Zum ersten Mal in dieser noch jungen Drittligasaison spielten alle VfL´er über 60 Minuten an ihrer oberen Leistungsgrenze und konnten in einem überraschend klaren Spiel gegen den eigentlich deutlich favorisierten TV Willstätt den ersten Auswärtssieg in der jüngeren Drittligageschichte einfahren. Endlich belohnten sich die Weinroten für eine herausragende Spielleistung.

Von der ersten Minute an brannte die Günzburg Abwehr wie zu besten Bayernligazeiten. Gegen den individuell deutlich besser besetzten Rückraum der Gastgeber bestand an diesem Tag von Beginn an jeder einzelne Abwehrspieler und ermöglichte dem überragenden Patrick Rösch eine Reihe von extrem wichtigen gehaltenen Bällen. Der Angriffsmotor stotterte zu Beginn jedoch noch ein wenig. Deswegen stand es nach 8 gespielten Minuten lediglich 2:2. Danach steigerten sich die Günzburger in der Verteidigung nochmal ein kleines Stückchen und Angriffswelle um Angriffswelle zerschellte an den hochmotivierten Weinroten. Spätestens nach 10 Minuten schwappte die Euphorie aus der Abwehr auch in die gegnerische Hälfte und endlich – nach so vielen unglücklichen Niederlagen und teils schlechten Leistungen – erwachte auch der Angriff in Persona von Andre Alves so richtig zum Leben. Der kernige Portugiese spielte ab diesem Zeitpunkt mit einer beeindruckenden Quote und insgesamt 13 teils spektakulären Toren in einer anderen Liga. Die mitgereisten Günzburger Fans sahen zunächst wie die weinroten Kämpfer einen kleinen Vorsprung erspielen konnten (6:4, 19.), der nach und nach zu einer in dieser Form nicht erwartbaren deutlichen Führung beim 10:5 in der 25. Minute. Die Spielfeld der Hanauerlandhalle war in dieser Phase fest in schwäbischer Hand. Das Abwehrzentrum ließ gar nichts mehr zu und aus diesem starken Rückhalt spielte der Günzburger Angriff befreit und mit Selbstbewusstsein auf. In die Kabine gingen die Mannschaften beim Stand von 11:6 (!).

In der Kabine war die Stimmung dementsprechend positiv geladen. Allen Spielern von Co-Trainer Sandro Jooß waren aber auch noch die guten Halbzeiten gegen Konstanz und Fürstenfeldbruck mehr als gut in Erinnerung, als nach Wiederanpfiff die VfL´er förmlich überfahren wurden. Das Ziel war damit ganz klar ausgeben. Die ersten zehn Minuten der ersten Halbzeit müssen den Gästen gehören. Auch hier ist wohl „endlich“ die passende Beschreibung. Endlich belohnten sich die Günzburger mit einem nicht nur engagierten und lobenswerten, sondern erfolgreichem Auftritt zu Beginn der zweiten Halbzeit. Die Willstätter wollten die Kerben aus der ersten Hälfte vor heimischen Publikum auswetzen und starteten mit viel neu gewonnener Energie in die zweiten 30 Minuten. Ganz kurz beim Stand von 13:10 (35.) waren die Badener in halbwegs erreichbarer Schlagdistanz. Zwei tolle Rückraumkracher von Stephan Jahn und Jakob Hermann stoppten die aufkeimende Hoffnung der mit vielen Hochkarätern besetzten Gastgebern. Danach war auch das neu gewonnene Selbstbewusstsein der Weinroten wieder voll aufgeladen und in der 43. Minute schoss Balazs Toth den VfL zum 19:13. Der erste 6 Tore Vorsprung gab endlich wieder die lang vermisste Sicherheit zurück und Michael Jahn konnte mit einem sehenswerten Hüftwurf in der 46. Minute sogar einen Acht-Tore Vorsprung erwerfen (22:14). Die darauf vom früheren Dänischen Nationaltrainer Ole Anderson genommene Time-Out konnte zumindest kurzfristig das badische Feuer zurückbringen und der TV versuchte mit einer offensiven Abwehr und vielen Rückraumwürfen das Blatt doch noch zu wenden. Wenigstens auf sechs Tore kamen die immer fairen Gastgeber noch heran. Danach brachte der erneut starke Manuel Riemschneider Struktur in das Günzburger Spiel und stellte die gegnerischen Abwehrreihen mit vielen tollen 1:1 Situationen vor große Probleme. Auch die rote Karte gegen Yannick Meye (47.) konnte den VfL-Zug an dem Tag nicht ausbremsen. Andre Alves sollte dann auch die Ehre gebühren, den spielentscheidende 26. Treffer und den Schlusspunkt zum 27:21 erzielen.

Danach brachen alle VfL-Dämme und die Last der vergangenen Wochen fiel beim ausgelassenen Tanzen durch die badische Halle spürbar von den Schultern von Spieler und Trainer.

Für den besten Werfer an diesem Tag, Andre Alves war die Grundlage für den Sieg schnell gefunden: „Von der ersten Minute an spürte ich bei mir und und meinen Mitspielern den absoluten Wille zum Sieg. Mittlerweile fühle ich mich auch komplett in Günzburg angekommen. Besonders toll fand ich die Einstellung des Teams, obwohl die letzten Wochen alles andere als einfach für uns waren. Dafür leben wir den Sport.“