Herren – Bayernliga
Mit 31:31 nahmen die Günzburger einen Punkt aus dem Lohrer Hexenkessel mit. Dass der Becher gefühlt eher halbvoll, als halbleer war, war später zu spüren. Das Spiel selbst war schwierig. Stephan Jahn fehlte immer noch wegen seiner Bauchmuskelzerrung Und wie im Vorbericht zwischen den Zeilen angedeutet, nahmen die Lohrer Kilian Weigl von Anfang an an die kurze Leine. Eine Bayernligamannschaft trifft das natürlich nicht unvorbereitet. Zwar erzielte der A-Jugendliche diesmal nur zwei Tore, allerdings waren die Angriffsräume deutlich größer, wovon besonders die Außen David Pfetsch (neun Tore bei zehn Versuchen) und Noah Heisch (2) profitierten.
Den etwas besseren Start erwischten die Gäste. David Pfetsch begann seine Torejagd gleich mit dem ersten Treffer des Spieles. Die Günzburger Abwehr schmeckte den Franken nicht so recht. Kilian Weigl zeigte erstmals auf Vornemitte über fast das ganze Spiel sein Abwehrtalent, während Daniel Jäger hinter ihm die Defensive organisierte und Fehler seiner Nebenleute fleißig ausbügelte.
In der 14. Minute stand auf dem Spielbericht ein 5:9. Die Gastgeber nahmen eine Auszeit. Das Spiel wurde ausgeglichener. Trainer Hofmeister gab seinen Spielern zusätzliche Handlungsoptionen gegen die Manndeckung, nicht alle waren gut in die Handballtat umzusetzen. Bis zur 24. Minute (11:14) schien der VfL dennoch alles gut im Griff zu haben. Danach folgte eine Schwächephase, kein Tor sollte mehr gelingen und so ging es unentschieden mit 14:14 in die Kabine. Die Pause mit taktischer Besprechungsmöglichkeit kam gerade recht.
Wieder waren die Schwaben am Zug. Noah Heisch traf in der 41. Minute zum 20:22 und David Pfetsch in der 47. zum 24:26. Angetrieben von zahlreichen Zuschauern raffte sich der TSV nun zu seiner stärksten Phase auf. Spielmacher und Goalgetter Maximilian Schmitt, sowie Kreisläufer Bernado Gomez de Almeida erzielten je zwei Tore. Die Halle tobte und in der 53. Minute leuchtete ein 28:26 von der Anzeigentafel. Sollte nun der Heimvorteil und die innere Begeisterung der Heimmannschaft nach einer Aufholjagd den Ausschlag geben?
Heute wissen wir: Nein!
Die Weinroten mobilisierten die letzten Reserven. Michael Jahn stellte den Anschlusstreffer her. Alexander Jahn verwandelte, obwohl er seinen allerersten Siebenmeter nicht ins Eckige traf, seine Strafwürfe vier und fünf nervenstark. Aus einem aufopferungsvoll kämpfenden Team ragte Daniel Jäger heraus- Mehrere Bälle fing er heraus, einmal lief er gar erste Welle – dabei bestand latent Überholungsgefahr – und traf. Beim Stand von 30:30 – es waren noch 70 Sekunden zu spielen – verurteilten die jeder Zeit entscheidungsfreudigen Schiedsrichter*innen Alexander Jahn zu einer Zeitstrafe. Höchststrafe wie eine Rote Karte wegen Abstands in dieser Phase. Die sieben mitgereisten Zuschauer, die gegen die fränkische Übermacht alles gaben, sahen weinrote Felle auf dem Main davonschwimmen. Routinier Maximilian Schmitt nutzte die Überzahl. Im Gegenzug sorgte der Sportreferent der Stadt Günzburg und Rechtsanwalt Michael Jahn mit seinem wichtigsten Treffer nicht nur für das 31:31, sondern auch für Gerechtigkeit.
Fünfzehn Sekunden waren noch zu spielen. Die Abwehr hielt den Punkt fest. Nach der Entscheidung, dass der Becher halb voll und nicht halb leer war, machte sich vorweihnachtliche Fröhlichkeit breit. In der Kabine wurde Glühwein nach einfachen Männerrezepten gekocht. Im Bus waren innerhalb kürzester Zeit die Becher plötzlich arg voll.
Leider kann sich die Mannschaft diese Saison vor Weihnachten wegen des Spielplanes erstmals nicht von ihren Fans verabschieden. Dafür brachte sie einen Punkt als Geschenk mit.
Hier geht es zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupMeetingReport?meeting=7450956&championship=BHV+2023%2F24&group=335107