VFL GÜNZBURG BEIM 33:27 (16:9) WIE AUS EINEM GUSS
Da Matevz Kunst unter der Woche an Corona erkrankte – mittlerweile ist der sympathische Rückraumlinks wieder auf dem Weg der Besserung – mussten im Training einige Teamaufgaben umverteilt werden. Für ihn spielte Allrounder Manuel Riemschneider auf der Königsposition. Mit viel taktischem Verständnis löste er diese Aufgabe hinten wie vorne mit Bravour, sicher einer der Schlüssel zum Erfolg.
Als Philipp Kockler das 0:1 erzielte, ahnte keiner der bestens gelaunten Zuschauer – vor allem nach dem Hinspieldebakel – das dies die einzige Gästeführung sein sollte. Die Günzburger hatten von Anfang an ordentlich Abwehrbeton angemischt und dahinter stand mit Patrick Bieber ein Keeper, der das Tor immer wieder vernagelte. Die VfL-Spieler hatten ihre Hausaufgaben gut gemacht und die sehr durchdachten Angriffskonzeptionen der Rheinland-Pfälzer überwiegend im Griff. Als David Pfetsch in der 13. Minute den sechsten Treffer der Weinroten erzielte, prangte ein 6:1 von der hoch modernen Anzeigentafel. Für die Löwen gab es zunächst kaum ein Durchkommen. Die Dominanz der Anfangsviertelstunde erwies sich nicht wie so oft in der Vergangenheit als Sturm im Wasserglas. Tore fielen weiter wie reife Früchte. Als nach dem 13:8 von Tom Grieser, Sergi ala Sanchez den 14. und 15. Treffer seiner Farben erzielte, machte sich Begeisterung auf den Tribünen breit. Überhaupt war die rechte Seite das Prunkstück beim Abschluss: Bärenstark und voller Spiel- und Wurffreude Andre Alves, der insgesamt 13 Mal traf. Klar, kann man dann einen solchen Spieler nicht auswechseln, doch immer wenn der andere Rechtsaußen gebraucht wurde, dann nutzte Sergi ala Sanchez seine Schnelligkeit und warf sicher. Gewechselt wurde beim 16:9. In der Kabine wurde ein wenig nachjustiert und im Foyer gab es Freibier. Alles war nach dem Geschmack bayrischer Handballfans.
In der zweiten Halbzeit stellten die Gäste ihr Angriffsspiel ein wenig um. Viel lief nun über den wendigen Kreisläufer Kevin Knieps. Da Spielmacher Nico Jensen die Spielfäden fest in der Hand hielt, oftmals genau das richtige Register zog und seine Mitspieler immer wieder zu klaren Torgelegenheiten kamen, änderte sich an der schwäbischen Dominanz zunächst nichts. Am besten wird das durch das 22:13 in der 39. Minute, mal wieder durch Andre Alves dokumentiert. Die Mannschaft schien auf dem besten Weg nach der Neun-Tore- Auswärtsniederlage sogar den direkten Vergleich zu gewinnen.
Insgesamt verlor die Abwehr aber an Sattelfestigkeit, außerdem kamen arge Personalprobleme dazu. Stephan Jahn konnte wegen Schulterproblemen gar nicht mehr eingesetzt werden. Eigentlich kein Wunder, bei dem körperlichen Pensum, das dieses “Günzburger Handballtier” seit Wochen absolviert. Irgendwann stößt jeder Körper an Grenzen. Und Manuel Reimschneider erhielt eine rote Karte. Zwei Aktivposten fielen damit aus. Neue Lösungen mussten gefunden werden. Routinier Michael Jahn beriet die Trainer mit guten Lösungsvorschlägen. Der SV Zweibrücken nützte das, sie gaben leider nie auf. Beim 25:22 durch Tom Grieser war der schöne Vorsprung auf Schlagdistanz zusammengeschrumpft. Ein Team-Time-Out musste her und die Mannschaft ließ sich einfangen. Die Abwehr stand wieder, Patrick Bieber hielt ein paar Freie. Das war die Initialzündung für fulminantes Tempospiel. Besonders Jakob Hermann war gar nicht mehr zu bremsen. Ein 6:0-Lauf beendete die SV-Träume jäh. 31:22 – das Spiel war entschieden. Nach dem 32:24 das nächste Team-Time-Out. Nun war es an der Zeit offen über den direkten Vergleich zu sprechen. Da die Gäste gleich darauf eine Zeitstrafe erhielten, schien der Weg geebnet. Vielleicht wäre das zu viel des Guten gewesen, vielleicht lag es an der nun folgenden Auszeit von Trainer Stefan Bullacher? Nach dem 33:24 von Jakob Hermann war Schluss mit der imponierenden Torejagd der Weinroten. Die letzten drei Tore erzielten die Zweibrückener. Am Ende stand es 33:27.
Das Spiel war dennoch ein Grund zur Freude. Die Klassenverbleibsrunde ist wieder spannend geworden, vor allem weil der haushohe Favorit die HSG Bieberau-Modau mit null Minuspunkten gestartet seine ersten drei Spiele verlor. Für die Hofmeister-Schützlinge kommt die Osterpause gerade recht, etliche Vielspieler sind angeschlagen. Danach geht es darum: Endlich auch auswärts mal wieder eine überzeugende Leistung abzuliefern. Die nächste Chance ist in Coburg. Weiter denken lohnt nicht.