24:24 (12:13) dürfen die VfL-Spieler absolut als Achtungserfolg werten. Auf jeden Fall machten sie schon zu Saisonbeginn klar, dass sie nicht aufgestiegen sind, um sich sang- und klanglos wieder zu verabschieden.
Das erste Tor der Partie erzielten gleich die Günzburger. Nein, nicht Pascal Buck, obwohl er die ganz dicke Chance dazu hatte. Er setzte den ersten Siebenmeter der Partie allerdings an den Querbalken (3.). Stattdessen traf Stephan Jahn nach einem schnellen Gegenzug (4.).

Mit der Euphorie des Aufsteigers

Fortan ging‘s tempo- und in kurzen Phasen auch torreich hin und her. Die Weinroten schafften es schnell, die Aufstiegs-Euphorie in Spielrausch umzuwandeln – ganz, wie es die Fans aus der zurückliegenden Bayernliga-Runde gewohnt waren.
Auch der erste Zwei-Tore-Vorsprung dieser Partie gehörte den Schwaben. Buck packte im rechten Rückraum einen Gewaltwurf aus, der zum 8:6 im Netz landete (15.). Worauf die Gäste die Zeit gekommen sahen, die erste Auszeit zu nehmen. Die Roten Teufel von der Bergstraße wirkten hier beeindruckt.

Patrick Bieber zeigt starke Paraden

Es folgten einige Minuten, in denen die Günzburger das Ziel ein bisschen zu häufig verfehlten. Langsam arbeiteten sich die Gäste wieder heran und glichen vier Minuten vor der Pause zum 12:12 aus. Dass sie zunächst nicht in Führung gingen, lag zwei-, dreimal in Folge allein an VfL-Torwart Patrick Bieber, der ein paar sensationelle Reaktionen zeigte. Sechs Sekunden vor der Pausensirene gelang dem Favoriten doch der 13. Treffer.
Beeindrucken ließ sich der Aufsteiger davon nicht sonderlich. Im Gegenteil. Drei schnelle Treffer nach Wiederanpfiff gelangen den Weinroten und es stand 15:13. Und weil Patrick Rösch, der nun im Günzburger Tor stand, genau so gut hielt wie zuvor Bieber, blieb es bei der Führung für den Außenseiter. Matevz Kunst besorgte in der 40. Minute das 17:15 und der Neuzugang erzielte in der 47. Minute auch das 19:17. Apropos Kunst: Keine Zweifel gibt es, dass er sich zum Start ins Abenteuer Dritte Liga das Gütesiegel “Bester Mann auf dem Spielfeld” verdiente. Mit ihm haben die Günzburger, so scheint es, einen Glücksgriff getan – was die formidable Leistung der anderen Handballer in weinrot nicht schmälern soll.

Heiße Endphase

Klein beigeben wollten die roten Teufel natürlich nicht. Und irgendwann kamen sie dank ihrer Routine und schierer Kraft auch wieder heran. 20:20 stand es zehn Minuten vor Schluss. Die Angelegenheit wurde nun auch zum Nervenspiel. Es war die Zeit für die gestandenen Handballer im VfL-Team, Verantwortung zu übernehmen. Und erneut war es Kunst, der mit einem verwandelten Siebenmeter das 22:21 herstellte (53.). Auch nach dem erneuten Ausgleich machten die Gastgeber klug weiter, hielten den Ball in ihren Reihen, lieferten dem Favoriten eine heiße Endphase.
Zwei Minuten vor Schluss war Günzburg dem Auftakt-Coup am nächsten. Ein Leutershauser kassierte für ein Foul eine Zeitstrafe, Kunst netzte den fälligen Siebenmeter zum 23:22 ein. Aber die Gäste glichen wieder aus. Noch eine Minute zu spielen. Der VfL hatte den Ball. Und er hatte Kunst. Wieder gab es Siebenmeter. Und wieder traf der Neuzugang. Neun Sekunden trennten den VfL noch vom Triumph. Doch es reichte immer noch nicht, denn Maximilian Rolka traf wuchtig aus dem Rückraum.