Herren I: Niederlage in Anzing

Bericht aus der Günzburger Zeitung (von Jan Kubica)

Die Niederlage im Bayernliga-Spiel ist aus Sicht des VfL Günzburg unnötig. Nicht nur deshalb wird das Fernduell um den Klassenerhalt immer enger für die Weinroten.

 
Verfolgte die Bemühungen seines Teams mit wachsender Verzweiflung: Stephan Hofmeister.
(Bild Ernst Mayer)

Völlig unnötig, am Ende auch noch ziemlich deutlich, haben die Günzburger Handballer ihr Bayernliga-Spiel beim Anzinger SV 22:28 (9:9) verloren. Der Abstand auf das rettende Ufer vergrößerte sich durch den Sieg des Fernduell-Kontrahenten TSV Lohr gegen den TSV Unterhaching zusätzlich auf mittlerweile drei Punkte. Kein gutes Wochenende also.

Bei den Anzinger Löwen spürt jeder Gast die engagierten Bemühungen des ganzen Vereins, aus den Spielen in der bayerischen Eliteliga wahre „Events“ zu kreieren. Oberbayerisches Flair wird geschickt mit grundsätzlich fetzigem Handballsport kombiniert. Entsprechend gut war die Stimmung auf der Tribüne. Und die Hauptdarsteller ließen sich nicht zweimal bitten, entfachten ein erlebenswertes Kampfspiel. Platz für Spielwitz oder mal ein technisches Kabinettstückchen freilich gibt es beim modernen Handball-Ringen kaum. Günzburgs Trainer Stephan Hofmeister weiß aus eigener Schulungs- und Beobachtungstätigkeit: „Am leichtesten sind in vielen Trainingseinheiten konditionelle Fähigkeiten zu entwickeln und so steht man sich recht körperbetont, fast rabiat im Weg.“

Den besseren Start dabei erwischten die Gastgeber. Nach fünf Minuten führten die Schützlinge des früheren Günzburger Regionalligaspielers Hubert Müller 3:1. Nicht weil sie besser spielten, sondern weil sie eher mal trafen. Der VfL hatte bereits zu diesem Zeitpunkt vier Fahrkarten geworfen. Das war der Anfang des nachfolgenden Leidens. Denn letztlich, so hielt Hofmeister in seiner Rückschau fest, scheiterten die Weinroten diesmal nicht am Entwickeln von Wurfsituationen, sondern am Werfen selbst. Holz- und sogar Wandtreffer musste er mehr als genug miterleben und am Ende formulierte er ernüchtert: „Anzinger Heldenwaren ihre Torhüter. Es lag ganz sicher nicht nur am technischen Unvermögen meiner Spieler.“ Durch seinen immensen Einsatz und Willen blieb der Aufsteiger von der Donau zunächst im Spiel. Beim 6:6 war das erste Unentschieden geschafft., 7:7, 8:8 stand es kurz danach. Beim 9:8 führten die Schwaben, mit 9:9 ging es in die Pause. Gut war, dass sich die Günzburger Youngster bis dahin nicht durch einige rüde Abwehrattacken den Schneid abkaufen ließen. „Das ist übrigens noch nie gegangen“, lobte der Chefcoach. Der wähnte sich zur Halbzeit durchaus auf der Siegerstraße, hatte sein Team doch die taktischen Schlüssel, um die starke Anzinger Abwehr aufzuschließen. Hofmeister hoffte zu diesem Zeitpunkt auch, dass seine Jungs aus den Fehlwürfen des ersten Durchgangs schnell lernen würden. Die Pause schien da genau die richtige Chance zur Klausur. Doch das Umsetzen blieb aus – ein Lapsus, den Hofmeister knackig mit dem Vorwurf an seine Spieler garnierte, sie hätten diesmal eine „Egal-und-Weiter-Mentalität“ offenbart.

Beide Teams ließen im zweiten Durchgang in der Abwehr ein wenig nach. Der VfL hatte nun im Angriff seine beste Phase, auch die Gastgeber kamen über ihren Kreisläufer zu einfacheren Toren. Bis zum 18:18 durch Michael Jahn (48.) war das Spiel ausgeglichen und tapfer umkämpft – trotz einer laut Hofmeister „üblen Fehlerorgie auf beiden Seiten“. Dann kamen drei der insgesamt nur vier Günzburger Zeitstrafen. Gleich die erste zerbrach die Abwehrsystematik. Zwei Gegentreffer später stand es 18:20. Das allein wäre zu verkraften gewesen, aber die vielen technischen Fehler nagten irgendwann am Nervenkostüm, raubten den Glauben an die eigene Stärke und ließen die Günzburger Jungs verzweifeln. Beim 19:21 (54.) war das Bayernliga-Spiel noch offen – eine weitere Zeitstrafe gegen den sehr starken Daniel Jäger später war es beim 24:19 (57.) gelaufen.