Erneut wird ein unglaublich toller Kampf des Teams um Stephan Jahn nicht belohnt. Lange stand das Spiel auf Messers Schneide, am Ende beschäftigten sich allerdings zu viele Spieler mit externen Faktoren und geben das Spiel zu einfach an wacker kämpfende Gastgeber. Insbesondere die Verletzung von Patrick Rösch und die damit einhergehenden Ereignisse hinterlassen einen faden Nachgeschmack im ansonsten handballerisch zwar nicht hochwertigen, aber fairen Spiel, bei dem an Ende trotzdem ein Verhältnis bei Zeitstrafen von 11:3 gegen den VfL bestand.
Ab Minute eins war das Spiel geprägt von den überdurchschnittlich arbeitenden Abwehrreihen auf beiden Seiten. Beide Teams wollten das Spiel über die Defensive gewinnen. Dementsprechend schwer hatten es die Angriffsreihen, zu guten Abschlüssen und Toren zu kommen. Den besseren Start erwischten jedoch die Donaustädter und konnten sich über das 3:1 und 7:4 in der 11. Minute ein wenig absetzen. Das junge Team aus der badischen Goldstadt ließ sich vor den 350 heimischen Zuschauern davon jedoch nicht beeindrucken und egalisierte den weinroten Vorsprung in der 18. Minute beim Stand von 8:9.
Schon zu diesem Zeitpunkt war das Spiel auf beiden Seiten von weiterhin guter Abwehr, aber auch einer guten Portion Hektik dominiert. Viele progressive Strafen und Diskussionen mit den beiden Unparteiischen ließen gerade den Angriff ab der 20. Minute beidseitig unkonzentriert und fahrig werden. Bis zur Halbzeit legte immer einer der beiden Aufsteiger vor und die Gegenseite glich mit dem nächsten Tor umgehend wieder aus. Beim absolut gerechten Stand von 15:15 gingen beide Mannschaften dann in die Kabine und alle Beteiligten hofften auf eine ruhigere zweite Hälfte.
Trainer Czakó tauschte nach dem Seitenwechsel lediglich Patrick Bieber mit Patrick Rösch im Tor und ließ ansonsten das Team der ersten Hälfte auflaufen. Diese Entscheidung sollte umgehend mit einigen starken Paraden von der Nummer 77 bestätigt werden. Bis zur 40. Minute stabilisierte sich zwar die Angriffsleistung, im gleichen Zug ließ jedoch die Abwehr nach. Lediglich Rösch war es hier zu verdanken, dass der VfL in der 37. Minute zum 19:17 vorlegen konnte.
Dann erlitt das Spiel jedoch einen harten Bruch. Ein Pforzheimer Spieler sprang zwischen den Abwehrreihen der Weinroten hindurch und Röschi hielt erneut. Jedoch stießen beide Spieler bei dieser Aktion unglücklich zusammen und Patrick blieb am Boden liegen. Zunächst Physio Hans-Peter Beer, sehr bald jedoch auch die anwesenden Sanitäter, behandelten den Günzburger Torwart zunächst auf dem Spielfeld, dann am Spielfeldrand. Schnell stand der besorgniserregende Verdacht einer Wirbelsäulenverletzung im Raum und die Behandelnden taten alles, um Röschi bestmöglich zu unterstützen.
Ohne jede Frage musste dem Hinzuziehen eines Notarztes und dem schnellstmöglichen Transport in ein Krankenhaus höchste Priorität eingeräumt werden und das Sportliche in den Hintergrund gerückt werden. Das sah das – in der dritten Liga durch Externe besetzte – Kampfgericht jedoch anders und verwehrte dem Günzburger Physio die Möglichkeit, für einen Rettungseinsatz das Spiel zu unterbrechen. Nach den Richtlinien des DHB eine richtige Entscheidung. „HP“ war lediglich an der vierten Stelle auf der Günzburger Bank. Die formell dazu berechtigte Person wäre die mit dem „A“ um die Brust.
Auf jeder Ebene außerhalb dieser Regel ist das Verhindern von professioneller Hilfe völlig unverhältnismäßig und entbehrt jeder Grundlage. Gerade ein besonders ausgebildetes Kampfgericht muss in dieser Situation Hilfe zulassen und darf sich nicht auf Regeln berufen, die in dieser Situation die Gesundheit eines Spielers gefährden könnten. Schlussendlich kassierte Hans-Peter für sein Engagement auch noch eine gelbe Karte, bekam Patrick allerdings dann doch noch in die Klinik.
Mittlerweile steht die Diagnose bei Patrick Rösch vorläufig fest. Zwar sind einige Wirbel arg lädiert, viele geprellt, aber glücklicherweise ist keiner gebrochen, eine abschließende Untersuchung lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor, jedoch lassen die bisherigen Untersuchungsergebnisse auf eine weniger schwerwiegende Verletzung hoffen.
Nach Wiederanpfiff kämpften die Spieler um den besten Abwehrspieler an diesem Tag, Julian Ruckdäschel, für ihren Torhüter und konnten beim 21:20 in der 46. Minute noch einmal eine Führung herausspielen. Danach vernagelte der ehemalige Erstligatorhüter Bastian Rutschmann seinen Kasten und die Günzburger vergaben reihenweise völlig freie Würfe. Da die Abwehr weiterhin auf hohem Niveau spielte, war das Spiel bis zum 21:22 in der 54. Minute völlig offen. Dann netzte Tim Ganz zur zwei-Tore Führung für die SG ein, der VfL kassierte zwei Zeitstrafen und versuchte in doppelter Unterzahl am Gegner dran zu bleiben. Wirklich klappen sollte das nicht mehr und die immer fairen Gastgeber zogen auf das unverdient hohe Endergebnis von 22:27 davon.
Erneut überzeugten die Weinroten durch ihre herausragende Einstellung. Coach Czakó ist mit dem bisherigen Auftritt seiner Spieler in der neuen Liga zufrieden, lediglich die letzten fünf Minute gegen Pforzheim ließen in seinen Augen Platz für Kritik, allerdings lediglich an der Kopflosigkeit und nicht am Willen der Spieler.
Auch wenn es an diesem Tag nicht zu Punkten gereicht hat: Dieses Team wird uns in der kommenden Runde noch viel Freude bereiten.