Herren – Bayernliga

Bayernliga-Männer: Ziemlich unerwachsener Auftritt in Allach

Mit 27:25 (16:13) unterlagen die VfL-Handballer beim starken Aufsteiger TSV Allach. Während sich die Oberbayern von Anfang an auf ihre eigenen Stärken besannen, konzentrierten sich die Schwaben vor allem auf die Schiedsrichter. Leicht hatte es das engagierte Gespann Julius Hlawatsch und Paolo D´Oria nicht, mussten sie doch unmittelbar zuvor ein JBLH-Spiel leiten. Zwar herrschen überall die gleichen Regeln, Jugendbundesligaspiele mögen technisch auch durchaus anspruchsvoller sein als Männerspiele, nur körperlich wohnt denen eine andere Verhältnismäßigkeit inne. Das hat nichts mit brutalem Männersport zu tun, Handball ist fair, sondern mit körperlicher Entwicklung nicht nur durch falsche Ernährung, sondern auch durch jahrelanges gezieltes Krafttraining.

Gleich in den ersten drei Minuten entschieden die Referees auf zwei Zeitstrafen gegen den VfL Günzburg. Das ist ungewöhnlich, sollen die Strafen doch progressiv (Ermahnung, Verwarnung, Zeitstrafe) aufgebaut werden, kann aber schon einmal vorkommen, wenn es den Schieris zu bunt oder gar zu rüde wird. Die Aufregung, die dieses strikte Vorgehen in der Günzburger Mannschaft verursachte, war ein Schlüssel zur Niederlage. Ganz unnötig wurden die Nerven wie Drahtseile gespannt, auf der Bank, in der Halbzeit und nach dem Spiel standen die Schiedsrichter im Mittelpunkt. Das lenkt ab, besonders auf dem Spielfeld, die nächste Spielsituation stand nicht im Focus.

Als Noah Heisch, der von seinem Ex-Verein sehr hart angegangen wurde (auch das gibt es in einem JBLH-Spiel eher selten), in der 7. Minute das 3:3 erzielte, waren die ersten beiden Zeitstrafen längst Teil der ruhmvollen bayrischen Handballgeschichte. Ihre tatsächliche Auswirkung war also gleich Null. Mit fairem Einsatz wurde das frühe Unterzahlproblem handballbegeistert gelöst. Nun hätte man also endlich vollzählig an die gute Leistung vom vergangenen Wochenende anknüpfen können, nur man war halt abgelenkt und regte sich lieber ein wenig auf.

Hinzu kam, dass Allach an diesem Tag einen Held hatte. Groß, einfach riesig war er und stand im Tor. Reihenweise entschärfte der Handball-Zerberus Günzburger Großchancen: Zwei Siebenmeter wurden verworfen, vier komplett Freie vom Kreis (…). Chancen wurden am laufenden Band produziert, vielleicht war man einfach zu abgelenkt um sie auch zu verwerten?

Trotzdem blieb die Begegnung bis zum 11:10 durch Alexander Jahn, der ein starkes Comeback feiern konnte, komplett offen. In der 23. Minute erhielt dann Yannick Meye seine zweite Zeitstrafe. Wenn einer der Abwehrregisseure auf die Bank muss, weckt das im VfL-Team regelmäßig Beschützerinstinkte bis hin zu Unmöglichkeitstheorien. Sicher ein Zeichen für eine gut funktionierende Gruppe, gedanklich entfernt man sich aber von den gestellten Spielaufgaben. Der TSV Allach nütze den Gesprächsbedarf und rannte erst einmal auf 16:10 davon. Gewechselt wurde nach einem abschließenden Siebenmetertor (16:11) durch Alexander Jahn.

Prächtig war die Stimmung in der Eversbuschhalle. Ein engagierter Hallensprecher trieb Fans und Heimmannschaft zu Höchstleistungen. Der VfL traf nicht. Die angestrebten und erspielten „beherrschbaren“ Wurfsituationen beherrschte in dieser Phase einzig der Münchner Torwarttitan. In der 42. Minute erzielte Dominik Hofmann das 21:14. Manches erinnerte an 3. Liga-Auswärtsspiele. Sandro Jooß nahm eine Auszeit. Um Taktik ging es nicht, sondern um Beruhigung. Und endlich wurde es besser. Für den guten Spielmacher Nico Jensen war mittlerweile Nico Schmidt gekommen, der das Vertrauen seiner Trainer mit drei Treffern in der crunch-time belohnte. Günzburg blies zur Aufholjagd. Beim TSV schwanden die Kräfte. Sie dürften die vielen Spielzeitunterbrechungen dieser Phase geradezu „voll supi“ gefunden haben, der VfL gar nicht. Schiedsrichter haben es einfach nicht leicht weder am Anfang noch am Ende vom Spiel.

Nach einem Tor von Jakob Hermann war der 25:24-Anschlusstreffer erzielt. Sollte es noch ein Happy-End für die Schwaben geben, fragten sie die mitgereisten siebzehn VfL-Handballfans. Heute wissen wir: Nein, es gab kein weiteres Günzburger Tor. Beim 59:13 gelang Maximilian Zilz mit dem 27:24-Knock-Out.

Die vielen Auswärtsniederlagen der letzten Jahren sind kein Zufall, von erwachsenen Handballern muss auch ohne Unterstützung des Heimpublikums eine Bewältigung von Spielkrisen erwartbar sein; sonst liefert der schönste Bus der Liga auch weiter eifrig Punkte.

Da auch Cheftrainer Hofmeister eine weinrote Brille trägt, lässt er das Spiel nun zur persönlichen Erhellung von einem verbandsfremden Schiedsrichterbeobachter privat analysieren. Dann werden die kritischen Szenen, davon gab es viele, mit der Mannschaft besprochen. Ein Vorgehen das während des Spieles schon rein zeitlich nicht stört.