Bayernliga: VfL Günzburg – TV Erlangen-Bruck

Das hatten sich die 750 Fans in der Günzburger Sporthalle sicher ganz anders vorgestellt. Mit 34:42 (14:21) kamen die VfL Handballer gegen die ausgebufften Spieler der TV Erlangen-Bruck ganz gehörig unter die Räder. Von einem “Spitzenspiel” Dritter gegen Erster, leidenschaftlichem Kampf oder gar Augenhöhe war nichts zu spüren, zu dominant waren die Mittelfranken – zu abgekämpft die Einheimischen

Im Tor durfte diesmal Youngster Dennis Mendle beginnen. Viel zu halten, außer zwei “Freie” hintereinander gab es für das Talent nicht, denn er hütete seine “Sechs-Quadratmeter” ohne Unterstützung der Abwehr, fast chancenlos im offenen Scheunentor. Gleich die ersten beiden Treffer der einseitigen Begegnung erzielt der Star des Abends Steffan Meyer. Sage und schreibe 18 Treffer erzielte der kleine Rückraumlinks, der so gar nicht wie ein Modellathlet wirkt. Er ist nicht einmal der klassige Shooter, sondern ein feinsinniger Techniker, der Außen und Kreis toll einsetzt, zwischendurch Gegenstöße läuft und traumwandlerisch sicher seine Siebenmeter verwandelt. 10 Mal trat er zum Strafwurf an, 10 Mal traf er sicher. Ganz am Ende des Spieles gelang ihm Außergewöhnliches: Sein erster und einziger Fehler – eine unglaubliche Quote.

Ein gut aufgelegter Nico Jensen erzielte erst einmal den Anschluss zum 1:2. Ausgleichen oder gar Führen sollte der VfL nie. Bis zum 8:9 und 9:10 hofften die VfL Fans laut mit nagelneuen Klatschen auf die Wende. Hoffnungsschimmer gab es bis dahin schon. Allesamt vorne: Dort konnte der Ausfall von Pascal Buck, dem Torjäger der vergangenen Spiele überraschend gut kompensiert werden. Raphael Groß übernahm seinen Part; auch andere taktische Umstellungen führten zu einfachen Toren. Die Ideen scheinen der Mannschaft in diesem Bereich nie auszugehen. Doch das Tempospiel in der Rückwärtsbewegung genügte gegen das schnellste Umschaltspiel der Liga genau so wenig wie ein unverschlossene Tor zur Scheune. Schon nach dem 12:15 durch Stefan Knittl fiel an diesem Tag die Vorentscheidung. Drei weitere Tore durch die Mittelfranken schafften früh einen Abstand, der an diesem Tag nicht mehr einzuholen war. Zu wach und spielfreudig waren die Schützlinge von Ben Levjar, der vor vielen, vielen Jahren in der Rebayhalle zweimal bayrischer A-Jugendmeister mit der damaligen CSG Erlangen wurde, zu erschöpft die Weinroten. Die aufopferungsvollen Handballschlachten, der stark dezimierte Kader zeigte Wirkung. Beim 14:21 wurde gewechselt.

Weiter ging das muntere Tore-Werfen. Immerhin ein Offensiv-Spektakel mit unglaublichen 76 Toren bekamen die Zuschauer zu sehen. Auch der VfL wusste hier zu gefallen. Kernige Schlagwürfe von Nico Jensen, ein herrlicher Kempa von Jonas Lehr auf Manuel Scholz, gutes Auge von Jakob Hermann mit einem Wurf über das ganze Feld ins leere gegnerische Tor (…). Doch der VfL gestaltete nicht, er war das Opfer des Spektakels durch seine ungenügende Abwehrleistung. Auch von den Torhütern hätte mehr kommen müssen. Freie Würfe sind schwierig, aber nicht unhaltbar wie der Lohrer Keeper eine Woche vorher eindrucksvoll bewies. Die Gäste führten zwischenzeitlich mit bis zu 10 Toren. Am Ende stand ein gerechtes 34:42 auf dem Spielbericht.

Obwohl Trainer Hofmeister überhaupt nicht verlieren kann, weiß er, dass die Mannschaft besonders ohne Patrick Rösch, Pascal Buck und Dnaiel Jäger nichts im oberen Drittel verloren hat. Wenigstens konnte Niko Hermann erstmals in der Runde wieder eingesetzt werden. Die bislang hart erkämpften acht Punkte sind die Überraschung, nicht die Niederlage gegen das aktuell stärkste Team der Liga. Permanenter Kampf am Limit, eine zu kleine Trainingsgruppe, immer neue Umstellungen aus personeller Not sind auf Dauer Energieräuber. Überspielt sagt der Laie dazu. Maßnahmen aus einem solchen “Loch” herauszukommen, gibt es aktuell kaum. Die Bayernliga-Schlacht ist im November unerbittlich. Erst im Dezember sieht der Spielplan Pausen vor. Bis dahin wird dem Team mal wieder nur eines übrig bleiben: Noch enger zusammen zu rücken. Das ist schon oft gelungen.

Es spielten: Bieber, Mendle; Knittl (5), Guckler, Jahn (5), Leix (2), J. Hermann (2), Groß (5), Jensen (8), Lehr (1), N. Hermann (2), Scholz (4).