Bayernliga: TSV Ottobeuren – VfL Günzburg
In einer umkämpften Partie behielten die VfL-Spieler kühlen Kopf und gewannen beim abstiegsgefährdeten TSV Ottobeuren mit 29:26 (12:12). Nicht nur die Mannschaft beeindruckte mit einem abgezockten Auftritt, überragend der Gesamtauftritt der Günzburger Handballbewegung. Da ist Begeisterung wach geküsst. Der Mannschaftsbus war gerammelt vor, die AH hatte einen zusätzlichen 70-Mann-Bus für die Fans organisiert um die neue Handballgeneration gebührend anzufeuern und in die Winterpause zu verabschieden. Es wuselte nur so, überall schienen Günzburger. Die B-Jugend kam aus Nürnberg vom Punktspiel gegen den TV Eibach angereist, die Damen vom Landesligaspiel aus Biessenhofen. Nicht nur die Handball-Dynastien Hartmann und Leix nützen das Auswärtsspiel zum Familenausflug. Viele Günzburger Autos säumten den Parkplatz rund um das Sportzentrum. Tom Ruess, bis zur B-Jugend noch Mitspieler war aus Bayreuth angereist. Abteilungsleiter Armin Spengler dürfte zufrieden registriert haben, dass der Günzburger Weg mobil macht und Freude bereitet. .
Stolz liefen die VfL-Handballer vor dieser Traum-Kulisse ein und legten los wie die Günzburger Feuerwehr. Durch Tore von Nico Jensen, Stefan Knittl und Manuel Scholz prangte ein 0:3 von der Anzeigentafel, die schon so viele tolle Handballschlachten zwischen Landes- und Regionalliga dokumentierte. Die VfL-Abwehr schien gut eingestellt. Luca Kaulitz gelang erst in der achten Minute der erste Gastgebertreffer. Das war dann die Initialzündung für eine umkämpfte Partie. Aufgeben tut sich der Ottobeurer nämlich trotz Verletzungsmisere nicht. Sie wissen was sie ihren Farben schulden. Laut wurden sie von ihren Anhängern nach vorne getrommelt. Da kämpfte ein echtes Team gegen den Sog des Abstiegsstrudels. Beim 5:5 durch Patrick Kofler war das Spiel unentschieden. Um kleinste Stellungvorteile wurde nun gerungen. Bis zum 8:8 packten sich beider Abwehrreihen nach allen Handballregeln. Jonas Lehr und dreimal Stefan Knittl, der einen riesen Sprung nach vorne gemacht hat, schlugen unbarmherzig zu. Der VfL führte 8:12. Trainer Daniel Berkessel, schon als Spieler in etlichen Handballgefechten gestählt nahm die Auszeit. Die Günzburger gerieten in Unterzahl und zur Halbzeit hieß es offen 12:12.
Beim Wiederanpfiff setzte Trainer Hofmeister auf Geschwindigkeit und brachte Turbo Raphael Groß um die Konditionsreserven des dünner besetzten TV-Kader anzugreifen. Das sollte sich erst später auszahlen. Zunächst blieb alles ein zähes Hin- und Her.. Mannschaften, aber auch beider Fangemeinden gaben Alles. Pascal Buck, der in der ersten Halbzeit mit etlichen Lattenknallern Pech hatte traf nun. Der VfL wechselte. Torwart Dennis Mendle, der seit Wochen durch starke Trainingsleistungen besticht, kam und hielt wuchtige Würfe, darunter auch einige “Unhaltbare”. Michael Jahn wurde in dieser Phase zum Edel-Joker. Drei Rückraumtreffer in fünf Minuten unterstreichen nicht nur seine Ambitionen auf mehr Spielanteile im Rückraum, sondern brachten die Weinroten auch nach vorne. 16:20 stand plötzlich im Spielprotokoll. Die Ottobeurer um ihren achtfachen Torschützen Tomic kämpften verbissen, doch näher als zwei Tore sollten sie nicht mehr herankommen. Beim letzten Mal gelang dies zum 19:21. Der VfL wirkte nun frischer. Beim 24:29 in der 59. Minute war das Spiel entschieden. 26:29 war ein gerechtes Ergebnis.
Schluss war dann lange noch nicht. “Auswärtssieg, Auswärtssieg” wurde im Pulk skandiert. Minutenlang ließen sich die Günzburger Handballlieblinge von ihren Fans feiern. Mit 18:8-Punkten verbringen die Mannschaft nun Weihnachten und Silvester auf einem famosen dritten Platz. Die Mannschaft hat damit in der Hinrunde mehr Punkte erspielt als in der ganzen Saison 2016/2017! In der Kabine überreichte Physio Hans-Peter Beer, dem der VfL so viel zu verdanken hat noch jedem seiner Schützlinge ein Geschenk. Und dann ging es richtig los. Die langjährigen Zweitliga-Betreuer Anita und Jürgen Neuer, mittlerweile bei jedem Heim- und Auswärtsspiel wieder als Edelfans dabei waren mit dem Wohnmobil angereist. Würstl und Glühwein gab es und so endlich auch einmal etwas ganz Neues: Die erste VfL-Parkplatzparty – vor der Rebayhalle kann das jeder. In Ottobeuren ist das schon der Hammer.
Es spielten: Bieber, Mendle; Knittl (8), Guckler, Jahn (3), Buck (6), Leix, J. Hermann, Groß (2), Jensen (1), Lehr (4), N. Hermann, Scholz (4).