TSV EBE FORST UNITED – VFL GÜNZBURG

Wenn die Günzburger Bayernliga-Damen am Freitagabend in der Dr-Wintoch-Halle antreten, dann stehen sie auf sich allein gestellt (Gästefans sind nicht erlaubt) in einem Epizentrum des bayrischen Damen- und Mädchenhandballs. Zwar ist rund um dem Ebersberger Forst, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands nicht mit einem Erdbeben zu rechnen, doch aufpassen muss man schon, dass das gut ausgetüftelte VfL-Handball-Konzept dort nicht ins Wanken kommt. Seit vielen Jahren wird in Ebersberg an professionellen Strukturen gearbeitet. Die weibliche A-Jugend spielt in der JBLH, weswegen die Begegnung auch am Freitagabend stattfindet, denn der Bayernliganachwuchs ist am Wochenende unterwegs. Die Schützlinge von Peter Kees und Frank Stadler werden schon deswegen nicht nur auf einen top ausgebildeten Kader treffen, sondern auch auf eine ideale Mischung zwischen routinierten Spielerinnen und hungrigen Talenten. Es kann bei den Gastgeberinnen deswegen viel gewechselt werden, eine Seltenheit im ausgedünnten bayrischen Damenhandball.

 

Gerne erinnert sich die Mannschaft um Tanja Stoll an die vergangene Saison als sie gegen die „Damen aus dem Wald“ auswärts mit 29:39 und zu Hause mit 41:38 gewannen. Gerade das Heimspiel war eine Werbung für den bayrischen Damenhandball: Ein ungebändigte Tempohatz, ohne jede Damen-hafte Zurückhaltung, in der ordentlich zugepackt wurde. Das wollen die Fans sehen. Die schöne Retrospektive ist für die Gegenwart oft eine Bürde. Wie soll man das steigern? Und vor allem: Die vormals Unterlegenen werden auf Revanche brennen. Erstmals zu Hause, erstmals wieder vor den eigenen, treuesten Fans. „Das muss doch klappen“, wird sich die Durchschnitts-Ebersbergerin hinterlistig denken. Da droht Entfesselung.

 

Doch das kennen die Günzburger Damen, seit dem Stahlbad Bayernliga-Relegation gegen den Laimer SV, scheinen die VfL-Schönen Nerven aus Drahtseil zu haben, sonst wäre der Aufschwung nicht möglich gewesen. Das erste Auswärtsspiel, dann noch in einer Handballhochburg ist eine schöne Aussicht für ein intaktes Team. Spielkrisensituationen in der Ferne zu überwinden, gehört in allen Mannschaftssportarten zu den schwierigsten psychologischen Situationen, aber auch zu ihren vornehmsten Aufgaben. Dem will sich der VfL am Freitag mutig stellen und die Willenskraft des Teams gegen heftigen Widerstand mitten im Wald durchsetzen. Bange machen gilt nicht, je schwieriger die Aufgabe desto besser. „Frau“ ist ja keine Mädchenklasse.

 

Besonders der Rückraum der Oberbayerinnen um Christina Schweiger und Theresa Lettl hat es in sich. Wie bei einem Erdbeben kann da das Torgebälk schon einmal ordentlich wackeln. Zum Saisonauftakt gelang bei dem hoch eingeschätzten HT München ein 21:21. Erfolgreichste Torschützin war Lucie Mäsel mit 8 Treffern. Erst 11 Sekunden vor Schluss gelang Theresa Lettl der Ausgleichstreffer. Da fühlt man sich trotz des einen Punktes als Siegerinnen und möchte zu Hause nachlegen (…)

 

Ganz anders die Pläne der anreisenden Schwäbinnen. Ein Feuerwerk war der Heimspielauftakt noch nicht. Nach monatelangem Training in der Corona-Tristesse müssen Fein-Absprachen und die Team-Mitte noch gefunden werden. Doch das alles Entscheidende gelang. Die Weinroten hatten sich nach 60 Minuten durchgesetzt, die Mannschaft hat als Team funktioniert. Auftaktsiege sind die beste Team-Building-Maßnahme der Welt und bringen zwei Punkte. Darauf lässt sich aufbauen. Auswärts nachlegen, das wäre was! Genau mit dieser Einstellung wird am Freitag die Reise auf der A 8 angetreten.