Zum zweiten Mal hintereinander verlor das Aushängeschild der Günzburger Handballer bei einem direkten Konkurrenten und verschlechterte so seine Ausgangsposition für die spätere Play-Down-Runde. Die TSG Söflingen hingegen verbesserte mit dem 28:25 (12:11) ihre Chance, insbesondere für den Fall, dass sie später mit dem VfL in einer Gruppe spielen dürfen, weil sie sich im direkten Vergleich nun 3:1-Punkte erkämpft haben.

Zahlreiche Günzburger Fans waren zur Ulmer Kuhberghalle gereist und hofften wie die VfL-Abteilungsleitung, dass der kurzfristige Trainerwechsel ausreichende Impulse setzt um gegen einen Gegner auf Augenhöhe neue innere Kräfte freizusetzen. Das ist mit der Niederlage gescheitert. Stephan Hofmeisters rhetorische Fähigkeiten und seine Stellung als VfL-Denkmal haben nicht gereicht. Er ist nun als Trainer gefordert um sportliche Dinge so zu verändern, dass nach 60 Minuten endlich einmal wieder 2 Punkte herausspringen. Ein aufgeräumter Stephan Hofmeister erklärte hierzu beim nachfolgenden Trainergespräch, dass es schon mal vorkommt, dass gerade ein kurzfristig geplantes Feuerwerk halt auch mal nicht los geht.

Zu Spielbeginn merkte man den Bayern an, dass sie grundsätzlich bereit waren, Berge zu versetzen. Die Deckung gab wirklich alles und dahinter stand mit Patrick Bieber ein sicherer Rückhalt. Das 0:1 erzielte Andre Alves, einer der neuen Günzburger Publikumslieblinge per Siebenmeter. Dennis Hartmann, ein freundlicher, aber rein handballerisch sehr unangenehmer Beidhänder, der nicht nur wegen seiner acht Treffer zum “player of the match” erkoren wurde, erzielte den Ausgleich. Dank großem Einsatz hatten die Weinroten zunächst leichte Vorteile. Der Spielbericht dokumentiert dies durch ein 5:7 (Jakob Hermann) und ein 6:8 (Matevz Kunst). In dieser Phase erhielt das Hirn der VfL-Abwehr Daniel Jäger eine Zeitstrafe. Auch dieses Überzahlspiel nutzten die Gastgeber um die Begegnung zu kippen. 10:8 leuchtete es auf der Anzeigentafel. Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, dass die Württemberger ebenfalls mit höchsten Einsatz die Führung nicht mehr hergeben sollten. Gewechselt wurde ergebnisoffen durch ein Tor von Manuel Riemschneider mit 12:11.

Im zweiten Durchgang wurde die VfL-Abwehr nachlässiger, besonders auf den Halbpositionen kam der spielwitzigere Rückraum um Lukas Bär, Jannis Brinz und Dennis Hartmann immer wieder zu systemisch ungeplanten Treffern. Der VfL hatte im Angriff seine stärksten Szenen dann, wenn der sehr clevere David Pfetsch auf die Reise geschickt werden konnte. Ansonsten bestimmte die TSG-Defensive das Spielgeschehen. Auch wenn im Handball vier Tore Rückstand nur eine Momentaufnahme sind, war in diesem Stellungskampf zweier Mannschaften, die unbedingt gewinnen wollten und auf dem Zahnfleisch daher kamen, der 24:20-Treffer von Sebastian Klein in der 53. Minute schon eine arge Hypothek. Zu einfallslos und ohne Spielfluss agierten die VfL-Angreifer. Nur Stephan Jahn, der mittlerweile wirklich auf allen Positionen gebraucht wird, entschied weiter entschlossen und wurde auch deswegen mit sechs Treffern bester Torschütze seiner Farben. Entscheidungsreife war bei 57:12 als Routinier Philipp Eberhardt das umjubelte 27:22 erzielte. Da half auch offene Manndeckung nicht mehr.

Bester Mann beim VfL war in einer turbulenten Woche Trainer Sandro Jooß, der sehr aufwendig die Kontinuität in der taktischen Vorbereitung auf den Gegner garantierte und umsichtig auswechselte. Mannschaft, Abteilungsleitung und Stephan Hofmeister fiel dann auch ein Stein vom Herzen als er nach dem Spiel zusagte, dass er auch weiterhin an Bord bleibt. So gab es wenigstens eine gute Nachricht.