Herren – Bayernliga

Nach fulminanter zweiter Halbzeit zurück im Meisterschaftsrennen

Gegen den HSC 2000 Coburg II bewiesen die Schützlinge von Cheftrainer Stephan Hofmeister echte Comeback Qualitäten und kosteten die zahlreichen Zuschauer bei dem 30:28 Sieg einiges an Nerven. Nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit und einem mit Blick auf den Spielverlauf noch angenehmen drei Tore Rückstand (11:14) drehten die VFL’er innerhalb der ersten 10 Minuten der zweiten Hälfte das Spiel komplett zu ihren Gunsten und können Dank eines Remis des direkten Konkurrenten HT München in Regensburg nun die Meisterschaft wieder aus eigener Kraft erreichen. Entsprechend ausgelassen feierten die Weinroten mit ihren Fans nach Abpfiff durch die Rebayhalle.

Den besseren Start in das Spiel sollte dem jungen und sportbegeistertem Zweitliganachwuchs aus Coburg gehören. Der mit einigem Abstand beste Schütze in der diesjährigen Bayernligasaison, Julius Siegler, drückte insbesondere in den ersten 10 Spielminuten durch gekonnte und sehenswerte Würfe aus dem Rückraum dem Spiel seinen Stempel auf. Eine effektive Antwort hierauf blieb die eigentlich so sichere Abwehr des VfL zunächst schuldig und ließ damit auch den Günzburger Torwart Patrick Rösch teils sträflich im Stich. Nach 15 gespielten Minuten und beim Stand von 5:10 trat an Stelle der sonst so fröhlichen Stimmung in der Rebayhalle Schweigen. Viel gab es bis dahin auch nicht zu bejubeln. Folgerichtig nahm Sandro Jooß die erste Time-out und versuchte, die Abwehr neu zu justieren. In den Minuten danach schien die Neuausrichtung ins Leere zu laufen. Im Angriff wurden viel zu hektisch Bälle hergeschenkt und auch die Verteidigung sollte nicht so funktionieren wie gewünscht. Bis zum Stand von 8:13 in der 24. Spielminute schien das Spiel nun seinen Gang zu gehen und die ersten Zuschauer sahen schon die weinroten Felle die Donau hinabschwimmen. Damit hatten allerdings die VfL-Recken ein Problem. Schon in den letzten 5 Minuten der ersten Hälfte deuteten sie die noch bevorstehende Aufholjagd an und verkürzten bis zum Halbzeitpfiff auf einen insgesamt eher schmeichelhaften Drei-Tore-Rückstand (11:14).

Die Stimmung der Fans beim Halbzeitbier konnte zwiespältiger nicht sein. Da die direkten Konkurrenten aus München früher als die VfL’er mit ihrem Spiel begonnen haben, war der Punktverlust des Tabellenprimus und damit die Möglichkeit einer Meisterschaft aus VfL-Kraft Thema Nummer eins. Allerdings mit dem unguten Blick auf die Anzeigetafel und den dortigen Rückstand. Wie bitter das für die Günzburger gewesen wäre, nach lediglich 30 Minuten die Entscheidung wieder aus der eigenen Hand zu geben. Anders allerdings als bei anderen bayerischen Vereinen haben die VfL-Coaches offenbar nicht die Kabine verloren und konnten die notwendigen taktischen Änderungen erfolgreich in das Team bringen. Hinsichtlich der Einstellung musste glücklicherweise nichts geändert werden. Schon die ersten 30 Minuten wurde aufopferungsvoll, aber mit zu wenig Effizienz gekämpft und gelaufen.

Zwar gehörte das erste Tor der zweiten Hälfte noch den Gästen, danach allerdings versperrte die wieder zu gewohnter Stärke gefundene Abwehr unter tatkräftiger Mithilfe von Patrick Bieber den Zugang zum eigenen Gehäuse. In der 37. Spielminute erzielte Noah Heisch den Anschlusstreffer (15:16) und nach vier Treffern durch die Gebrüder Stephan und Alexander Jahn waren die VfL’er fast schon enteilt (19:16). Alexander, der Jüngste der drei Jahns, bewies in dieser Phase erneut seine Kaltschnäuzigkeit vom 7-Meter Strich und gab den seinen so durch wichtige Tore ordentlich Sicherheit und Selbstvertrauen. Die spielfreudigen Coburger ließen sich durch den Günzburger Zwischenspurt allerdings nicht die Butter vom Brot gehen und kamen in der 50. Minute – auch durch einige zu leichte Fehler des VfL – wieder auf ein Tor heran (20:19). Nun entwickelte sich eine Temophatz über den Boden der Rebayhalle. Schlag auf Schlag fielen auf beiden Seiten die Tore durch die nun wie entfesselt aufspielenden Angriffsreihen. Keines der beiden Teams ließ nur eine Sekunde an der eigenen Entschlossenheit zum Sieg zweifeln und so jagten die konditionell top aufgestellten Teams innerhalb von 5 Minuten vom Stand von 20:19 zum 26:24 (55.). Durch wichtige Tore von Michael Jahn und dem „Man-of-the Match“ Nicolai Jensen sicherten sich die VfL’er den Sieg im Zwischensprint. In der 58. Minute schien die Messe beim Treffer durch Yannick Meye (29:26) gelesen. Die Zuschauer freuten sich eigentlich schon über die gelungene zweite Hälfte und den Sieg und die Coburger Abwehrumstellung auf eine offensive Manndeckung schien eine übliche Verzweiflungstat der Trainer.
Das junge Gästeteam bewies allerdings erneut seine große mentale Stärke und schaffte durch aufopferungsvoller Lauferei und Günzburger Leichtsinn bei noch 20 Sekunden auf der Uhr den Anschlusstreffer zum 29:28, wobei Nicolai Jensen hier noch durch eine herausragende Abwehraktion einen Wurf auf das leere Tor verhinderte. Auch die verbliebenen 20 Sekunden retteten die Günzburger bei eigenem Ballbesitz nicht über die Zeit, sondern liefen durch einen unglücklichen Fehlpass noch in einen letzten Coburger Gegenstoß. Der junge Coburger Linksaußen lief frei auf das Günzburger Tor und fast schon sicher schien es, als dass er zum Ausgleich einnetzen würde. Patrick Bieber warf sich allerdings spektakulär dem Angreifer entgegen und konnte mit den einer sehenswerten Parade den letzten Coburger Wurf des Spieles entschärfen. Das letzte Tor der Partie sollte Nicolai Jensen gehören, der nach einer herausragenden Leistung in der zweiten Halbzeit folgerichtig den Schlusspunkt in einer nervenaufreibenden Partie zum 30:28 setzte.

Die Günzburger stehen damit lediglich zwei Verlustpunkte hinter dem Tabellenführer aus München bei noch vier verbleibenden Spielen, wobei das direkte Duell gegen HT München in zwei Wochen am 29.04. in der Rebayhalle noch aussteht. Keines der verbleibenden vier Spiele ist für den VfL weniger als ein Endspiel und schon am kommenden Samstag steht für die Weinroten das Erste gegen starke Rothenburger an. Hier geht es nicht nur um die Chance auf die Meisterschaft sondern insbesondere um ein wirkliches Knallerspiel eine Woche später auf heimischen Boden.