Dem früheren Trainer Gabor Czako war es wichtig in das Haifischbecken 3. Liga mit einem möglichst großen und qualitativ hochwertigen Kader zu gehen. Die Verantwortlichen um den Sportlichen Leiter der 1. Mannschaften Fabian Schoierer bemühten sich im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten dem nachzukommen. Spielten früher fast nur Eigengewächse oder Spieler aus dem schwäbischen Raum, standen nun plötzlich ein ehemaliger slowenischer Juniorennationalspieler, ein spanischer Spieler, der schon beim FC Barcelona und den Berliner Füchsen spielte, ein portugisischer Erstligaspieler im VfL-Kader. Sie alle kamen von Anfang an in die schwäbische Provinz um sich im leistungsstarken deutschen Handball zu etablieren und sich weiter für den hiesigen Profi-Handball zu empfehlen. Andere Spieler verschlug es beruflich in die Region und der Ur-Eichenauer Manuel Riemschneider oder der Ottobeurer Luca Kaulitz wollten einfach einmal testen, ob sie in der 3. Liga mithalten können.

Der Aufwand für den Verein war immens: Arbeitsplätze, Wohnungen mussten gesucht werden, Aufwandsentschädigungen und Fahrtkosten mussten in neuen Dimensionen bezahlt werden. Früh stand fest, dass die neuen Günzburger Handballfreunde, die sich allesamt schwäbischen Barockwinkel wohl fühlten nach der Saison, erst Recht im Falle eines Abstieges, den Verein wieder verlassen werden. Hinzu kommt, dass die Coronamaßnahmen zwischen Sportverbot und Maskenball zu einem Zuschauereinbruch führten, die Einnahmen gingen erheblich zurück. “Ein solch großer Kader wäre schlicht nicht mehr finanzierbar”, so Abteilungsleiter Torsten Zofka, der als Spieler den Zwangsabstieg von der 2. Liga in die Kreisliga mitmachen musste. Wer diese Auswirkungen persönlich erleiden musste, geht nie mehr irgend welche finanziellen Risiken ein, die später andere ausbaden müssen.

Schon während der Saison wechselte Oliver Köppel zu seinem Heimatverein TV Altenstadt um ihm im Abstiegskampf zu unterstützen, aber auch weil er mit seinen Spielanteilen nicht zufrieden war.

Für Andre Alves und Sergi Sanchez ging die Rechnung auf. Beide wollten nächste Saison unbedingt wieder unter Profi-Bedingungen trainieren, dazu gehört beispielsweise auch Vormittagstraining. Der VfL kann das nicht bieten, selbst wenn Hallenkapazitäten frei wären, scheitert es an der Berufs-oder Studientätigkeit der Torhüter. Trotzdem hielten sie Kurs. Unabhängig von den vier Trainingseinheiten absolvierten sie im Studio eifrig individuelles Training. SergI Sanchez wechselt nun zum ambitionierten Wilhelmshavener Handball e. V., der sich aktuell in den Aufstiegsspielen zur 2: Liga befindet. Andre Alves, der Star der noch aktuellen Günzburger Mannschaft, insgesamt erzielte er 164 Tore für die Weinroten, wechselt zum TV Willstätt, der den Klassenerhalt unter Dach und Fach brachte und seinen Spielern in der 3. Liga top Bedingungen und einen ehemaligen dänischen Nationaltrainer bietet. Er war ein absoluter Vorzeigeprofi, der nicht nur in nahezu jeder Begegnung Spitzenleistungen lieferte, sondern seinen Mitspielern stets mit Rat und Tat zu Seite stand.

Matevz Kunst hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Er wagte in Günzburg den Schritt in die Berufstätigkeit. Eine riesen Umstellung für einen jungen Sportler, der immer nur Handballer war. Außerdem musste er sich nach einem Kreuzbandriss zurück kämpfen. Erst in den Spielen der Klassenverbleibsrunde konnte er an sein wahres Leistungsvermögen anknüpfen. Einen neuen Verein hat er noch nicht, allerdings steht er in aussichtsreichen Verhandlungen.

