Herren – Bayernliga
In einem temperamentvollem Handballspiel unterlag der VfL nach großem Kampf fünf Sekunden vor Schluss gegen Bayernligaspitzenreiter TV Erlangen-Bruck mit 32:33 (17:15). Vor dem Spiel gab es gute Nachrichten. Seit Freitag konnten Michael Jahn und Daniel Jäger nach halbwegs überstandener Grippe wieder am Mannschaftstraining teilnehmen, ohne ihre Energie hätte man gegen die stark besetzten Mittelfranken nicht mithalten können. Sorgen im Vorfeld bereiteten die eingeteilten Schiedsrichter, vor etwa einem Jahr in Allach kam man mit den 3.Liga-Schiedsrichtern überhaupt nicht zu recht. Dass höherklassig eine andere Linie gepfiffen wird, ist in Günzburg aus fünf Jahren JBLH und zwei Jahren 3. Liga bekannt und gerne gesehen. Dieses Mal wollte es die Mannschaft dem Gespann schwer machen, Zeitstrafen zu verteilen. Lange schien das gut zu gehen.
Die ersten beiden Treffer erzielten Alexander Jahn per Strafwurf, nervenstark sollte er im Folgenden all seine fünf Siebenmeter verwandeln, und David Pfetsch. Nach zwei Treffern von Lorenz Maidl und Benjamin Beyer glichen die Brucker erstmals beim 4:4 aus. Fortan erspielten sich die Gäste kleinere Vorteile und führten stets knapp. Mit der Hereinnahme von Daniel Jäger verdichtete sich die Abwehr nochmals. Auffälligster Akteur zunächst Kilian Weigl mit seiner unnachahmlichen Dynamik. Sein Ausscheiden wegen eines Lippencuts verhieß zunächst nichts Gutes. Er musste in die Notaufnahme und wurde mit zwei Stichen genäht. Die Mannschaft rückte nun noch näher zusammen und Nicolai Jensen schwang sich als Spielmacher und cleverer Vollstrecker zur Höchstform auf. Für den glücklos agierenden Sascha Langhans kam Patrick Bieber zwischen die Pfosten.
Der VfL Günzburg gewann wieder leichtes Oberwasser. Patrick Bieber kam gut ins Spiel. Mit dem Halbzeitpfiff gelang Nico Jensen das 17:15. Nach einer tollen Halbzeit frugen sich die zahlreichen Zuschauer, ob die Kräfte reichen würden.
Nach Wiederanpfiff traf der überragende Nico Jensen zum 18:15. Obwohl beidseits plötzlich viel verworfen wurde, die Torwarte dominierten diesen Spielabschnitt, hatte der Drei-Tore-Abstand lange Bestand: 18:15, 20.17 und 26.23. Patrick Bieber hielt in dieser Phase was zu halten war, zur Not mit dem Kopf. Mehrfach versäumten es die Weinroten wenigstens auf vier Tore davon zu ziehen. Im Angriff fiel dem TV zu diesem Zeitpunkt nicht allzu viel ein. Allerdings hatten sie mit Philipp von Alvensleben eine Wurfversicherung dabei. Immer wieder verkürzte der Rückraumspieler wuchtig. Beni Telalovic, der Noah Heisch zu einer Verschnaufpause verhalf, traf aus spitzem Winkel in der 50. Minute zum umjubelten 27:24. Es sollte der letzte Drei-Tore-Vorsprung sein. Zu viele Chancen wurden liegen gelassen. Beim 28:27 und 29:28 stand das Spiel auf des Messers Schneide. Stephan Jahn gelang in der 55. Minute noch einmal eine Zwei-Tore-Führung zum 31:29 .Ferdinand Weiß und Steffen Banik glichen zum 31:31 aus.
Dann die spektakulärste Schiedsrichterentscheidung: Bei 57.53 erhielt ein verdutzter Daniel Jäger eine Zeitstrafe, weil er im Abwehrgetümmel ein Stürmerfoul „erschauspielert“ habe, so einer der Schiedsrichter. Zwar ist Daniel Jäger bislang noch nie durch unsportliches Verhalten aufgefallen, freilich kein Entscheidungskriterium. Möglich ist so ein Pfiff auch. Unsportlichkeit hat im Handball nichts zu suchen. Ein Urteil will man sich darüber erst nach der Videoanalyse erlauben. Schon davor ergeben sich grundsätzliche Fragen der Verhältnismäßigkeit: Trotz eines hochintensiven Spieles, in dem sich beide Mannschaften nichts schenken, gelang es den VfL-Verteidigern bis dahin mit einer Verwarnung (2. Minute) und einer einzigen Zeitstrafe gegen einen Außenverteidiger auszukommen. Für sich eine regeltechnische Glanzleistung, die von allen Seiten Respekt verdienen sollte! Niemand beim VfL leugnet aber, dass eine solche Entscheidung möglich und geboten sein kann.
Die letzten gut 2 Minuten wurden so noch schwieriger. Cleverle Alexander Jahn hatte zweimal den Ball schon heraus gefangen, unglücklich geriet das Runde jeweils ins Seitenaus. Die Erlanger blieben in Ballbesitz. Ferdinand Neuß traf zum 31:32. Tausendsassa Nicolai Jensen glich 35 Sekunden vor Schluss zum 32:32 aus. Team-time-out der Gäste! Die Spannung war nur schwer zu ertragen. Ganz am Ende gelang Lennart Kessler das 32:33. Eine wirklich bittere Niederlage.
Link zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupMeetingReport?meeting=7450959&championship=BHV+2023%2F24&group=335107