Handball Bayernliga: VfL Günzburg – TSV Rothenburg 2000
Die gut gefüllte Nordtribüne der alt ehrwürdigen Rebayhalle war schon vor dem Anpfiff schöner Lohn für die bislang beherzten Auftritte der Günzburger Bayernligahandballer in dieser Saison. Die Zuschauer brauchten ihr Kommen auch wirklich nicht zu bereuen. Zusammen mit einem starken Rothenburger Gegner wurde bedingungsloser Tempohandball geboten. Durch eine Leistungssteigerung in der Abwehr der zweiten Halbzeit gewann der VfL 29:26 (16:14): Bis dahin musste wirklich sehr ordentlich gerannt werden. Ein gemütlicher Spaziergang war das nicht.
Die Anfangsführung gelang den Weinroten durch Tore von Manuel Scholz und Raphael Groß. Sie hielt nicht lang, denn der insgesamt neunfache Torschütze Nedim Jasarevic glich mit einem Siebenmeter zum 2:2 aus. Schon in den ersten Minuten wurde eine famose Tempohatz geboten. Dabei machte der VfL nach vorne durch Turbo-Antreiber Raphael Groß einen starken Eindruck, in der Rückwärtsbewegung bekam man den mittelfränkischen Gast aber zunächst kaum zum Stehen. Beim 4:5 schlug sich dieses Ungleichgewicht erstmals im Ergebnis negativ nieder. Doch damit nicht genug. Der zuletzt so abschlusssicher Nico Jensen und Rückkehrer Pascal Buck hatten ihr Visier gegen den sehr starken Gästetorwart noch nicht richtig eingestellt, nicht nur daraus resultierten weitere schnelle Gegenstoßtreffer. 5:8! Mit Kapitän Axel Leix hatte Trainer Hofmeister allerdings noch einen Trumpf auf der Bank, den er in dieser Phase zog. Mit ihm kam deutlich mehr Durchsetzungsvermögen in die schwäbischen Abwehraktionen. Ein Dreierpack von Stefan Knittl, Manuel Scholz und Jonas Lehr egalisierten den Rückstand. Schon hier zeichnete sich ab, dass es im Angriff ein Spiel der Außen werden sollte. Mustergültige Gegenstoßpässe von Torwart Patrick Bieber waren dafür oft der Ausgangspunkt. Feine Wurfkunst war da zu sehen, die ganze Mannschaft freute sich besonders für Jonas Lehr, dass ihm endlich mal wieder einfach alles gelang, selbst ein herrlicher Kempapass auf Manuel Scholz.
Doch die Rothenburger hörten nicht auf. Mal wieder durch Rückraumlinks Jasarevic prangte ein 9:11 von der Anzeigentafel. Irres Tempo und der nächste Dreierpack: Diesmal durch Nico Jensen, Axel Leix und Manuel Scholz sorgten für die nächste VfL Führung. Auch Dank guten Überzahlspieles ging es mit einem 16:14 in die Halbzeit.
Zäh wurde danach gerungen: 17:17, 18:18, 19:19. Dann eine berechtigte Disqualifikation gegen Axel Leix, der sich in den letzten Wochen hinten wie vorne in den Vordergrund gespielt hat. Manch Zuschauer schwante da nicht Gutes, seine Wichtigkeit für das Abwehrzentrum war deutlich zu sehen. Doch Mannschaften, die funktionieren reagieren in solch einer Krisensituation und rücken noch enger zusammen. Um den umsichtigen Abwehrchef Michael Jahn wurde nun bester schwäbischer Defensivbeton angemischt. Abrupt gab es kein Durchkommen mehr. Diesmal war es ein Viererpack: Pascal Buck traf nach seiner Verletzungspause erstmals – fleißig hat er dafür zwischenzeitlich trainiert – dann Niko Hermann, Stefan Knittl und Manuel Scholz. Das 23:19 in der 42. Minute war schon eine Art Vorentscheidung, bei dem Beton vor einem entschlossenen Torwart Bieber. Da weiter, erstmals in der ganzen Runde, zu viel aus dem Rückraum verworfen wurde, kam der VfL nie weiter weg als fünf Tore. Das Tempo ließ beidseits nach. In der 58. Minute stand es 28:23. Durch Risiko-Deckungen kamen die Rothenburger noch bis auf 29:26 heran.
Bei Spielern und Fans war nach zuletzt drei Niederlagen, darunter einer mit einem und einer mit zwei Toren Unterschied Freude und Erleichterung zu spüren. 10:8- Punkte ohne Daniel Jäger und Patrick Rösch sind ein Bayernligatraum und längst kein Glücksstart mehr in die Saison – zu stabil sind die Leistungen. Der Sieg war herrliche Gesprächsgrundlage ein nachfolgendes Fest in der Jahnturnhalle, zu dem die Männermannschaft Fans und Freunde eingeladen hatte. Auch hier soll es in einem Höllentempo abgegangen sein.
Es spielten: Bieber, Mendle. Knittl (6), Guckler, Jahn, Buck (3), Leix (1), J. Hermann (1), Groß (1), Jensen (4), Lehr (6), N. Hermann (1) und Scholz (6).