Herren – Bayernliga
In einer vom VfL in der Schlussphase unnötig spannend gemachten Partie holten die Günzburger im Rothenburger Hexenkessel nach einem nervenaufreibenden Finish mit einem 24:25 (11:13) beide Punkte. Damit kommt es am nächsten Samstag in der Sporthalle an der Rebaystraße für die Günzburger Handballer zu einer Vorentscheidung in der Aufstiegsfrage, Nur mit einem Sieg gegen die HT München bleiben die Schützlinge von Sandro Jooß drei Spieltage vor Schluss im Aufstiegsrennen. Entsprechend groß war die Freude über den Auswärtscoup bei Spielern und den mitgereisten Fans. Es war auch ein schönes Geburtstagsgeschenk für Routinier Manuel Scholz, der hinten wie vorne eine starke Leistung bot und zu den Rückraumspielern gehörte, die bis zum Schluss die Übersicht behielten.
Zwar fühlte sich der VfL-Tross schon beim Betreten der Halle wunderbar heimelig, durfte man doch auf herrlich rotem Boden spielen. Doch die aufgeheizte Stimmung beim BOL-Damen-Vorspiel, bei dem die Tauberladys ihren Aufstieg realisierten, warnte auch gleich: In der Rothenburger Handballhalle ist wirklich die Hölle los.
Das 0:1 erzielte Jakob Hermann. Blitzschnell trugen die Schwaben ihr Umschaltspiel vor. Manchmal zu hastig und ohne Blick für freie Räume, daraus resultierten Fehler und so entwickelte sich zunächst ein sehr ausgeglichenes Spiel. Großen Anteil daran hatte der beste Spieler auf dem Platz Patrick Schneider, der insgesamt acht Treffer erzielen sollte. Er war anfangs nur schwer in den Griff zu bekommen. Bis zum 10:10 stand es achtmal unentschieden, ehe Philipp Schemm die einzige Führung für die Franken erzielte. Groß war der Wille der VfL-Spieler die schwere Auswärtsprüfung zu bestehen: Zweimal Stephan Jahn und einmal Noah Heisch und der 11:13-Halbzeitstand war perfekt.
Nach dem Wiederanpfiff sahen die lautstarken Zuschauer kleine Vorteile bei den Weinroten. Allerdings war erneut Patrick Schneider in dieser Phase schwer zu bändigen. Seiner Wurfkunst waren die 15:16 und 16:17-Anschlusstreffer zu verdanken. Erst die Hereinnahme von Manuel Scholz schränkte seine Kreise ein. In der 43. Minute schienen die Günzburger dann die Kurve in die beliebte Siegerstraße genommen zu haben. Jäger, Jensen und Scholz erhöhten auf 16:20. Selbst Patrick Schneider schien endlich an der kurzen Abwehrleine.
Doch Rothenburg kam zurück. Dennis Orff erzielte zu einfache Treffer und im Angriff wurde vom Mannschaftsspiel in den Einzelkämpfermodus übergegangen. Ruck-zuck war der kleine, aber feine Vorsprung Erinnerung, Urplötzlich lief man in die Gegenstoßmaschine des TSV. Publikumsliebling Abdul Aziz Altwish gelang nach einer kleiner Aufholjagd das 20:21. „In einem Hexenkessel ist das schlecht“, ahnte eine mitgereiste Handballmama. Noch lauter wurde getrommelt, noch begeisterte trieb der Hallensprecher an – Handballstimmung wie man sie sich wünscht. Nico Schmidt durfte nun Regie führen und er brachte den Spielfluss zurück. Selten leicht für diese fortgeschrittene Spielzeit fielen nun die VfL-Tore. 21:24 leuchtete es von der Anzeigentafel in der 53. Minute. Obwohl klar in Unterzahl hörte man nun die VfL-Fans. Nico Schmidt fiel mit einer Unterschenkelprellung aus, es gab überhaupt sehr viele Spielzeitunterbrechung. In der heißen Atmosphäre musste ständig im Duett gewischt werden. Alles nicht einfach für einen Gast. Aber dass es noch einmal eng wurde, lag erneut am VfL-Angriff. Anstelle den Ball im Fluss zu halten, wurde die Entscheidung durch Einzelaktionen gesucht. Zum zweiten Mal geriet man in den Rothenburger Gegenstoß: 24:24. Wieder schien eine ganze Halle durchzudrehen. Den Rothenburger Spielern wurde es warm ums Handballherz. Angetrieben von ihrem Publikum hatten sie schon viele Schlussphasen gedreht. Daran erinnerten sie sich just in dieser Phase bestimmt gerne.
Bei allen Fehlern im Angriff muss man den Günzburgern nun aber ein riesen Kompliment machen. Sie gaben wirklich alles. Die Abwehr stand vielarmig und agierte aufopferungsvoll. Entschlossen wurde der Gegner bekämpft und Patrick Bieber war über die gesamten 60 Minuten erneut ein sicherer Rückhalt. Im Positionsspiel konnten die Gastgeber bis zum Schluss auf Null gestellt werden. Nico Jensen erzielte bereits bei 57:40 Minuten den Siegtreffer. Keiner konnte ahnen, dass das bereits der Schlusspunkt sein sollte. Mehr ging bei den abgekämpften Angreifern einfach nicht mehr.
Die Bedeutungsschwere des HT-Heimspiels wackelte, dank bedingungslosem Einsatz schwand sie aber nicht. Schöne Aussichten für das kommende Heimspielwochenende.
Groß war die Freude auf dem Feld und am Liveticker, fröhlich wurde im Bus gesungen.
Hier geht es zum Spielbericht:
https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupMeetingReport?meeting=7317512&championship=BHV+2022%2F23&group=301301