BAYERNLIGA-MÄNNER: EICHENAUER SV – VFL GÜNZBURG 24:35 (14:16)

Heute wissen wir, dass es viel leichter war als erwartet aus dem stimmungsvollen Budrio-Tempel, wie die Eichenauer ihre Halle liebevoll nennen beide Punkte zu entführen. Ergebnisse lügen nicht, ein 24:35 (14:16) verrät das. Die Sorgenfalten von Trainer Hofmeister in der Trainingswoche waren vergessen. Der Kader ist nämlich dünn geworden, die Spieler sehnen sich nach vielen Kämpfen nach dem freien Faschingswochenende, wieder stand fest, dass mit Pascal Buck und Frieder Bandlow beide Linkshänder im Rückraum fehlen und dann knickte im Abschlusstraining auch noch Daniel Jäger um. Spieleinsatz-Retterin war Physiotherapeutin Melanie Meier, die sofort in die Halle eilte um die entscheidende Erstversorgung vorzunehmen. Das “Günzburger Industriegebiet” lief samstags rund und auf Hochtouren und machte wieder ein ganz starkes Spiel. Das war wichtig.

Auch Eichenau hat Verletzungsprobleme, wirkt abgekämpft. Die Bank war noch dünner besetzt. Sie haben auch keine Bundesliga-A-Jugend aus der man einmal einen David Pfetsch oder wie an diesem Wochenende Johannes Rosenberger ohne jede Bedenken in den Kader nehmen kann.

Der VfL “wollte”; man spürte bei der Einwärmung den Siegeswillen und in jeder Spielminute den Wunsch aus den Fehlern der Vergangenheit lernen zu wollen, in denen man gegen Abstiegskandidaten immer spielte, wie das kleine, dumm- überhebliche Kind.

Auswärts ein 0:3 das las man selten in der Günzburger Bayernliga-Geschichte. Diesmal war es zur Freude der mitgereisten Fans soweit. Daran lässt sich ein guter Vorstartzustand erkennen. Die Torschützen hießen Jensen, Scholz und Knittl. Die Gastgeber wagten eine offensive Deckung, da freut sich der Hofmeister, endlich mal was Anderes. Und das in der Jugend streng Geschulte kann angewandt werden. Schnell stellte Trainer Aleksandar Radukic die Deckung um. Der Eichenauer SV rackerte angeführt von den spiel- und kampffreudigen Riemschneider-Brüder, groß war die Unterstützung von den den jugendlichen Fans. Das verpflichtet. Manuel Riemschneider rückte seine Farben zum 3:5 heran. Groß war die VfL-Gegenstoßbereitschaft, leider wurde dabei manches Mal das Ziel bei herrlich mutigen Würfen verfehlt. Auch die Abwehr fand keinen rechten Zugriff und die Torhüter griffen in den ersten 30 Minuten häufig daneben. Thomas Zerbes glich zum 8:8 aus. Der SV war am Drücker, befreite vorübergehend seinen Rücken von der Wand und führte gerecht mit 11:8. Trainer Hofmeister, der wusste, dass die eigenen Angriffs- und Abwehrwechsel erst in der zweiten Hälfte zum Erfolg führen werden, baute vorübergehend auf Not-Deckungen. Nico Jensen sagte andere Angriffskonzeptionen an und so waren es plötzlich die Außen, die im Zusammenspiel mit dem Kreis die Akzente setzen. Ein tolles Comeback gab dabei Jakob Hermann nach seiner Verletzungspause. Er wird ganz anders eingesetzt als die klassischen Außen Jonas Lehr und Stefan Knittl. Gescheppert hat es trotzdem: Für den VfL durchaus schmeichelhaft ging es mit 14:16 in die Kabinen.

Im Vertrauen auf das Spielsystem mussten nur Kleinigkeiten nachjustiert werden, man war sich der eigenen Stärken bewusst. Bis zum 15:17 war engste Schlagdistanz. Dann baute der Verein für Leibesübungen seinen Vorsprung kontinuierlich und überlegen aus. Keeper Bieber leistete mit einer nun starken Torwartleistung einen wichtigen Beitrag. Beim 15:19 betrug der Vorsprung vier Tore: Die Eichenauer wirkten nun körperlich arg unterlegen, der Günzburger kennt das aus seinem ersten Bayernliga-Jahr. Leicht ist das nicht, groß ist in Günzburg der Respekt vor den Landesligaaufsteigern. In der 45: Minute stand es 18:24 und in der 55. 22:32. Die weinrote Deckung war zur kaum überwindlichen Mauer geworden. Erfreulich unkritisch wurde die berechtigte Rote Karte gegen Häuptling Manuel Scholz verarbeitet. Michael Jahn hielt das Spielsystem ruhig aufrecht und netzte selbst erfolgreich ein. Höhepunkt der Begegnung war ein Gegenstoßtor von Abwehrchef Axel Leix. Der Routinier kann eben nicht nur Defensive, sondern ist mit seiner taktischen Übersicht mittlerweile überall einsetzbar wie schon sein phänomenaler Rückraumeinsatz gegen Landshut bewies.

Den Schlusspunkt setzte Stephan Jahn zum 24:35. Mittlerweile kam auch Johannes Rosenberger zu seinem ersten Bayernligaeinsatz. Verändert hatte auch das am Spielfluss erfreulicherweise rein gar nichts. Gute und strenge Günzburger Handballausbildung halt.

Die VfL- Handballlieblinge bleiben damit weiter ungeschlagen in der Rückrunde. In der Tabelle rücken sie leise weiter vor und sind mittlerweile punktgleich mit dem TSV Friedberg auf Platz 4 und 5, nur noch einen Punkt hinter dem Tabellendritten DJK Rimpar 2.

Die Spielpause am kommenden Wochenende kommt genau recht. Da in der Winterpause hart trainiert wurde, geht es diese Woche ausnahmsweise locker zu. Am gumpigen Donnerstag gibt der Trainer wie nach jedem Auswärtssieg eine Brotzeit aus und am rußigen Freitag greift der Trainer zum Ausnahme-Tatbestand “verdient trainings- und Hofmeister-frei”.

Danach kommt Spitzenreiter HSC Bad Neustadt zum Duell der einzig Nicht-Besiegten in der Rückrunde. Endlich mal wieder David gegen Goliat. Der Auftritt gegen Eichenau war allerbeste Werbung für eine volle Halle. Vielleicht sind da ja auch Pascal Buck und Frieder Bandlow dabei.

zur Statistik:

https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=meetingReportHB&meeting=6277217&etag=7a090cde-2d92-4b2d-b254-763bbdf7c1b2