Herren – Bayernliga

Unnötige Niederlage bei einem starken Gegner

Mit 30:28 (12:16) unterlag der VfL Günzburg nach teilweise deutlicher Führung ganz am Ende bitter bei HT München. Die Zuschauer – auch die mitgereisten Fans – kamen bei der temperamentvollen Begegnung voll auf ihre Kosten. Phänomenale Stimmung herrschte auf den Rängen. Zum Ende des “Maskenballes” – hoffentlich bleibt es so – spürt man überall große Lust auf Handball. Doppelveranstaltungen aus Bayernliga-Damen und -Männern sind ein Schlager

Der erste Treffer gelang Stephan Jahn zum 0:1. Die Handballer aus dem Hachinger Tal bestachen durch höchstes Tempo. Da die Mannschaft um Abwehrchef Daniel Jäger dank Videoanalyse darauf vorbereitet war und man aus der 3. Liga einiges an High-Speed-Handball gewohnt ist, schlug die Münchner Hochgeschwindigkeit nicht so richtig durch. Beim 5:4 durch Tobias Fehrenbach führten die Gastgeber zunächst zum letzten Mal. Der VfL hetzte seinerseits bedingungslos nach vorne. Ein Fünferpack durch den erneut starken Noah Heisch, zweimal Nico Jensen, Stephan Jahn und Jakob Hermann kippte die Begegnung zugunsten der Weinroten. 5:9 prangte es von der Anzeigentafel.

Starke Unterstützung erhielten die Schwaben in den ersten 30 Minuten durch Torwart Patrick Bieber, der insbesondere von den Außenpositionen seine “Kiste” ordentlich vernagelte. Seine Paraden ermöglichten immer wieder schnelle Tore. Ihm war es auch zu verdanken, dass manch VfL-Anhänger beim nächsten Aufgalopp von 6:9 auf 6:12 bereits an ein fröhliches Apres-Handball dachte. Doch es ist Handball! In die Halbzeit ging es mit 12:16. Das ist nur Schlagdistanz.

Nach der Halbzeit flachte die Begegnung erst ab. Beide Mannschaften konnten sich nicht mehr so recht gegen die Deckungssysteme durchsetzen. Die VfL-Abwehr stand nur in dieser Phase sicher. Das Spiel plätscherte vor sich hin Als Stephan Jahn in der 43. Minute das 17:22 erzielte, deutete manches auf solide Spielverwaltung hin. Wie schon im Auftaktspiel hatte die Günzburger die Begeisterung für das Tempo verloren. Einen Beitrag zur Veränderung des Spielrhythmus liefern Zeittrafen. Davon gab es durch das ausgezeichnete Schiedsrichtergespann Spegele/Weineck reichlich. Insgesamt vierzehn Zeitstrafen und eine rote Karte gehörten zum hart, aber fairen Handballgefecht. In Unterzahl versucht man ohnehin das Tempo herauszunehmen, in Überzahl soll ruhig und sicher entschieden werden und bei angezeigtem Zeitspiel verlor sich der VfL im völlig fruchtlosen “Eins gegen Eins”. Die Rückkehr zum eigenen Tempohandball wurde regelmäßig verpasst.

Die Wende kam genau in dieser Phase. HT brachte den “Siebten Feldspieler”. Selten führt er zu guten Ergebnissen. Diesmal schon: Die Oberbayern lösten dadurch den Stellungshandball im Angriff auf und kamen wieder regelmäßig zu sicheren Abschlüssen. Selbst Patrick Bieber war geknackt. Umgekehrt kamen die Günzburger in der eigenen Offensive nicht mehr auf die Handballschnellstraße zurück. Weder der siebenfache Torschütze Jakob Hermann, noch die Kreisläufer oder die starken Außen wurden erfolgreich freigespielt. Gefühlt hatten nur Nico Jensen und Stephan Jahn den Ball in der Hand. Wenn die einen wieder treffen und die anderen nicht mehr wirkungsvoll in Wurfpositionen kommen, schmilzt der Vorsprung. In der 48. Minute stand es 21:23.

Beim Stand von 23:24 erhielt Stephan Jahn beim bestens gemeinten Versuch mal wieder einen Gegenstoßpass abzufangen eine Rote Karte. Auch das ein Ergebnis von bedingungslosem Tempospiel. Obwohl Hannes Baur seine Sache gut machte, erschwerte das die Aufgabe zusätzlich: Hinten wie vorne. Die Günzburger, die spätestens jetzt ihre Felle auf der Isar davonschwimmen sahen, kämpften verbissen. In der 56. Minute erzielte Noah Heisch das 26:27. Dann war Entscheidungsreife: Die mental stärkeren HT-Spieler, die nie ihren Plan verloren, trafen drei Mal: 29:27. 25 Sekunden vor Schluss stellt Nico Jensen den Anschlusstreffer her. In Überzahl und bei offener Manndeckung konnte der Ball nicht mehr abgefangen werden. Stattdessen gelang Vitus Baumgartner das alles entscheidende 30:28.

Glückwunsch nach München, selbst schuld VfL Günzburg.