Bayernliga-Handball: VfL Günzburg – TSV Haunstetten
Trotz Faschings säumten über 700 Zuschauer die Nordtribüne der alt-ehrwürdigen Rebayhalle um das Schwabenderby gegen den TSV Haunstetten zu sehen. Ihr Kommen brauchten sie nicht zu bereuen. Es knisterte vor Spannung, beide Mannschaften schenkten sich rein gar nichts und ganz am Ende stand der VfL Günzburg als glücklicher 30:29 (13:15)-Sieger fest. Psychologisch war der Sieg wichtig. Es war das dritte Bayernliga-Spitzenspiel in der jungen und erfolgreichen Geschichte dieser Günzburger Handballgeneration. Die ersten Beiden gegen den TV Erlangen/Bruck und den TSV Friedberg gingen verloren. Da der VfL irgendwann in die Dritte Liga will, wurde es Zeit endlich mehr als “Außenseitersiege” zu verwirklichen.
Die Vorzeichen standen ungünstig. Pascal Buck, der wurfgewaltige Überflieger der Hinrunde zog sich im Ismaning-Spiel eine Oberschenkelzerrung zu und konnte nur vorsichtig eingesetzt werden um Schlimmeres zu verhindern. Der Linkshänder gab alles, stellte sich in den Dienst der Mannschaft und leistete wichtige Anspiele. Sein Vertreter Raphael Groß hatte es auf der Rückraumrechtsposition als Rechtshänder gegen dein großgewachsenen Vorgezogenen besonders schwer den Ball auf die andere Spielfeldseite irgendwie herumzuzirkeln. Komplizierte, mühevolle Handballarbeit wurde hier geboten. Auf dieser Position wurde Schwerstarbeit verrichtet.
Den Torreigen eröffnete Michael Jahn mit dem 1:0. Es schien alles am Handballschnürchen zu laufen. Doch das täuschte. Da Daniel Jäger erstmals wieder in der Anfangsformation war, sollte gleich Alles so sein wie früher. Zu hastig wurde an den Kreis gespielt, aber auch überragend von den Haunstettenern verteidigt und viel zu viel gegen Gästetorwart Rothfischer verworfen. Ehe sich der verdutzte Günzburger Handballfreund auf der Tribüne versah, lagen die Seinen bereits in der 11. Minute mit 1:6 in Rückstand. Trainer Hofmeister wechselte, Manuel Scholz bekam gerade mal drin gleich eine Zeitstrafe. Gut weiter ging es also auch nicht.
Doch der VfL berappelte sich. Beim 6:9 sah es für Günzburger Handballinsider nach einem ganz knappen Sieg in der Schlussphase aus. Die Hoffnung war zurück. Haunstetten musste in dieser Spielphase von ihrer verdammt unangenehmen offensiven Deckung auf eine defensivere Formation umstellen. Das nützen die Einheimischen. Durch ein Tor von Jakob Hermann, der als Knittl-Vertreter wieder ein ganz starkes Spiel ablieferte, ging es mit einem schmeichelhaften 13:15-in die Kabine ehemaliger Europapokalhelden.
Diesmal wurde es laut. Einiges lag am Gegner, anderes war schlicht undiszipliniert. Besonders die Fehlwürfe aus der Nahwurfzone trieben Stephan Hofmeister die Zornesröte ins Gesicht.
Dann schepperte es plötzlich auch draußen. Das 15:15 durch den top-fitten Daniel Jäger war der erhoffte Ausgleich. Ein paar Zeigerbewegungen später erzielte Manuel Scholz, der in etlichen entscheidenden Momenten seine Knipserqualitäten unter Beweis stellte, die zweite Führung seiner Farben zum 17:16 her. Herrliches Handballspektakel. Kein Mensch dachte mehr an das 1:6 eine halbe Stunde zuvor.
Doch Haunstetten war nicht der freundliche Gast, der kurz vorbei kommt, ein wenig spielt und dann mit leeren Händen punktlos und brav auf der A 8 heimfährt. Nun wurde richtig gekämpft. Jetzt bewiesen beide Mannschaften, warum sie da oben in der bayrischen Elite-Liga stehen. Mal führte der Verein für Leibesübungen (18:17, 20:19, 21:20), mal der Turn- und Sportverein (21:22, 22:23, 23:24). Kempas, verdeckte Anspiele und immer wieder diese dynamischen Horner-Brüder waren zu bestaunen. Nach dem 27:28 durch den schlauen Augsburger Spielmacher Max Schnitzlein, war Entscheidungsreife. Zweimal tankte sich Günzburgs Bester an diesem Tag, Nicolai Jensen, durch und erzielte seine Treffer neun und zehn. In der 57. Minute jagte dann noch Jakob Hermann entschlossen über das ganze Feld und netzte unter dem Jubel der Zuschauer zum 30.28 ein. Dann war Schluss mit Spitzenspiel. Ein Fehlpass da, Übereifer dort, zwischendurch das 30:29, noch ein Fehlwurf, das Hin- und Her hatte wohl arg viel Kraft gekostet (…). Die Handballgöttinnen zogen nun ihr weinrotes Kleid an: Erst traf der TSV nur das Holz. Danach behielten wenigstens die ausgezeichneten Schiedsrichter die Übersicht und pfiffen kurz vor Schlusspfiff den Ausgleichstreffer wegen Betreten des Torraumes ab. Ungerecht wäre er nicht gewesen.
Gleich am kommenden Wochenende geht es weiter, wieder ein Spitzenspiel, diesmal kommt die DJK-Waldbüttelburnn. Es geht um Platz 2.
Es spielten: Bieber, Rösch; Guckler, Jahn (1), Buck, Lehr (2), J. Hermann (5), Groß (1), Jensen (10), Leix (2), N. Hermann, Jäger (2) und Scholz (7).