Herren I: Es war nicht der 365 Tag

Bericht der Günzburger Zeitung zur Niederlage gegen Erlangen

Weil Günzburg gegen den Spitzenreiter chancenlos ist und weil die Konkurrenz fleißig punktet, ist der drittletzte Platz zementiert. Ein Hoffnungsschimmer glimmt in Coburg. Von Jan Kubica


Sinnbild Günzburger Chancenlosigkeit: Torwart Patrick Bieber.
(Foto: Ernst Mayer)

Das war’s vielleicht schon in Sachen Klassenerhalt. Entsprechend groß ist die Enttäuschung bei den Handballern des VfL Günzburg. Für sie ist der drittletzte Platz in der Bayernliga zementiert – größtenteils natürlich wegen der eigenen suboptimalen Punkteausbeute und ein bisschen, weil die direkte Konkurrenz im Kampf ums Drinbleiben nicht mitspielt. Das Gesetz dieser Serie hielt jedenfalls über das aktuelle Wochenende: Die Weinroten verloren (erwartungsgemäß) ihr Heimspiel gegen den Klassen-Primus, der Fünftletzte Unterhaching siegte (etwas überraschend) in Anzing und der Viertletzte Lohr gewann (höchst überraschend) in Waldbüttelbrunn. Der einzige Hoffnungsschimmer für den VfL glimmt nun in Coburg: Der dort ansässige Drittliga-Abstiegskandidat könnte, wenn alles gut läuft, das rettende Ufer auf den letzten Drücker noch erreichen. Und bleibt Coburg oben, darf auch der Bayernliga-Drittletzte aufatmen – so weist es die kleine Handball-Rechenschule aus. Trotzdem sagt Günzburgs Trainer Stephan Hofmeister mit einem Blick auf die beiden relevanten Tabellen: „Rechnerisch ist der Klassenerhalt natürlich noch möglich, aber praktisch ist das doch eher unwahrscheinlich.“

Das Heimspiel seines Teams gegen die Erlanger Reserve an diesem sonnigen Sonntag war von vornherein verkorkst. Die Samstag-Ergebnisse der anderen Bayernliga-Abstiegskandidaten lähmten Muskeln und Gedanken der Weinroten, statt sie zu lockern. Urplötzlich bekam die zuvor noch als „Freischuss“ deklarierte Partie überragende Bedeutung – und diesem Nervendruck waren die Aufsteiger von der Donau nicht gewachsen. Auf dem Feld entwickelte sich dann auch die Begegnung „starke Männermannschaft gegen talentiertes Jugendteam“. Zusätzliche Schwächung erfuhren die Bemühungen der Weinroten, als ihr Spielmacher Nicolai Jensen bereits nach fünf Minuten das Feld räumen musste, weil er grippebedingt nicht mehr konnte und als Michael Jahn unmittelbar nach Beginn der zweiten Halbzeit ebenfalls raus musste, weil er unter Kreislaufproblemen litt.

Das Spiel lief jederzeit eindeutig zugunsten der Erlanger. Im ersten Durchgang hatten die Gastgeber allergrößte Probleme mit der Aufgabe, im Rückraum die sehr hohe und körperlich starke 6:0-Deckung der Mittelfranken auseinanderzureißen und anschließend in beherrschbare Wurfpositionen zu kommen. Sechs Tore Rückstand prangten zum Seitenwechsel an der Anzeigentafel und Hofmeister war da schon klar, „dass so etwas bei realistischer Betrachtungsweise von uns nicht aufzuholen ist.“ Erlangen ließ auch gar keine schwäbischen Hoffnungen aufkommen, sondern drückte nach Wiederanpfiff gleich voll aufs Tempo. „Die haben uns wie Schulbuben aussehen lassen“, kommentierte Hofmeister diese Phase der Begegnung ernüchtert. In der Abwehr ließen die Gäste, im Gefühl des sicheren Sieges, irgendwann ein wenig nach; Günzburg erarbeitete sich gute Momente und schloss auch ein paar Angriffe sehenswert ab. Der Trainer lobte hier vor allem die Vorstellung von Pascal Buck. An der Dominanz der Gäste änderte das freilich überhaupt nichts.

Hofmeister räumte im Rückspiegel ein: „Erlangen ist einfach eine Mannschaft, die in die 3. Liga gehört. An 364 von 365 Tagen haben wir gegen eine solche Mannschaft keine Chance.“ Und der 365. Tag war dieser Sonntag kurz vor Ostern aus Günzburger Perspektive eben nicht.

 

VfL Günzburg: Schmid, Bieber, Knittl (5), Guckler, Jahn (1), Buck (3), Leix, Braun, Groß (3/1), Jensen, Lehr (3), Hermann (1), Jäger (5), Nief (2)