Der Spielfilm ist schnell erzählt. Nicht einmal führten die Günzburgerinnen, denn das 0:1 erzielte Anna Dybilasz. Die 0:3-Führung in der 6. Minute war ein Vorgeschmack welche Handballwelle da aus dem Ebersberger Forst angerollt war. Obwohl Alena Harder und Tanja Stoll bis zur 6. Minute den Anschluss geschafft hatten, erwies sich das nicht als die erhoffte „Hallo-Wach-Pille“, sondern als leiser Sturm im Wasserglas. Nur Anfangs dominierten beider Abwehrreihen. Beim 5:8 durch Martina Jann in der 23. Minute bestand Handball-Schlagdistanz, doch die Kundigen unter den knapp 100 Zuschauenden sahen mehr. Der VfL-Angriff konnte gegen die zupackende 3:2:1-Deckung der Forst-Ladies keine Zweikämpfe gewinnen. Die Kees-Brüder reagierten taktisch und brachten die 7. Feldspielerin. Wunschgemäß stellte der Meisterschaftsfavorit auf eine defensivere Abwehrformation um. Nun gab es mehr Abschlussmöglichkeiten. Das Duell gewannen allerdings nicht die Günzburger Werferinnen, sondern die Torfrauen aus dem Münchner Osten in Zusammenarbeit mit ihrer Abwehr. Das brachte die gegnerische Gegenstoßmaschine auf Hochtouren, selbst ungeliebte Treffer auf das leere Tore mussten hingenommen werden. Es ging ruck-zuck. Zur Halbzeit stand es 5:13. Das Spiel war längst entschieden, mittlerweile hatte auch die VfL-Abwehr keinerlei Zugriff mehr. Die wenigste Schuld traf noch Torfrau Selina Schlund, die hinter einem offenen Scheunentor verzweifelt zu hüten versuchte.

In der zweiten Halbzeit ging das Spiel auf ein Tor weiter. Bereits in der 37. Minute stand es gerecht 7:19. Alle möglichen taktischen Umstellungen verfehlten gegen einen entfesselten Gegner ihre Wirkung. Endlich wurde die EBE-Defensive nachlässiger. Besonders Alena Harder nützte dies immer wieder zur erfolgreichen Durchbrüchen. Den Zuschauern wurde ab diesem Zeitpunkt wenigstens ein beidseits munteres Tore-Werfen geboten. Über ein 13:23 (45. Minute), ein 15:26 (50. Minute) stürmten beide Teams zum leistungsgerechten 21:32-Endstand. Es hätte auch noch schlimmer kommen können.

Die Ursachen sind vielfältig. Vor allem lag es an EBE Forst United. Sie werden in der Bayernliga nur schwer aufzuhalten sein. Geradezu undamenhaft bedingungslos spielten sie. Einsatzfreudig in der Abwehr, das war auch kein zaghafter Gegenstoß, sondern ein Sturm wie man ihn aus großen Wäldern kennt, jede einzelne Position war top besetzt. Aus einer geschlossen Mannschaftsleistung ragte noch Christina Schweiger heraus. Alter, was die so alles kann?!

Der VfL schaffte es noch nicht von einer harmonischen Saisonvorbereitung auf Wettkampfmodus umzuschalten. Im Training wollen alles das gleiche. Ein Punktspiel ist das Gegenteil. Der Gegner will was ganz anderes, am liebsten Punkte entführen, die eigentliche lieb gewonnene Tragik des Sportes. Da muss mit allen Mitteln, die das Regelwerk erlaubt berserkert werden. Das hat (noch) gefehlt. Erschwert wird das ohne Zweifel durch die sehr lange Wettkampfpause. Frau war zu lange nur unter Freundinnen, das macht gemütlich und zufrieden. Forst United taten die Aufstiegsspiele zur 3. Liga gut. Das Scheitern gegen HC Erlangen war eine harte Lehre, vermittelte aber Wettkampfhärte. Ein Schuss vor dem Bug muss also nicht schaden.

Natürlich fehlten die einfachen Tore von Lena Götz. Sie ist nach langer Verletzungspause noch nicht fit. Auch konnte Neuzugang Helena Jooß noch nicht eingesetzt werden. Das hilft aber nicht. In schwierigen Personalsituation ist die Günzburger Mannschaft schon oft genug noch enger zusammengerückt und mobilisierte zusätzlich Kräfte. Das war diesmal (noch) nicht zu spüren.

Individuell wurden hinten wie vorne einfach zu wenig Zweikämpfe geworden. Das muss sich ändern.

Aus dieser Niederlage kann vermutlich nur wenig gelernt werden. Es gehört zur mentalen Stärke ein solches Spiel einfach einmal abzuhaken und neu zu beginnen. Der Schalter muss dringend auf Wettkampfmodus umgelegt werden.

Damen-Handball-Fan Hofmeister ist sich sicher, dass Mannschaft und Trainer die richtigen Schlüsse ziehen werden und bereits am kommenden Sonntag um 16.30 Uhr bei der HSG Freising-Neufahrn ein wettkampfhartes Team auf dem Feld stehen wird.