Im entfernten Bayern-Derby gegen den HSC Coburg II verlor der VfL Günzburg sein nächstes Auswärtsspiel mit 31:27 (18:16). Den Franken gelang in der Klassenverbleibsrunde bislang kein Sieg, allerdings waren alle Spiele knapp. Es lag auf keinen Fall daran, dass man die Zweitligareserve unterschätzte. Dafür gibt es wahrlich keinen Grund. Die erwartet schwere Hypothek war, dass mit Michael Jahn (Grippe) und Stephan Jahn (Schulterprobleme) zwei Spieler kurzfristig ausfielen, die das taktische System stark mittragen und auf Grund ihrer Körperlichkeit von Woche zu Woche sehr viel Energie für ihr Team verbrennen. Da das Problem komplett erst am Freitag auftrat, mangelte es dem Spiel der Schwaben vielfach an der Feinjustierung, das macht sensible Sportler schnell unsicher.

Im Angriff lief es in der ersten Hälfte wie am weinroten Schnürchen. Bis zum 4:5 durch Andre Alves, der mit 10 Treffern erneut bester Werfer seiner Sieben werden sollte, legten die Günzburger immer Eines vor, während die Gastgeber ausglichen. Nico Jensen führte im Rückraum umsichtig Regie und Allrounder Manuel Reimschneider bestach mit Durchschlagskraft und Ideenreichtum. In der Defensive hingegen herrschte Systemverlust. Viel zu offen agierten die Schwaben in ungewohnter Abwehrbesetzung. Jeder sicherte sich durch zu weites Heraustreten gegen seine Gegenspieler unnötig ab, so dass das VfL-Prunkstück die 5:1-Deckung nie griff. Abpraller können so nur schlechter gesichert werden, der Gegner bekommt Zeit für riskante Bodenpässe geschenkt und Räume für Hinterlaufen in die Nahwurfzone wurden aufgemacht. All das nutzten die Gastgeber. Bis zur 23. Minute als David Pfetsch das 12:13 erzielte, führte das zu kleinen Coburger Vorteilen. Gewechselt wurde beim 18:16. Ein ungewöhnliches VfL-Halbzeitergebnis – hinten wie vorne. 16 Treffer sind rundum erfreulich, 18 Gegentore viel zu viel. Torwart Patrick Bieber, der erneut anfangen durfte, war zu oft allein gelassen.

In der zweiten Hälfte legten Jan Brüning-Wolter und Lukas Dude gleich noch zwei Tore drauf. 20:16 in der 33. Minute, welch Offensivgeist und was für ein offenes Scheunentor. Dann muss irgendwann gehandelt werden. Der VfL stellte von einer ungewollt viel zu offensiven 5:1-Deckung auf eine defensive 6:0-Variante um. Die Angriffe der Franken dauerten nun deutlich länger. Die HSC-Akteure taten sich nun schwerer einfache Tore zu erzielen. Nun traten andere Probleme auf. Die Personalumstellungen für die verbesserte Defensive, schwächten das Tempospiel. Turbo Jakob Hermann fehlte als Vorgezogener und saß zunächst auf der Bank. Die neue Raumaufteilung beim Gegenstoßspiel überforderte und vorne gingen die Körner aus. Nico Jensen und Manuel Riemschneider waren zu sehr auf sich alleingestellt. Die Energie der Jahn-Brüder fehlte nun arg. In der 41. Minute kam der VfL wieder durch Andre Alves auf 23:21 heran. In der Abwehr kämpften die Mannen um Daniel Jäger verbissen. Nun lag es einfach am Angriff. In den letzten knapp 20 Minuten gelangen noch ganze sechs Treffer. Das reicht einfach nicht um ein Spiel gegen einen Gegner noch zu kippen, der alles gab um endlich einmal wieder ein Erfolgserlebnis feiern zu können. Beide Abwehrreihen dominierten nun plötzlich das Spiel. Am Ende stand eine verdienter 31:27-Heimsieg auf der Anzeigentafel, Es war ein schwieriges Spiel. Die mitgereisten VfL-Fans unterstützten die Mannschaft laut- und trommelstark. Die Edelfans Fabian Imminger und Marc Hurler war danach selten sprachlos. Sie hatten ihre Stimmen verloren. Die Mannschaft bedankt sich ganz herzlich für den phänomenalen Support: Deren Energie hätte die Mannschaft zusätzlich auf dem Feld gebraucht.

Für Wahrscheinlichkeitsrechner: Der SV Zweibrücken ist aktuell Zweiter (dieser Platz berechtigt zum Klassenerhalt) mit 8:4-Punkten, der VfL Günzburg hat als Vierter 4:8-Punkte. Vier Spiele stehen noch aus.