Bayernliga-Männer: HaSpo Bayreuth -VfL Günzburg 21:29 (11:15)

Endlich gelang es den VfL-Handballern gegen ein Spitzenteam der Liga zu gewinnen. Beim heimstarken HaSpo Bayreuth dominierten die Günzburger mit einem 29:21 (11:15) überraschend deutlich, schließlich hatten die Wagnerstädter aktuell nicht nur einen Lauf, sondern bis Samstagnacht konnten sie sich mit nur drei Minuspunkten zusammen mit der DJK Waldbüttelbrunn als einzig ernst zu nehmende Verfolger Aufstiegs-strebsamen Klassenprimus HSC Bad Neustadt fühlen. Das beschwingt gerne.

Nur ungern fahren die Bayernligisten in die liebevoll als “HaSpo-Wohnzimmer” bezeichnete Bayreuther Sporthalle Ost. Das liegt bestimmt nicht an der Atmosphäre, der Verein und seine Handball-begeisterten Zuschauer sind schlicht sympathisch. Da wird angefeuert, nicht gepöbelt und man spürt, hier will ein Verein ein guter Gastgeber sein. Es liegt an der Deckung. Die HaSpo-Trainer haben sich da einiges einfallen lassen. Der gewohnte Spielfluss kommt nur selten auf. Ständig wird man von ebenso fairen wie aggressiven Verteidigern angegriffen, eine kleine Unaufmerksamkeit und der Ball landet in der fränkischen Gegenstoßmaschine. Der VfL freut sich im Gegensatz zur Konkurrenz auf diese Herausforderung, denn die taktische Komplexität erinnert an die Erlebnisse in der A-Jugendbundesliga. Jedes Konzept ist anfällig für ein Gegenkonzept. Und das Gegenkonzept hat diesmal nicht nur gepasst, sondern konnte von den VfL-Spielern auch unter größtem Stress und Komplexitätsdruck durchgesetzt werden.

Schon der Start war vielversprechend. Nicolai Jensen, Jakob Hermann und Jonas Lehr erzielten die ersten drei Treffer zum 3:0. Die mitgereisten VfL-Fans, die von VfL-Vorstand Walter Hirsch angeführt wurden spürten, das VfL-Team brennt. Heiß waren Axel Leix und seine schwäbischen Handballfreunde. Beide Abwehrreihen setzten zunächst die Akzente, dahinter standen exzellente Torhüter, auch wenn Patrick Bieber mit einer erneut überragenden Leistung das Torwartduell über 60 Minuten gewann. Ein paar Fehlwürfe zu viel ließen die lauffreudigen Gastgeber auf 3:5 und 6:8 herankommen. Wichtig war dass Cheftrainer Hofmeister Frieder Bandlow mitgenommen hatte, denn Kunstwerfer Jonas Lehr hatte sein Visier noch nicht richtig justiert. Dem Talent war es dann vorbehalten die 13:8-Führung zu erzielen. Da staunten die engagierten Zuschauer auf der Tribüne nicht schlecht. Fest hielt die Mannschaft zusammen. Rochaden wurden geschickt eingesetzt, denn einer der Stärksten, Pascal Buck, hatten einen Cut am Kinn und ein Problem mit der Strecksehne. Nach drei Treffern wurde für ihn Werfen unmöglich. Ausdruck bedingungslosen Kampfes. Das 11:15 auf der Anzeigentafel war ein gerechter Pausenstand.

Die Weinroten setzten nach Wiederanpfiff durch die guten Schiedsrichterinnen durch Nicolai Jensen gleich noch Eins zum 11:16 drauf. 10 Treffer sollte der Spielmacher erzielen, viele davon aus der Nahwurfzone. Dort, hinter den offensiven Verteidigern lag der Schlüssel zum VfL-Erfolg. Er und der abwehrstarke Kreisläufer Daniel Jäger leisteten hier filigrane taktische Kleinarbeit. Doch der Bayreuther hält sein “Wohnzimmer” stets in stolzen Ehren. Sauber soll es sein, unbefleckt von Niederlagen.Die HaSpo gab alles und kam auf 19:21 heran. Jetzt gelang Raphael Groß, der es als Rechtshänder im rechten Rückraum besonders schwer hatte, der Befreiungsschlag mit einem Rückraumtreffer zum 19:22. Jonas Lehr hatte seine seltene Spielpause auf der Bank zur Neu-Fokussierung genutzt, traf plötzlich wie (fast) immer zum 23:19. Die HaSpo-Trainer versuchten in dieser Phase alles. Die Deckung wurde umgestellt, der siebte Feldspieler gebracht. An diesem Tag blieben diese Geheimwaffen stumpf. Die Spieler hatten ein wenig vor der VfL-Defensive resigniert, Fehlwürfe häuften sich. Und Günzburg? Wie aus einem Guss. Ab dem 23:20 gelang ein fulminanter 5:0-Lauf. Die Jungs um “Papa” Scholz hatten einen Sahnetag. Beim 28:20 war die Grundlage für eine kurzweilige Drei-Stunde-Rückfahrt im VfL-Partybus gelegt. Freibier und fetzige Musik genügen dem jungen Schwaben als Rahmenbedingungen

Alles wirkte so leicht: Viel wurde dafür gearbeitet. Eine genaue Spielvorbereitung, Anreise im Vier-Sterne-Bus, schwäbische Brotzeit auf weinrotem Biertisch in fränkischer Höhe, jede Menge physiotherapeutische Unterstützung von Hans-Peter Beer, Stefan Knittl kam direkt von der B-Trainer-Prüfung in Anzing, Videoanalysen (…). Und kaum war das Spiel rum, wurden Frieder Bandlow und Stephan Hofmeister extra im Pkw nach Hause gefahren um sich auf das JBLH-Spiel am Folgetag vorbereiten zu können. Erfolg ist kein Zufall. Ein Hoch auf das Ehrenamt.

Es spielten: Bieber, Mendle; Groß (2), Knittl, Jensen (10), Hermann (3), Lehr (3), Buck (3), Jahn Michael, Scholz (4), Jäger (3), Jahn Stephan, Bandlow (1) und Leix.