Herren – Bayernliga

Handball-Bayernligist VfL Günzburg besteht die Talentprobe

Bericht der Günzburger Zeitung von Jan Kubica

Der VfL Günzburg erreicht gegen HaSpo Bayreuth ein leistungsgerechtes 28:28. Ein Neuzugang und ein Torwart ragen aus dem kämpferisch sehr starken Team heraus.

Ein Punkt nach zwei Spielen – das ist wenig für eine Mannschaft, die in ihrer Liga ganz oben mitmischen möchte. Andererseits kann es auch viel sein, wenn man die Umstände genauer beleuchtet. Und vielleicht ist das der korrekte Blick auf die Lage des Handball-Bayernligisten VfL Günzburg. Der hatte gute Chancen, das Heimspiel gegen HaSpo Bayreuth zu gewinnen, erreichte nur ein 28:28 (13:13) – und nimmt dennoch als Erkenntnis mit, dass er an guten Tagen jeden Kontrahenten in dieser Spielklasse schlagen kann. Trainer Stephan Hofmeister machte denn auf dem Weg in die Kabine auch einigermaßen gute Miene zum Unentschieden, das seiner Ansicht nach „voll in Ordnung“ ging.

Yannick Meye hat die Entscheidung in der Hand

Mindestens einer seiner Spieler sah das im ersten Augenblick nicht so und seine Reaktion sprach in erster Linie für sportlichen Ehrgeiz. Denn Yannick Meye hätte das Ding in buchstäblich vorletzter Sekunde zugunsten der Weinroten entscheiden können. Mutterseelenallein lief er auf das Bayreuther Tor zu, konnte naturgemäß nicht gleichzeitig die digitale Spieluhr im Auge behalten, schloss deshalb einen Tick zu früh ab – und scheiterte am Torwart.

Zum Gesamtzusammenhang dieses Herzschlag-Finales zählt freilich, dass die Gäste zwölf Sekunden vor Schluss in Ballbesitz gelangten, das Spiel also durchaus selbst hätten ziehen können. Als der starke Stephan Jahn aufmerksam dazwischen ging, einen Pass abfing und seinen Kumpel Yannick Meye auf die Reise schickte, war zumindest diese Gefahr gebannt.

Brutal effektive Günzburger

Im ersten Viertel der Partie hatte noch nichts auf eine derart enge Endphase hingedeutet. Alles funktionierte wie am weinroten Handball-Schnürchen. 9:2 führten die brutal effektiv agierenden Schwaben nach gut elf Minuten. David Pfetsch hatte bis dahin bereits dreimal eingenetzt, Alexander Jahn zwei Siebenmeter verwandelt. Die Franken dagegen brachten kaum einen Fuß auf den leuchtenden Boden der Rebayhalle und wenn sie doch einmal zum Abschluss kamen, hielt der toll aufgelegte VfL-Keeper Sascha Langhans alles, was da auf ihn zuflog. Das war umso bemerkenswerter, da der Torwart angesichts bärenstarker Konkurrenz im eigenen Kader nur wenige Bewährungschancen erhält.

Hofmeister sollte hinterher sagen: „Es war klar, das das über 60 Minuten nicht so laufen kann.“ Doch wie dominant die Bayreuther zurückkamen, überraschte sein Team dann doch. Nach einer 0:6-Tore-Serie war die Sache in der 20. Minute total ergebnisoffen.

Immerhin fingen sich die Weinroten nach dieser kurzen Schwächephase. Fortan zeigten sie vor allem in der Abwehr aufopferungsvollen Kampfgeist und oberstes Bayernliga-Niveau. Und sie hatten in einem jederzeit intensiven Spiel einen groß auftrumpfenden Neuzugang Kilian Weigl, der sein Talent immer wieder bestätigte. „Der Mann hat einen Willen und Nerven aus Stahlseilen“, lobte Hofmeister nach der Begegnung. Insgesamt erzielte Weigl sieben Tore.

Nico Jensen spielt umsichtig

Ebenfalls eine lobende Erwähnung seitens des Chefcoachs verdiente sich Nico Jensen. Er trat erst während der Crunchtime so recht in Erscheinung, überzeugte in dieser Phase aber mit seiner Umsicht und Routine, setzte die Nebenleute aus der Mitte des Rückraums immer wieder gut in Szene, erzielte zwei Treffer selbst und zog zwei Siebenmeter in Situationen, in denen seine Kollegen oft nur Freiwürfe erhielten.

So blieb es nach dem Seitenwechsel jederzeit knalleng. Mal führte diese Mannschaft mit knappem Vorsprung, mal jene, zigmal stand es unentschieden. Meistens liefen die Gastgeber einem Rückstand hinterher, nur einmal, beim 15:17 (37.), betrug die Differenz zwei Tore. Der VfL warf alles aufs Feld, was an Kampfkraft in ihm steckte und die Fans der Weinroten feuerten ihr Team pausenlos an.

Objektiv gesehen war dieses Bayernligaspiel ein Nagelbeißer, den nur ein Umstand hätte noch erlebenswerter machen können. Denn ein Sieg, so äußerte sich Kilian Weigl übers Hallenmikrofon, „wäre natürlich schöner gewesen.“ Mit diesen Worten traf er die Gefühlslage der meisten Anwesenden ziemlich genau.

So haben sie gespielt
VfL Günzburg Langhans, Bieber; Pfetsch (6), Meye (2), M. Jahn (4), S. Jahn (2), Telalovic (1), A. Jahn (2/2), Jensen (2), Heisch (2), Jäger, Scholz, Weigl (7/6)