Bayernliga-Männer: DJK Rimpar – VfL Günzburg 30:26 (16:12)

Nach einer überragenden Vorsaison reisten Fans und Spieler voller Siegeszuversicht an den Main. Eigentlich ein gutes Gefühl en vogue zu sein, doch bei genügender Naivität und Selbstverliebtheit, kann da  eine Mannschaft selbst in einem schön beklebten Erfolgsbus voll in die falsche Richtung fahren. Mangelnder Respekt vor dem Gegner und die Nichtannahme einer offenen Wettkampfsituation, wenn man ein Spiel also vorher schon so gut wie gewonnen hat sind kein guter Begleiter zu einer Auswärtsfahrt. Besonders nicht nach Rimpar, das kleine Handballdorf ist stolzer Zweitligist. Dort wird nichts dem Zufall überlassen: Eine durchdachte sportliche Struktur ist die Basis, dazu gehört auch eine “Zweite in der Bayernliga”, wenigstens das sollten die entrückten Spieler der “VfL-Ersten” nun erkannt haben.

Am witzigsten war noch die Hinfahrt. Ein Stück Gummi war am Reifen lose, so dass die Fahrt ins Handball-Blaue zu rattern begann. “Tapen”; schlug Physio-Legende Winfried “Mahle” Wagner vor, Abteilungsleiter-Papa Franz Spengler setzte sich am Ende mit dem Brotzeitmesser durch und schnitt zur Tat. Dann war wieder alles ruhig, so wie später in der Abwehr.

Bei der Aufwärmung das nächste “Beruhigungsmittel”; der Dreh- und Angelpunkt der letzten Jahr Torjäger Mayer saß nur auf der Tribüne. Er hat es in den Zweitligakader gebracht. Herzlichen Glückwunsch! Alles Grüne sah plötzlich jünger und viel kleiner aus. Kann so etwas gefährlich sein? Der Gastgeber erinnerte an das junge VfL-Team im ersten Bayernligajahr als man noch respektvoll um sein Handballleben rannte nur um vielleicht einmal zu punkten. .

Den etwas besseren Start hatte der VfL Günzburg trotz einer frühen, berechtigten Zeitstrafe gegen Raphael Groß. Vor allem Dank eines sehr gut aufgelegten Torwartes Dennis Mendle stand zunächst ein 3:4 auf der Anzeigentafel. Bis zum 9:8 durch einen aktiven Michael Jahn war die Partie nach außen komplett ausgeglichen. Doch in der Abwehr sah es nie gut aus. Die Gastgeber waren schneller und kamen durch gut vorbereitete Körpertäuschungen und Kooperationen mit dem Kreisläufer ohne großen Aufwand in klare Abschlusssituationen. Und nach dem die erste Günzburger Torwartherrlichkeit vergangen war, begannen die Franken die Begegnung zu kontrollieren. Der 12:16-Rückstand zur Halbzeit entsprach den Leistungsverhältnissen. Die DJK spielte toll.

“Das kann nur besser werden”, dachte der grund-optimistische schwäbische Handballfan bei der Pausen-Brotzeit. Das wurde es auch – ein wenig, zumindest in der Abwehr. Alles wurde ein dichter und auch eine Abwehrumstellung erleichterte die Handballarbeit. Doch in dieser Phase hielt der starke Rimparer Keeper seinen Farben den Abstand. Einen “Freien” nach dem anderen entschärfte der scheinbar vielarmige Zerberus. Bis zur 47. Minute verkürzte das Team um den wurf-witzigen Rechtsaußen Lehr einfach nicht. Und wenn man so viel liegen lässt, dann weiß selbst der einfachste Fußballer, dass das nicht lange gut geht. Einzelne Verzweiflungstaten, weil der Gegner sich halt sehr anstrengte, folgten und anstelle der Aufholjagd, stand es 27:20. Harter, gerechter Leistungssport, die einen unberuhigt, voller Handlungsfreude.. Beim 29:21 in der 54. Minute war die Messe noch vor dem Sonntag gelesen. Es bestand im Prinzip nie eine Siegeschance, dazu fehlte die richtige Herangehensweise. In der Schlussphase gelang durch vier Jäger- und zwei Jensen-Tore noch ein wenig Ergebniskosmetik. Rimpar war sich ab da sicher, dass nichts mehr anbrennen kann. Das reduziert die Aufmerksamkeit, macht langsam, eröffnet dem Gegner einfache Durchbruchsmöglichkeiten. Zu diesem Zeitpunkt gegen so einen Gegner wie den VfL vertretbar, zu Spielbeginn eine grundfalsche Haltung.

Die stärkste Günzburger Leistung brachte an diesem Tag “Mindel-Reisen”: Chef und Senior-Chef Raimund Dirr reisten mit dem PKW ins Fränkische nach und wechselten während des Spieles den Reifen um jedes minimale Risiko auszuschließen. Vielen Dank dafür. Ihre Entscheidung gleich wieder zurückzufahren und keinen Blick in die Halle zu werfen, war an diesem Tag richtig – leider. Auch die jungen Schiedsrichter Fass/Güßregen, sowie Zeitnehmer und Sekretär brachten ihre Leistung. Es war also nicht alles schlecht.

Zur Statistik:

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