Bayernliga-Männer: VfL Günzburg – HSG Würm-Mitte 32:20 (17:9)

Sorgen bereitete im Vorfeld die Favoritenrolle. Schon in der vergangenen Saison war es das aller größte Problem, wenn man damals im Kampf um Platz 2 gegen einen Abstiegskandidaten antreten musste. Der aufstrebende VfL-Handballer war es einfach gewohnt sich an Größeren und Stärkeren über den schieren Kampf hochzuziehen, irgendwie mitzuhalten um dann in den Schlussminuten aus einer Mischung aus innerer jugendlicher Begeisterung und äußerer Publikumseuphorie „very big points“ zu setzten. Frech und jäh für den verdutzten Überlegenen.

Gegen die noch punktlose HSG Würm-Mitte konnte dieser über Jahre bewährte Matchplan nicht aufgehen. Man musste ohne jede Angst um ein mögliches Debakel vorausrennen, einen Unterlegenen hetzen, damit dieser nicht zum Spielende, wenn Entscheidungsreife ist, beglückt vom bisherigen „Offenhalten der Partie“ zum David wird.

Das ließ die Mannschaft von Trainer Stephan Hofmeister von Anfang an nicht zu. Feuerwehrmann und Kapitän Axel Leix empfahl von der ersten Minute an loszulegen wie die Freiwillige Feuerwehr Günzburg. „Schließlich löschen die am Ende auch jeden Brand“. Floriansjüngern gleich jagten die VfL-Handballer dann auch übers Feld. Entschlossen netzten zunächst Jakob, der jüngere Hermann und danach Pascal Buck zum 2:0 ein. Dann tauchte zum ersten Mal der stärkste Spieler des Tages,Torwart Patrick Bieber, mit einem gehaltenen Siebenmeter auf. Da es Sevigne Mbodji bei einem zweiten Strafwurf besser machte, blieb es bis zum 2.1 Tuch-gefühlt. Dann raste der VfL: Erst nach dem 5:1 durch Jonas Lehr durften die Gäste vom Flüsschen Würm wieder ran. Bestens gelaunt sahen die gut 500 Zuschauer den VfL-Rückraum mit den starken Werfern Pascal Buck und Michael Jahn im Zusammenspiel mit einem eifrigen „VfL-Industriegebiet“ am Kreis. Es war nicht Bruder Leichtfuß, ein Einstellungsmangel o.ä., dass die Handballspielgemeinschaft auf 10:7 herankam. Um über eine lange Saison mit schmalem Kader über die Runden zu kommen, ist es erforderlich immer möglichst den gesamten Kader zum Einsatz zu bringen. In der 17. Minute dieses Spieles zahlte sich diese Wechselei noch nicht aus, es war wie in fast jedem Spiel eine Investition in die Rückrunde.

Doch die „Neuen“ Stephan Jahn, Manuel Scholz und Raphael Groß brauchten nicht lange. Im Gegenteil, es ging ruck-zuck, wie die Feuerwehr eben, sogar rot, nur halt ohne Tatüü-Tataa. Die „zweite Besetzung“ beherrschte ihren Einsatz. Die Partie wurde bereits hier vorentschieden. Abwehr und Torwart entschärften Brandherde. Tore fielen wie reife Früchte. Den Schlusspunkt vor der Halbzeit setzte Axel Leix zum 17.9 mit einem seiner seltenen Ausflüge über die Mittellinie. Er spielt halt lieber Abwehr.

In der Halbzeit wusste Trainer Hofmeister gar nicht was er sagen sollte. Also verkündete er erst einmal Spielmacher Nico Jensen, dass er ihn heute weitestgehend schont. Unglaublich, wie der Rückraumspieler in den letzten Wochen und Monaten gerackert hat – fast pausenlos. Diese Neuigkeit gefiel dem Handballverrückten eher bedingt, könnte aber gut für die anstehenden Aufgaben sein.

Danach ging es munter weiter, nichts brannte an. Die Anfangsbesetzung kam wieder ausgeruht zum Zug. Satte Rückraumwürfe von Michael Jahn und Pascal Buck knallten unbarmherzig ins Würmer Netz. Gut, für das Team, dass Pascal Buck trotz starker beruflicher Belastung seinen Verletzungsrückstand aufgeholt hat. Er markierte auch die die Tore zum 22 bzw. 23 : 12. Ordentlich gescheppert hat es.

Dann begann das Spiel zu plätschern.

Schön war der Angriff anzuschauen, doch in der Abwehr fand Bruder Leichtfuß seinen Platz. Viel zu viele Tore fielen. Zu oft wurden komplizierte Abwehrlösungen gesucht, anstelle dem Torwart die Arbeit zu erleichtern und den Torraum kompakt zu verschließen. Das 27:15 durch einen Rückraumwurf durch Stephan Jahn markierte den ersten 12-Tore-Vorsprung. Ein größerer Abstand war nicht drin. Es reichte auch, denn die HSG Würm-Mitte versuchte stets ihr Bestes. Hatte einfach große Verletzungsprobleme, kurzfristige Absagen, aber auch keine Unterstützung von ihrer Reserve. Leicht war der Gang zum VfL nicht, die Angeschlagenen verkauften ihre Farben so teuer wie es eben ging. Handball ist nicht immer einfach.

So stand am Ende ein 32:20 auf dem Spielprotokoll.

Eine gute Leistung bot das Schiedsrichtergespann Grimm/Müller aus Cadolzberg. Schade, dass die Meinung der Vereine zu den Schiedsrichterleistungen in Bayern die Schiedsrichterobleute nicht interessiert. So bleiben Bayernliga-Schiedsrichter und Bayernliga-Vereine zwei Handballwelten, die arg wenig voneinander wissen.

Bereits am Donnerstag geht es um 17.15 Uhr mit dem Derby gegen den TSV Friedberg in der Rebayhalle weiter.

zur Statistik:

https://bhv-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=MeetingReportHBFOP&meeting=6277129&etag=7bb8c6e6-2d0e-4e29-8ed4-7a4749b4c2d8