Herren – Bayernliga
Die Bayernliga-Handballer des VfL Günzburg schlagen den TSV Allach 30:24. Glanz versprühen sie vor 600 Fans allerdings nicht. Ein Neuzugang zählt zu den Besten.
Die gewaltige Welle der Freude und Erleichterung formte sich bereits auf dem Weg in die Kabine. Vor ihrem ersten Bayernliga-Auftritt hatten die Handballer des VfL Günzburg ja nicht wirklich wissen können, wo sie stehen. Der Aderlass nach dem Abstieg aus der 3. Liga war gewaltig gewesen, sieben Hochkaräter hatten den Verein verlassen. Da muss sich ein Team erst mal wieder finden. Das gelang in den 60 Minuten gegen den TSV Allach ordentlich. Am Ende sprang ein ungefährdetes 30:24 (17:11) heraus. Chefcoach Stephan Hofmeister merkte nach einigem Abwägen an, er sei „insgesamt zufrieden“ und gönnte sich den Genuss einer Prise Schnupftabak.
Stephan Jahn wirft acht Tore
Vor 600 begeistert mitgehenden Fans präsentierten sich die Gastgeber heiß auf die neue Aufgabe, nach Möglichkeit eine Spitzenposition in dieser Bayernliga-Vorrunde zu erreichen. Die ersten beiden Günzburger Tore der neuen Runde warf Stephan Jahn. Er präsentierte sich gleich zum Saisonstart in prachtvoller Verfassung, erzielte insgesamt acht Treffer und war damit ein entscheidender Faktor beim deutlichen Heimsieg.
Einen zweiten hatten die Günzburger im Tor stehen. Patrick Rösch packte über die Begegnung verteilt fünf, acht, vielleicht auch zehn unglaubliche Paraden aus. Auf ihn war vor allem dann Verlass, wenn sich seine Vorderleute kurze Auszeiten nahmen und Allach den Rückstand auf Dimensionen verkürzen konnte, die den Aufsteiger in Spurenelementen auf eine Wende hoffen ließen. Darüber hinaus lenkte Rösch das Spiel der VfL-Abwehr routiniert und gewohnt emotional.
Und die Günzburger hatten noch weitere Trümpfe im Ärmel. Zu den von Hofmeister namentlich gelobten Spielern zählten Yannick Meye, der das Abwehrzentrum dicht machte und David Pfetsch, der auf Linksaußen nicht zu stoppern war und sechs Tore warf.
Bärenstark auf der Rechtsaußen-Position
Noch eine Spur auffälliger setzte sich sein Pendant auf der rechten Seite in Szene. Der blutjunge Noah Heisch, der seine Wurzeln beim TSV Niederraunau hat und in der abgelaufenen Runde für den TSV Allach in der A-Jugend-Bundesliga glänzte, feierte eine famose Premiere im schmucken schwarzen Trikot der Weinroten. Dass der Frischling sofort Siebenmeter-Verantwortung übertragen bekam und alle drei Strafwürfe verwandelte belegt, wie eingebunden der Neuzugang bereits ist. Insgesamt erzielte Heisch sechs Tore und sein Trainer lobte ihn mit leichtem Überschwang im Unterton: „Er hat gezeigt, dass er ein guter Bayernligaspieler ist.“
Die Frage, wer das Spiel gewinnen würde, stellte sich allerhöchstens eine Halbzeit lang. Zu deutlich waren die Unterschiede zwischen Absteiger und Aufsteiger, zu krass das Gefälle in den direkten Duellen. Aus sportlicher Sicht schade war, dass die Münchner den Günzburgern mit aller Gewalt den Schneid abkaufen wollten und im ersten Durchgang kräftig, teilweise über die Grenzen wahren Sportsgeists hinaus hinlangten. Einmal landete die Hand von Yanic Malter mitten im Gesicht von Jakob Hermann, der zu Boden ging und erst mal liegen blieb (14.), einmal hebelte Philipp Balzer den fintenreich agierenden David Pfetsch im Stile eines Freistilringers aus (16.), einmal checkte erneut Malter den durchlaufenden Pfetsch böse über die Seitenauslinie (27.). „Wo sind wir denn“, ereiferte sich Hofmeister in dieser Szene. Die Unparteiischen Lars Gruner und Benjamin Mahler, die leistungsmäßig noch in der Sommerpause verharrten, ließen es jeweils bei Zeitstrafen bewenden. Womöglich hätten ein, zwei Rote Karten die Angelegenheit etwas früher beruhigt als die Halbzeitpause.
Momente mit Spielwitz
Immerhin: Die Günzburger ließen sich nicht zu Revancheakten hinreißen und nutzten ihre Überzahl-Chancen cool. Über 5:2 (7.) und 10:6 (15.) bauten sie ihren Vorsprung aus, obwohl längst nicht alles am Schnürchen lief. Aber es gab auch Momente mit Spielwitz.
Das Günzburger Auftakt-Tor im zweiten Durchgang ließ dreieinhalb Minuten auf sich warten. Dann traf Stephan Jahn – für diese Begegnung typisch – im zweiten Versuch zum 18:12. Anschließend plätscherte die Partie der Schlusssirene entgegen. Coach Hofmeister nutzte die Gelegenheit zum großflächig angelegten Personalwechsel und räumte hinterher ein, das habe „nicht so gut funktioniert.“ Erklärend fügte er hinzu: „Im Handball reichen sieben Spieler nicht. Man weiß nie, wann man den achten, neunten, zehnten Mann braucht.“
Hofmeister sieht „zu viele Fehler“
Gut fand der Günzburger Trainer, dass sein Team das geplante Tempospiel durchsetzte. „Aber wir haben viel zu viele Fehler gemacht“, kritisierte Hofmeister. „Wenn wir ganz oben mitspielen wollen, müssen wir schleunigst unsere Fehlerquellen minimieren.“
VfL Günzburg Bieber, Rösch; Schmidt (1), Pfetsch (6), Meye (1), M. Jahn, S. Jahn (8), Telalovic, Hermann (4), Jensen, Heisch (6/3), Dragicevic (2), Baur, Jäger (2)