Nach einer ausgezeichneten Leistung feiern die VfL-Handballer einen auch in der Höhe verdienten 28:22-Sieg gegen die HSG Bieberau-Modau. Den Verantwortlichen schwante eigentlich nichts Gutes. Da kam ein angeschlagener Gegner aus Hessen an die Donau, dessen Saisonplanung Aufstiegsrunde jäh und unerwartet in der Nichtabstiegsrelegation endet. Nach der Heimniederlage wurde von den Verantwortlichen erst auf die Mannschaft “eingedroschen”, dann der Trainer entlassen. Dem Wunsch nach neuer Ansprache wurde gefolgt. Nachverpflichtungen, wahrlich keine No-Names, konnten getätigt werden. Mehr kann man als Verein eigentlich nicht tun Imposant das Einlaufen der HSG-Riesen, körperlich trafen da zwei Welten aufeinander und man spürte, da kam eine fokussierte Mannschaft, die im Schwäbischen endlich die Wende zum Guten schaffen wollte. Doch 3. Liga ist hart, alles andere als Papierform und vergangene Misserfolgserlebnisse werden im Kopf mitgeschleppt. Wenn es nicht läuft, übernehmen sie unerbittlich das Kopfkino.

Das 1:0 erzielte Matevz Kunst per Siebenmeter. Im Laufe des Spieles sollte er all seine Strafwürfe verwandeln. Zwar ist der temperamentvolle Slowene nach seiner Kreuzbandverletzung immer noch nicht bei 100 Prozent. Diese Qualität und auch sein sicheres Entscheiden im Sechs gegen Fünf sind aber mit ihm ins Team zurückgekehrt. Als Michael Malik, einer der HSG-Rückraumspieler seinen Siebenmeter zum 5:5 verwandelte, war das Spiel komplett ausgeglichen. Die VfL-Defensive stand sicher und war Ausgangspunkt für die Günzburger Gegenstoßmaschine. Stephan Jahn, Nico Jensen, Jakob Hermann und wieder Matevz Kunst per Siebenmeter trafen hintereinander zum 9:5. Das eigene Zweibrückendebakel schien vergessen. Da stand zur Freude der treuen VfL-Fans eine ganz andere Mannschaft auf dem Feld. Es war auch kein Sturm im Wasserglas. In der 19. Minute brach Jakob Hermann unnachahmlich per Gegenstoß zum 11:6 durch. Andre Alves, der von seine Mitspielern endlich wieder gut eingesetzt wurde, erzwang das 14:8. Auf dem Spielfeld wurden überraschende Kräfteverhältnisse definiert. In die Halbzeit ging es bei doppelter Überzahl mit 15:11 in die Halbzeit.

Nun folgte die schwächste Phase der Weinroten. Wurde in der ersten Halbzeit das Überzahlspiel glänzend gelöst, so konnten die vier Bieberauer Zeitstrafen zwischen der 27. und 34. Minute nicht zum eigenen Vorteil genutzt werden. Im Gegenteil: Leonid Mykhaillutenko traf zum 17.15. Die Hessen kämpften verbissen nach der Halbzeit. Die VfL-Zuschauer und Bankspieler sorgten sich. Der Spieler muss in solchen Spielkrisensituationen im eigenen System bleiben, schlechte Erinnerungen an gekippte Spiele nach gutem Start – und davon gab es viele – dürfen nicht die Überhand gewinnen. Nachdenken hilft nicht, ständig neue Spielsituationen müssen bewältigt werden. Spielen ist gegenwartsorientiert. Patrick Rösch vernagelte nun die Bude. Der Blick blieb bei erhobenem Haupt nach vorne gerichtet. Das muss man nach einer solchen Saison erst einmal schafften. Zweimal Stephan Jahn, der hinten wie vorne ein phänomenales Spiel ablieferte und zweimal David Pfetsch vertrieben innerhalb von drei Minuten alle Sorgen. 21:15! Neu-Trainer Ralf Ludwig nahm eine Auszeit. Auch das half nicht. Andre Alves und wieder dieser Stephan Jahn trafen zum 23:15. Der VfL war kurz explodiert. Wann hatten die Günzburger zuletzt zu Hause mit 8 Treffern geführt? Das Spiel war früh entschieden. Die Gäste wirkten verzweifelt – so viel hatten sie sich vorgenommen. Alles wurde am Ende noch versucht: Einfache und doppelte Manndeckung. Es reichte nur zu einer kleinen Resultatsverbesserung. Das 28:22 war an diesem Tag ein gerechtes Endergebnis. Befreit tanzten die Günzburger Handballlieblinge vor ihren begeisterten Fans den Tanz der Sieger.

Zu Hause ist eine positive Tendenz festzustellen. Die letzten beiden Heimspiele wurden gewonnen, davor gab es eine denkbar knappe 26:27-Niederlage gegen einen sehr starken TV Willstätt. Der VfL Günzburg freut sich heute schon auf den kommenden Samstag, wenn um 19.30 Uhr der SV Zweibrücken zum Rückspiel antritt.