Mit einem 31:28 (17:13)-Heimsieg, der in den Schlussminuten nur schwer durchsetzbar war, gelang den VfL-Handballern ein gelungener Abschied vom Günzburger Publikum. Trotz des Abstieges ist zumindest zu Hause eine Aufwärtstendenz zu erkennen: 9.1-Punkte aus den letzten fünf Heimspielen ist für einen Absteiger, eine erfreuliche Teilbilanz. Leicht punktetrunken kann man da die Auswärtstabelle schon einmal in zweierlei Hinsicht vergessen

Das 1:0 erzielte Jakob Hermann, der in der zweiten Welle endlich konstant gut von seinen Mitspielern eingesetzt wurde. Die Coburger glichen schnell aus, gaben in den nächsten Minuten bis zum 6:7 den Takt vor, indem sie stets führten, während die Einheimischen meist postwendend ausglichen. Beide Teams setzten zunächst ordentlich auf das im Handball beliebte Tempo, die Abwehrreihen bekamen wie schon im Hinspiel erst einmal kaum Zugriff. Andre Alves, der in der in der ersten Halbzeit mal wieder eine überragende Partie bot, brachte seine Farben mit 8:7 in Führung. Fortan sollten die Schwaben das Spiel lange Zeit dominieren. Nico Jensen hatte die Spielfäden fest in der Hand und der elffache Torschütze Matevz Kunst zeigte sowohl beim Durchbruch, als Überzahlregisseur, aber auch als unberechenbarer Werfer seine beste Leistung seit seinem Kreuzbandriss. Zurecht wurde er nach der Partie zum “player of the match” erkoren. Daniel Jäger erzielte beim 11:8 die erste Drei-Tore-Führung, den Schlusspunkt der ersten dreißig Minuten setzte Alexander Jahn mit einem Treffer von Linksaußen.

Viel gab es in der Kabine nicht zu mäkeln. Ein entschlossenes “Weiter-so” war die einfache taktische Devise, obschon jeder weiß, dass sich sportliche Leistungen nicht konservieren lassen. Unzählige Entscheidungen müssen in einem Spiel ständig neu getroffen werden und die Grundaufgabe eines Gegners liegt eben darin ständig andere, am besten möglichst fiese Aufgaben zu stellen. Der VfL hielt bis zum 24:20 in der 44. Minute (mal wieder) durch Matevz Kunst den im Handball wenig beruhigenden Vier-Tore-Vorsprung. Die Abwehr stand nicht mehr so felsenfest und die Zweitligareserve hatte mit Torwart Fabian Apfel DEN Handballkünstler der zweiten Halbzeit auf dem Parkett. Schlechter spielten die Günzburger im Angriff nicht, reihenweise wurden glasklare Chancen erarbeitet, doch der (Fabian) Apfel fiel nicht weit vom Tor und hielt und hielt und hielt. Da schmilzt so ein schöner Vorsprung leicht. Beim 27:26-Anschlusstreffer in der 57. Minute durch den siebenfachen Torschützen Julius Siegler drohten die Felle an Günz und Donau allmählich in die andere Richtung davon zu schwimmen. Alexander Jahn behielt die Nerven und brach nach vielen Minuten der Torlosigkeit von den Außenpositionen den Bann, in dem er aus spitzem Winkel mutig einnetzte. Erneut war Julius Siegler nicht zu halten: 28:27 leuchtete es knapp auf der Anzeigentafel. Wieder kam auf Außen ein VfL-Werfer in Position. Schnellkräftig und erfreulich unbeeindruckt verwandelte Sergi Sanchez, der kurz davor noch gescheitert war, zum 29:27. Der darauffolgende Angriff der HSC wurde pariert. Nicolai Jensen tankte sich durch und erzielte unter dem Jubel der Zuschauer das 30:27. Die Felle beruhigten sich. Das 31:28 war ein gerechtes Ergebnis, auch wenn es die Dramatik der letzten knapp vier Minuten nicht widerspiegelt. Vergessen darf man nämlich auch nicht, dass Torwart Rösch etliche Fehler seiner Vorderleute spektakulär ausgebügelt hatte. Es war schon arg eng auf den 20 x 40 Quadratmetern geworden.

Der VfL Günzburg hat am kommenden Wochenende nun noch ein Auswärtsspiel bei mHSG Frieenheim-Hochdorf vor sich. Für die Gastgeber geht es dabei um den Klassenerhalt. Nach ihrem Auswärtssieg bei der HSG Bieberau-Modau und der gleichzeitigen Niederlage von SV Zweibrücken bei den scheinbar unverwüstlichen Maddogs aus Neuhausen haben sie nun plötzlich die besten Karten für den begehrten zweiten Platz. Die Schützlinge von Sandro Jooß hingegen haben wenigstens noch einmal die Chance endlich Auswärtspunkte in der Klassenverbleibsrunde zu ergattern. Für so einer langen Fahrt muss man sich ja was vornehmen.