Manuel Riemschneider wechselt zum TuS Fürstenfeldbruck. Leicht machte er sich die Entscheidung nicht. Lange hofften seine Mitspieler auf einen Verbleib. Letztendlich gaben Vernunftargumente den Ausschlag. Eichenau ist eine Bahnstation von Fürstenfeldbruck entfernt und der TuS ein ambitionierter Drittligist. Die Nähe zum Trainingsort passt auch zu geplanten privaten Veränderungen.

Julian Ruckdäschl, einer der Aufstiegshelden des letzten Bayernligajahres, ein unvergessener Abwehrgiftzwerg mit ganz besonderen Toren, kam beruflich in die Region und entschied sich damals für den VfL. Nun geht der Lehrer und frisch gebackene stolze Papa in Elternzeit, außerdem baut er ein Haus um. Das alles im ebenso beschaulichen wie fernen Schmalzöd. Der Handballbegeisterte sucht sich nun einen Verein in unmittelbarer Umgebung.

Luca Kaulitz betrieb einen riesen Aufwand um beim VfL zu spielen. Berufstätig und erst wohnhaft in Ingolstadt, mit Erstspielrecht für den TSV Mainburg kam der Ottobeurer immer ins Training, wenn es irgendwie ging und spielte ungeachtet seiner Spielanteile, wenn man ihn brauchte. Vor allem auch weil der VfL über zwei Linksaußen verfügt und Spielanteile nicht vernünftig gedrittelt werden können, verlässt der Allgäuer nun den Verein. Handballerisch steht er in Verhandlungen und will sich demnächst entscheiden.

So verlassen insgesamt sieben Spieler die Mannschaft. Der VfL Günzburg hätte gerne den ein oder anderen behalten und bedankt sich ganz herzlich für den Einsatz der Spieler und wünscht Ihnen für Ihre Zukunft von Herzen alles Gute.

Der Rest bleibt. “Darauf sind wir stolz”, so Abteilungsleiter Torsten Zofka. Die Verhandlungen waren erfreulich unproblematisch. Auch das Trainertrio bleibt an Bord. Die Zusammenarbeit verlief vertrauensvoll und war aufwendig, das schweißt zusammen. Sandro Jooß und Stephan Hofmeister ergänzen sich ideal und kennen sich lange. Torwarttrainer Andi Theimer wird seinen Aufgabenbereich auf Männer-, Damen- und Jugendtorwarte ausweiten. Bedauerlich ist, dass Stephan Hofmeister für den Kinder- und Jugendbereich weniger Zeit haben wird. Bei der 1. Männermannschaft steht allerdings ein wichtiger Umbruch an, dafür gibt es in der näheren und weiteren Umgebung keinen besseren Mann als den Trainerdauerbrenner.

Neuzugänge gibt es auch. Aus dem JBLH-Team des TSV Allach kommen Nico Schmidt und Noah Heisch. Beide trainieren seit Monaten bereits im 3. Liga-Team mit. Sie erlernten das Handballeinmaleins beim TSV Niederraunau, hatten dort ausgezeichnete Kinder- und Jugendtrainer. Zuletzt wurden sie beim TSV über zwei Jahre von Stephan Hofmeister trainiert und könnten daher systemisch sofort mitspielen. Noah Heisch wirft seine Tore von Rechtsaußen, währen Nico Schmidt ein Rückraumallrounder ist, der am liebsten auf Rückraummitte spielt. Vom TSV Blaustein kommt mit Hannes Bauer ein weiter Linkshänder, der auf Rückraumrechts und Rechtsaußen zum Einsatz kommt. Er hatte beim TSV sehr erfahrene Spieler auf seinen Positionen vor sich, immer wenn man ihn brauchte bewies der groß gewachsene Spieler aber sein Talent, so warf er in den letzten beiden Spielen sieben Tore.

Die Aufgaben in der Mannschaft werden neu verteilt werden müssen, jüngere Spieler wie Alexander Jahn und Jakob Hermann werden deutlich mehr Verantwortung bekommen. Selbst ein Rückraum mit lauter Jahns ist nicht auszuschließen.

Trainingsstart ist am 01.07.. Darauf freut sich neu formierte Bayernligamannschaft.