ENTWEDER – ODER

Wenn der Tabellenzweite VfL Günzburg am Samstag um 19.30 Uhr den Ligaprimus HT München empfängt, geht es für die Gäste bereits um die Meisterschaft und für den VfL Günzburg um den Kipppunkt in die andere Richtung. Allein der Gedanke, dass darum 28 gestandene Mannsbilder und gut trainierte Athleten auf 20 mal 40 Metern ringen, ist selten martialisch und fast schon unzeitgemäß. “Über Schiedsrichter wird viel diskutiert, spätestens bei so einem Spiel machen sie schon Sinn”; so ein gerne aufgebrachter Zuschauer..

Die Tabelle gibt klare Auskunft. Die Handballer aus dem Hachinger Tal stehen mit 20:4- Punkten bei noch einem ausstehenden Spiel ganz oben. Die Schwaben lauern zwei Punkte dahinter und müssen noch zum TSV Allach, ehe die SG Regensburg zum Saisonfinale in die Rebayhalle kommt. Da die Samstagsgäste das Hinspiel mit 28:25 gewannen, genügt ihnen ein Punkt zum 3. Liga-Aufstieg, während die Schützlinge von Sandro Jooß mit vier Toren gewinnen müssen um im direkten Vergleich die Nase vorne zu haben. “Genau das ist das Ziel”, so Abteilungsleiter Torsten Zofka, der sich übrigens am Vorabend des Handballgefechtes ab 19.00 Uhr in der Jahnturnhalle der Abteilungsversammlung stellt. Gut 24 Stunden vor so einer heftigen Auseinandersetzung sicher ein ganz besonderes Vergnügen. Für genügend Gesprächsstoff dürfte auf alle Fälle gesorgt sein. Probleme gibt es ja eh sonst keine.

Freier Eintritt für Jugendmannschaften

Samstags soll es schlicht großartig werden: Endlich wird mal wieder die Südtribüne ausgezogen, denn selbst an der beschaulichen Grenze zu Baden und Württemberg weiß man, dass München einfach riesig ist. Handballexperten prophezeien eine Stadt-Land-Flucht von Taufkirchen und Unterhaching an die Günz. Wie bei allen Spitzenspielen bieten die VfL-Verantwortlichen eine Sonderaktion. Dieses Mal sollen Kinder- und Jugendmannschaften aller Sportarten samt Betreuern und Trainern freien Eintritt erhalten. Anmeldungen bitte an Dieter Pohl bis Freitagabend 19.00 Uhr ([email protected]).

Klar, wäre es schön, wenn sie in rot kämen. Eine rote Wand wird nämlich nicht nur auf dem Spielfeld notwendig sein, um dem kaum zu bremsenden Offensivgeist der HT-Sprinter im Zaum zu halten. Jede Form der Unterstützung hilft. Das gegenseitige Befeuern von Spielern und Zuschauenden mit Emotionen lässt Mannschaftssportarten gerne arg hoch schaukeln. Es ist einer der wenigen Refugien, wo sich selbst brave schwäbische Familienväter zu kleineren verbalen Grobheiten hinreißen lassen dürfen und die Mama zwischendurch zum “Tier” wird.. Noch besser haben es die Spieler. Sonst strebsame Studenten oder sittsame Werktätige und auf dem Spielfeld? Da zählt plötzlich entschlossene Körperlichkeit, freilich nach allen Regeln der feinen Handballkunst, aber mit der Nationenwertung beim Dressurreiten hat das nichts zu tun. Seitdem in Bayern Wirtshausschlägereien ein wenig verpönt sind, kommt solchen Spielen andererseits aber auch eine emotional ausgleichende Bedeutung zu, die durch die sedative Wirkung des Hopfens im Halbzeitbier nur verstärkt wird. . .

Ein Besuch lohnt sich also auf alle Fälle. Danach geht es einem besser und man weiß sportlich mehr. Am Samstag ab 20.45 Uhr über die Bayernliga sogar viel mehr.

Bislang wissen bayerische Handballexperten über HT Folgendes: In der letzten Saison spielten die Spielgemeinschaft noch gegen den Abstieg und gab als Saisonziel eine Stabilisierung in der Bayernliga an. Das erste Ausrufezeichen setzten sie eigentlich mit einem 28:25-Heismieg gegen den VfL Günzburg. Um Gottes Willen nicht, weil sie die Weinroten besiegten, sondern es war die Art und Weise. Der VfL führte nämlich bereits mit sieben Treffern, ließ dann nach, reduzierte das Spieltempo, während die Schützlinge von Johannes Borschel rannten und rannten. Die Oberbayern geben nie auf und spielen bedingungslos. Manch einer dachte, dass kann schon einmal passieren. Sie täuschten sich. Dieser HT-Auftritte wurde zum Dauerzustand, Spielpausen im VfL-Angriff auch. Und so wurde das Hinspiel in den Play-Offs diesmal nach einer Sechs-Tore-Führung vertändelt. Völlig zu Recht stand der HT nach der Hauptrunde und auch in den Play-Offs ganz oben. Viele Spiele wurden knapp in den Schlussphasen gewonnen.

Trotz allem ist der Punkteabstand gering und auch die hohen zwischenzeitlichen Auswärtsführungen deuten Verwundbarkeiten an. Zuletzt bewies der VfL in den Schlussphasen “Stressresistenz” – gerade noch rechtzeitig. “Für das Meisterstück ist es noch nicht zu spät und wir sind zu Hause”, so Cheftrainer Hofmeister.

Ändern kann man die bisherige Geschichte der Saison 2022/2023 nur noch am Samstagabend um 19,30 Uhr in Günzburg. Auf diese Chance freut sich die Mannschaft

Seien Sie am Samstag dabei.

Hier finden Sie Infos zu HT:
HT München | Spielgemeinschaft im Hachinger Tal (ht-muenchen.de)