BAYERNLIGA-HANDBALL: VFL GÜNZBURG – SV ANZING

Aufs Kreuz gelegt

Bericht der Günzburger Zeitung

Nach vier Siegen hintereinander beendet ausgerechnet ein Kellerkind die Günzburger Erfolgsserie.

Zuweilen entfacht die trübe Aussicht auf einen Abstieg mehr Kräfte als das Vorhaben, Vizemeister zu werden. Weil die tief im Tabellenkeller stehenden Bayernliga-Handballer des SV Anzing entsprechend Moral gezeigt und zu keinem Zeitpunkt das Tempo aus der Partie genommen haben, gewannen sie am Samstagabend verdient beim zuvor vier Mal hintereinander siegreichen Tabellenzweiten VfL Günzburg. Stephan Hofmeister, Cheftrainer des Gastgebers, hakte das Geschehen nach außen hin schnell ab. „Wir sollten uns wegen des Ergebnisses nicht grämen. Es hat schon seine Richtigkeit, denn wir waren diesmal chancenlos“, kommentierte er das 23:29 (11:13).

Von Anfang an machten die Gäste klar, dass es für sie ums nackte sportliche Überleben in der höchsten Liga Bayerns geht. Im Kampf um den Klassenerhalt gelten im Handball, wie in jeder Sportart, eigene Regeln und auf einmal stehen Tugenden wie Kampf, Verbissenheit und Abwehrbereitschaft im Vordergrund. Anders als bei den Gastgebern, die in den Spielen zuvor unbeschwert einen lockeren und schnellen Angriffshandball spielen durften und dies auch im Heimspiel gegen Anzing vor hatten. Da machten sie aber die Rechnung ohne den Wirt. Günzburg stand einem extrem gut vorbereiteten Gegner gegenüber, gegen den die Lockerheit der vergangenen Wochen auf Beton stieß.

In der ersten Halbzeit sahen die vielen Zuschauer, die trotz des schönen Wetters die Halle füllten, ein ausgeglichenes Spiel mit wenigen Toren. Das lag zum einen an der sehr starken Abwehr des Gegners; Anzing stellte die sonst so effiziente linke Angriffsseite des VfL weitestgehend kalt. Und zum anderen lag es am starken Günzburger Torwart Patrick Rösch, der wiederholt freie und schwierige Bälle vom eigenen Netz fernhielt.

Am wirkungsvollsten funktionierte in dieser Phase das Spiel der Gastgeber über Kreisläufer Daniel Jäger, der seine Verletzung voll überstanden hat und den Gegner vor massive Probleme stellte. Ein ums andere Mal wurden Siebenmeter erkämpft, die der beste Schütze des Spiels, Jonas Lehr, sicher verwandelte. Je länger das Spiel lief, desto besser wurde auch die linke Seite um Manuel Scholz von Spielmacher Nico Jensen in Aktion gesetzt. Auch Raphael Groß, der den verletzten Pascal Buck ersetzt, konnte einige schöne Akzente auf der halbrechten Position setzen. In der Defensive hatte man den Gegner im Stellungsspiel auch gut im Griff. Die größten Probleme bereitete noch das relativ schnelle Umschalten der Anzinger Löwen, das ihnen einige einfache Tore ermöglichte.

Der handballkundige Zuschauer war sich bei der Besprechung im Foyer der Rebayhalle sicher, dass die Weinroten wie schon so oft zuvor nach Wiederbeginn eine fulminante Aufholjagd starten würden. Und gleich nach 30 Sekunden setzte Manuel Scholz durch einen Kempa ein dickes Ausrufezeichen. Das sollte sich aber als ein allzu kurzes Strohfeuer erweisen. Stattdessen bekamen die Fans im Anschluss ein Team präsentiert, das in der Abwehr meistens einen Schritt zu spät kam. Lediglich Niko Hermann brachte seine Leistung und verhinderte oftmals Schlimmeres. Da im Angriff auch keine Lücken mehr gefunden wurden und man sich immer öfter festspielte, konnten sich die Anzinger über das 14:16 bis zur Vorentscheidung beim 20:25 (56.) sukzessive absetzen. Danach wurde von den Weinroten noch kurz offensiv gespielt, was aber ebenfalls nicht zum gewünschten Erfolg führte.

Als besonders schade empfanden es die Günzburger, dass Youngster Stephan Jahn sein Debüt in der ersten Mannschaft nicht mit einem Sieg feiern konnte.

Im Rennen um die Vizemeisterschaft zog die im Saisonverlauf immer stärker werdende DJK Waldbüttelbrunn nach Punkten gleich. Allerdings hat der VfL den direkten Vergleich für sich entschieden und behält deshalb die Nase im Augenblick knapp vorn.