Herren I: Trotz starker Leistung eine Niederlage in Bayreuth

Nach einer taktisch und kämpferisch tollen Leistung steht der VfL Günzburg nach einer 27:30 (12:12)-Niederlage gegen starke Bayreuther am Ende mal wieder mit leeren Händen da. Da in der Dritten Liga Ost die HSG Coburg 2000 II nach einer 20:23-Niederlage bei der HSG Hanau erstmals mit zwei Punkten Rückstand auf einen Abstiegsplatz rutschte, zieht sich die Landesligaschlinge um die Weinroten immer enger zusammen. Der aktuelle drittletzte Platz bedeutet erstmals: Abstieg in die fünfte Liga. Die Fieberkurve der Coburger Reserve verheißt gar nichts Gutes. Ausgeholfen wird aus der 1. Liga, eine Dritte Liga ist jedoch so stark, dass das kein Allheilmittel ist. Der VfL wird in den verbleibenden fünf Spielen, sehr viele Punkte gebrauchen um das Unmögliche, noch einen Platz in der Tabelle (fünf Punkte Rückstand) zu klettern, zu schaffen.

 

Die HaSpo-Spieler sind Abwehrkünstler, als Team verfügen sie geich über mehrere ebenso durchdachte wie komplizierte offensive Deckungsformationen. Doch jedes System hat sein Gegensystem und die jungen VfL-Spieler konnten diesmal die taktischen Vorgaben von Trainer Stephan Hofmeister deutlich besser umsetzen als das noch im Hinspiel der Fall war. Sowohl Nicolai Jensen als auch Lars Braun hielten die Spielfäden schlau in der Hand und trafen die fränkischen Abwerhspezialisten immer wieder im freien Raum. Den Torreigen eröffnete jedoch der Regisseur der Bayreuther Yannik Meyer-Siebert, der auch als Torschütze mit 11 Buden von allen möglichen Positionen überzeugte. Dann übernahmen die Günzburger Abstiegskandidaten gegen die bayrische Spitzenmannschaft nach und nach das Heft des Handelns. Beim 3:3 trafen erst Wurfkünstler Stefan Knittl, dann Gegentoßspezialist Nico Hermann und schließlich Nico Jensen vom Kreis. Kein neutraler Zuschauer der Welt wäre in der Begegnung auf die Idee gekommen, dass da ein Team von ganz oben gegen ein Team von ganz unten spielt. Bis zum 10:12 durch Raphael Groß hatte der VfL kleine Vorteile und richtig Handballspaß. Hätten die HaSpo-Trainer in dieser Phase nicht doch ihren mit Abstand durchschlagskräftigsten Angreifer Marius Hümpfer, der beim VfL auch als Jugendtrainer sehr geschätzt wird, nicht eingesetzt, wäre für die stets tapferen Schwaben mehr drin gewesen als ein 12:12. Auch zwei sehenswerte Kempa-Treffer der Gastgeber halfen dem Favoriten zum Unentschieden.

 

In der zweiten Halbzeit war die HaSpo erst einmal die bessere Mannschaft, durch Günzburger Zeitstrafen wurde der Komplexitätsdruck auf den VfL-Angriff noch größer und erschwerte die eigene Defensivaufgabe. Beim 19:16 und 20:17 auf der Anzeigentafel schien der Favorit auf der bekannten Siegertraße. Doch die VfL-Youngster spielten an diesem Tag nicht nur schön, sondern kämpften auch so wie man es von einem Abstiegskandidaten erwarten muss. Zweimal Stefan Knttl und einmal Jonas Lehr glichen nervenstark von den Außenpositionen zum 20.20 aus. Überhaupt glänzte lange der Angriff: Die Halbspieler hielten sich oft im richtigen Moment zurück und der omni-prässente Daniel Jäger war der bekannt heiße Unruheherd.

 

Die Abwehr begann allerdings zu wanken, Torwart Tizian Schmid musste in dieser Phase schon einen Gegenstoß und einen zweiten “Freien” wegzaubern. Wieder zog die HaSpo auf drei Tore davon (25:22 in der 53. Minute). Längst hatten sie mit einem weit vorgezogenem Abwehrspieler neuen Ideen-Druck auf die Günzburger gemacht. Dann war Entscheidugsreife: Kurz hintereinander erhielten die Franken zwei Zeitstrafen, was teilweise doppelte Überzahl bedeutete. Zwar erzielten die VfL-Spieler in dieser Phase phänomenale vier Treffer, doch kassierten sie durch arge Denkfehler in der Abwehr auch zwei völlig unnötige Tore. Das 25:27 war zu wenig aus diesen Überzahlvorteil. Jetzt, erst jetzt, häuften sich die Fehler, ein Ballverlust und zwei “Freie” nach vorher starker Wurfeffektivität wurden vergeben. So wurde der Favorit seiner schönen Rolle gerecht und gewann am Ende mit 30:27. Und die VfL-Spieler ließen die Köpfer noch tiefer hängen als sonst. So greifbar war der Favoritensturz

 

Die Trauer wird nur kurz sein, denn das Spiel hat Mut gemacht. Noch sind es fünf Spiele. Das Erfolgsrezept vom guten Spiel wie gegen Haunstetten und Bayreuth zum Sieg ist einfach, der Einzelne muss ein paar Fehler weniger machen. Die Spieler hatten und haben es in der Wurfhand.

 

Es spielten. Bieber, Schmid; Knittl (8/1), Guckler, Jahn (2), Buck (2), Leix, Braun (3), Groß (1), Jenen (2), Lehr (2), Hermann (1), Jäger (6) und Nief.