In der Schafhausäckerhalle klangen von den zahlreichen mitgereisten Günzburger Fans die lang vermissten „Oh wie ist das schön“ Gesänge nach einem ungefährdeten Sieg gegen den TV Plochingen von der Tribüne. Mit einer tollen kämpferischen Einstellung gepaart mit effektiven Angriffswellen konnten die VfL´er ihren Lauf mit dem 31:27 Sieg auf mittlerweile drei Siege in Folge hochschrauben.

Die Gastgeber aus Württemberg haben ähnlich wie der VfL einen schlechten Start in die Runde erwischt und standen vor der Begegnung mit zwei Punkten auf der Habenseite auf dem Vorletzten Platz der dritten Liga. Die Wende sollte endlich ein Trainerwechsel vor wenigen Wochen einläuten. Ein solcher Wechsel entfacht in der Regel bei allen Mannschaften neue Energien. Die Trainer des VfL waren sich dieser Gefahr durchaus bewusst und stimmten die Weinroten auf ein hartes Spiel insbesondere durch den Abwehrreihen ein. Besonders wichtig war es Sandro Jooß, dass die Seinen einen guten Start in das Spiel erwischen, um von Anfang an das Momentum auf der weinroten Seite zu wissen. Stephan Jahn, der an diesem Tag auf der rechten Rückraumposition beginnen durfte, nahm es sich zu Herzen und konnte nach einer starken 1:1 Bewegung den Auftakttreffer einnetzen. Bis zum 2:4 durch Bruder Michael Jahn schien auch der Plan des Trainerteams aufzugehen. Eine starke Abwehr ermöglichte es dem erneut stark haltenden Patrick Rösch im Tor die Würfe der Gegner abzuwehren und über das Tempospiel marschierten die VfL´er nach vorne. Die erste Zäsur im Spiel gab es dann jedoch schon in der 7. Spielminute, als Michael Jahn nach einem harten Foul gegen den Rückraumlinken des TV Plochingen von den beiden Unparteiischen mit einer direkten roten Karte vom Feld gestellt wurde. Wer jedoch dachte, dass die Zäsurwirkung negativer Natur sein würde, sah sich schnell eines besseren belehrt. Durch die anschließend freigesetzten Emotionen brannten die Weinroten in Abwehr und Angriff ein wahres Feuerwerk ab und konnten sich mit einem 6:1 Lauf (10:3, 17. Minute) innerhalb von 10 Minuten nach der Disqualifikation von Jahn mit tollen Rückraumkrachern von Jakob Hermann und erneut eindrucksvollen Toren von Andre Alves deutlich absetzen. Danach schienen sich die Plochinger ein wenig zu berappeln, stoppten das Enteilen des VfL und zeigten nun ihrerseits – auch dank einiger zu leichten Fehlern der Günzburger – dass sie zurecht in der 3. Liga sind. Erneut war es den lauffreudigen Beinen der Abwehrreihen und blitzschnellen Reaktionen vom Günzburger Keeper zu verdanken, dass die Gastgeber bis zum Halbzeitpfiff den Günzburger Vorsprung nicht merklich verkürzen konnten. Während die ersten 15 Minuten des Spiels den 300 Zuschauern ein tolles Handballspektakel boten mit schnellen Angriffen, schönen Abschlüssen und hart spielenden Abwehrreihen, plätscherten die zweiten 15 Minuten ein wenig vor sich hin. Der VfL legte auf sechs Tore Abstand vor, Plochingen verkürzte. So ging es dann für die mitgereisten VfL-Fans beim Stand von 16:10 zu einem gemütlichen Bier im Foyer der Schafhausäckerhalle. Viel wurde über die rote Karte diskutiert, aber ansonsten war die weinrote Handballwelt wieder in bester Ordnung. Lediglich für Julian Ruckdäschel war es ein wenig ärgerlich, dass das Hygienekonzept verbot, das Bier mit in die Halle zu nehmen.

Der Start in die zweite Hälfte sollte bestätigten, was auf der Tribüne gefüllt wurde. Mit ordentlich Selbstvertrauen kamen die Günzburger aus der Kabine und konnten jegliches Aufbäumen des TV durch erfolgreiche Angriffswellen im Keim ersticken. Besonders Balazs Toth stach in dieser Phase des Spiels durch sein durchsetzungsstarkes Spiel auf Linksaußen positiv auf, wodurch er ein ums andere Mal seinen direkten Verteidiger vor große Probleme stellen konnten. Über das 18:11 (35.) ging es innerhalb von weiteren zehn Minuten zur Vorentscheidung bei der ersten acht Tore Führung in der 48. Minute (24:16). Die Halle der Gastgeber war spätestens zu diesem Zeitpunkt fest in Günzburger Hand und bei den zahlreichen mitgereisten VfL-Fans machte sich schon Feierlaune breit. Offenbar übertrug sich diese Stimmung auf das Spielfeld, da in der Schlussphase der VfL ein wenig den roten Faden und vor allem den bislang herausragenden Biss verlor. Im Angriff fielen ein paar Spieler zurück in die Anfangszeit dieser Runde und spielten auch in Überzahl teils zu hektisch und produzierten deswegen leichte technische Fehler, die ein Gegner, der sich zu keinem Zeitpunkt aufgegeben hat, dankend annahm. Die Konsequenz folgte umgehend und der Vorsprung schmolz auf nur noch vier Tore ein (27:23, 55.). Zwar erfolgte der Einzug des Schlendrian zu einem Zeitpunkt, an dem das Spiel schon gewonnen war und ein Günzburger Sieg war nie gefährdet. Da jedoch keiner vom VfL voraussehen kann, ob und gegen wen die Weinroten in der Abstiegsrunde spielen müssen, in der auch das Torverhältnis ausschlaggebend sein kann, müssen die Spieler die letzten Minuten des Spiels professioneller angehen, um nicht nur das Punktekonto, sondern auch das Torverhältnis durch so ein eigentlich tolles Spiel deutlicher nach oben zu schrauben. Am Ende blieb es dann auch beim Endstand von 31:27 beim vier Tore Vorsprung und durch den dritten Sieg in Folge klettern die Legostädter mit nun 7:13 Punkten auf den achten Tabellenplatz und bleiben mit nur drei Punkten Rückstand in Reichweite der wenigen und heiß begehrten direkten Nichtabstiegsplätzen.

Nach dem Spiel waren auch der mitgereiste Vorstandsvorsitzende des Gesamtvereins Walter Hirsch und Abteilungsleiter Torsten Zofka von der Leistung ihrer Jungs hellauf begeistert. Ein wenig heißer nach vielen „Heja VfL“ Rufen fand Hirsch zu Beginn der Rückfahrt lobende Worte für das mittlerweile wieder glänzende Aushängeschild des VfL: „Heute haben unsere Jungs eine spitzen Leistung abgerufen, auf die der gesamt Verein stolz ist.“ Nun können die Spieler von Trainer Czakó einen Tag in der heilen VfL-Welt genießen, müssen danach aber wieder den Fokus voll auf das nächste schwere Heimspiel gegen die Salamander Kornwestheim am kommenden Samstag legen, bei dem die gezeigten herausragenden Leistungen bestätigt werden können.