Herren – Bayernliga

Handballgala in der Rebayhalle

Nach dem phänomenalen 37:27 (19:9)-Sieg gegen die vormals punktgleiche TG Landshut hatten die Juroren des “man of the match” allergrößte Probleme sich auf den Helden der Begegnung zu einigen. Erst sollte es die ganze Mannschaft sein, dann der achtfache Torschütze der 1. Halbzeit Noah Heisch, schließlich wurde es Stephan Jahn mit sechs Treffern und seiner gewohnt aufopferungsvollen Spielweise. Verdient hätte es aber auch der Abwehrmittelpunkt Daniel Jäger oder Spielmacher Nico Jensen, der als einziger gar kein Tor erzielen konnte, aber den weinroten Spielfaden perfekt aufzog, egal wie sich die teilweise verzweifelt wirkenden Niederbayern wehrten.

Bis zum 4:3 durch Andreas Kagerer wog das Geschehen ausgeglichen hin und her. Die Schwaben hatten größten Respekt vor der TG. Es war kein Zufall, dass sie mit nur einer Niederlage an die Donau reisten. Ihr Angriffsspiel ist von allen Gegner das variabelste, sie kommen mit hohem Tempo und packen in der Abwehr sehr ordentlich. Die Gastgeber freuten sich sichtlich nach zwei Jahren härtestem Abstiegskampf in der 3. Liga, endlich einmal wieder in einem Spitzenspiel der Bayernliga durch die Halle fegen zu dürfen. Die Abwehr agierte vielarmig und geschlossen. Dahinter stand mit Patrick Bieber ein erfahrener Keeper, der viel Video geschaut hatte und die gegnerischen Würfe erfolgreich las. Auch ihn hätte man “by the way” leicht zum Spieltagshelden erkoren können. Beides war die Voraussetzung für beeindruckendes VfL-Tempospiel. Immer wieder konnte besonders Noah Heisch auf die schnelle Reise geschickt werden oder die zweite Welle überrannte die zurück eilenden Gäste. In der 12. Minute hieß es 9:3 auf der Anzeigentafel. Im Handball wirklich keine Vorentscheidung.

Doch heute weiß man, an diesem Tag schon. Die TG-Tore fielen aus Günzburger Abwehrsicht eher unglücklich und die Schwaben rannten und rannten, so als ob sie sich endgültig von den teils deprimierenden Niederlagen der letzten beiden Jahre befreien wollten. Alles gelang, Tore fielen wie reife Früchte. 11:5 durch Stephan Jahn, 14:6 durch Noah Heisch, in der 27. Minute stand es gar 19:8 mal wieder durch Stephan Jahn. Gewechselt wurde nach einem Treffer von Christopher Schmalz leistungsentsprechend beim 19:9. Das war ein Fest, zumindest für die zahlreichen VfL-Fans.

Selbst Stephan Hofmeister war in der Kabine nicht unzufrieden, obwohl er von Sepp Herberger wusste, dass zumindest ein Fußballspiel 90 Minuten dauert.

Landshut gab sich nicht auf. Über alle möglichen taktischen Maßnahmen verhinderten sie ein VfL-Schaulaufen. Mal wurde Nico Jensen kurz gedeckt, mal zwei Rückraumspieler, dann kam der siebte Feldspieler zum Einsatz. Das zerriss die Spielnormalität. Immer andere, teils knifflige Aufgaben mussten gelöst werden. So richtig schmolz der große Vorsprung nie, allerdings konnte er auch kaum einmal vergrößert werden. Die Günzburger blieben kampfesfreudig und konzentriert. Spaß am Spiel hatten sie immer. Dreimal wurde sicher ins durch den siebten Feldspieler verwaiste gegnerische Tor geworfen. Längst musste wegen hoher Energieverluste gewechselt werden. Das tat keinen Abbruch; Hannes Baur, Ivo Dragisevic und Nico Schmidt fügten sich nahtlos ins Spielsystem und belohnten sich mit blitzsauberen Toren. Beim 37:27 pfiffen die ausgezeichneten Schiedsrichter Florian Güßregen und Stefan Murrmann, die mit insgesamt nur vier Zeitstrafen auskamen, ab.

Nach dem Spiel war VfL-Party in der Jahnhalle. Die Stimmung dürfte prächtig gewesen sein. Vielleicht trieb auch diese schöne Aussicht so an.