Beim Zweitliga-Absteiger HSG Konstanz kamen die Schützlinge von Trainer Gabor Czako mit 36:22 (15:12) gehörig unter die Räder. Wer die Atmosphäre in der steilen Schänzle-Halle miterlebte, weiß dass der Spielverlauf den einheimischen Fans gehörig Laune machte, teilweise glich die Stimmung in der zweiten Halbzeit einem fröhlichen Tollhaus. Rhythmische Trommeln, stehende Ovationen, begeistertes Klatschen – während die Günzburger nach aufopferungsvollem Kampf mal wieder geknickt die Arena verlassen mussten. Mit Punkten rechneten eh nur kühnsten Optimisten, viel schwerer wiegt die Sorge um Pascal Bucks Knie. Der kampfeslustige Linkshänder musste kurz vor Schluss, von seinen Mitspielern gestützt, das Feld verlassen. Eine genaue Diagnose kann erst im Laufe der nächsten Woche gestellt werden. Entwarnung wollte Physio Hans-Peter Beer keine geben.

Das Endergebnis der 3. Liga-Partie verrät zusammen mit dem Halbzeitstand, dass die sehr zahlreichen Konstanzer Fans zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten sahen. Das macht eine Niederlage nicht besser, zeigt aber auf, was möglich wäre bei mehr Konstanz, ein wenig mehr von “Konstanz” und weniger Verletzten.

Viel musste die Günzburger Abwehr laufen um dem überlegenen Gegner Paroli zu bieten. In den ersten 30 Minuten gelang das trotz riesigem Aufwand immer wieder, zumal auch Torwart Patrick Rösch an seine starke Leistung vom Heimspiel anknüpfen konnten. Er hat sich unter Torwarttrainer Andreas Theimer noch einmal deutlich gesteigert. Mit hohem Tempo marschierten beide Teams durch die Halle. Manuel Riemschneider, erneut ein Aktivposten im Angriff, erzielte gar den 4:5-Führungstreffer. Er wirkt weniger nachdenklich als andere Rückraumspieler und wirft einfach, wenn es die Situation hergibt. Der Erfolg gab ihm recht. Auch Andre Alves spielte mutig und war ein stetiger kleiner, aber unangenehmer Unruheherd für das HSG-Abwehrbollwerk. Der schnelle Sergi Ala Sanchez erzielte beim 8:8 den letzten Ausgleich in der 18. Minute und als David Knezevic für den Tabellenführer zum 15:12-Halbzeitstand einnetzte, waren die sechs mitgereisten VfL-Fans zufrieden mit ihrer kleinen Günzburger Handballwelt zufrieden. Nichts deutete auf ein Debakel, außer der Tabellenstand und düstere Vorahnungen oft Unterlegener.

Eigentlich erfolgte der Günzburger Untergang am Bodensee schnell, blitzschnell. Ganz anders als beim Spielfilmdrama “Titanic”, da ließen sich noch Oscar-würdige Geschichten malen während der stolze Dampfer langsam sank. Es war eher wie “beamen”, zwar nicht in eine andere Galaxie und erfreulicherweise auch nicht aus der Halle, aber aus allen Hoffnungen. Los ging es mit einem Dreierpack in knapp zwei Minuten zum 18:12. Als Jakob Hermann zum 19:14 traf, folgte wieder innerhalb kürzester Zeit ein Viererpack: 23:14. Jeder Günzburger Angriffsfehler wurde sekundenschnell bestraft, die Abwehr der Bayern verlor jeden Zugriff, Patrick Rösch war allein gelassen. Doch noch war die Konstanzer Erfolgsgier nicht befriedigt. Nach dem 23:15 durch den einsatzfreudigen Alves folgte diesmal ein Fünferpack. Immerhin ging es nicht mehr ganz so schnell und dauerte fünf Minuten. Das Beamen hatte ein Ende. Die Weinroten hatten das Tempo reduziert. In der 44. Minute prangte ein 28:15 von der Anzeigentafel. Die Schänzle-Halle tobte. Der VfL-Bank gelang es zu beruhigen. Der siebte Feldspieler kam zum Einsatz, der Torhunger war bei den Gastgebern erst einmal gestillt. Gabor Czako gewährte Alexander Jahn längere Einsatzzeit. Der groß-gewachsene Spieler bedankte sich mit einem Rückraumtreffer und stabiler Gesamtleistung.

Viel passierte in den letzten zehn Minuten dann nicht mehr. Das Spiel plätscherte. Wäre da nicht die Verletzung von Pascal Buck gewesen. Die ganze Saison schon stellte er sich mit permanenten Knieproblemen in den Dienst der Mannschaft. In der 53. Minute erzielte der Linkshänder noch ein Tor für seine Farben. Jeder einzelne Treffer, tat in dieser Phase der gefühlten Vernichtung gut. Es ging längst um die Ehre. Danach verdrehte er sich das Knie (…) Über das Wochenende darf vom Recht auf gute Hoffnung Gebrauch gemacht werden. Nächste Woche wissen wir mehr. Seine Handballfreunde bangen mit.

Das Familien-Duell der Czakos, gewann Junior Aaron mit zwei Punkten und acht Toren. Diesmal wird es an ihm sein den Vater in einer schwierigen Handballzeit zu bestärken.