BAYERNLIGA-HANDBALL: VFL GÜNZBURG – HT MÜNCHEN 30:25 (14:14)
Mit 30:25 (14:14) besiegt der VfL Günzburg das sehr kampfstarke Team der HT München und stellt damit seine ausgezeichnete Verfassung unter Beweis. In der Rückrundentabelle nehmen die Schwaben mit fünf Punkten Vorsprung vor ihren Verfolgern mittlerweile deutlich den zweiten Tabellenplatz hinter den überfliegenden Rotmilanen aus Bad Neustadt ein. Die Weiterentwicklung der Mannschaft stimmt also weiterhin. Erfreuliches Nebenprodukt des eifrigen Punktesammelns: Erstmals seit sehr vielen Jahren wird die Handballhochburg Günzburg ungeachtet des ausstehenden letzten Spieltages im Männerbereich Schwabens Nummer Eins sein. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass der VfL Günzburg noch am 04.10. 2014 gegen die Friedberger „Dritte“ verlor und deswegen bis nach Weihnachten um die BOL-Meisterschaft bangen musste.
Vor dem Spiel verabschiedete Abteilungsleiter nicht ohne Wehmut in einer gewohnt launigen Rede die scheidenden Spieler Manuel Scholz, Stefan Knittl und Axel Leix. Manuel Scholz und Stefan Knittl erhielten eine Grillschürze in Vereinsfarben, damit sie zukünftig wenigstens Grilldienste für den VfL verrichten können, wenn sie schon nicht mehr im richtigen Trikot auf Torejagd gehen können. Trainer Hofmeister „gefiel“ das gar nicht wie der Facebooker sagt. Beide waren in sechs Jahren seine einzigen Zugänge von auswärts und echte Stützen. Als überzeugter VfL-Jugendtrainer wollte er immer auf die selbst ausgebildeten Jugendspieler bauen und sagte im Laufe der Jahre etlichen verdutzten Interessenten ab. Nur Stefan Knittl und Manuel Scholz passten dem Eigenwilligen. Axel Leix, erhielt eine Wildcard für die „Erste“, falls Daniel Jäger doch einmal ausfällt und eine Ordnerbinde, damit er als Zuschauer zusätzlichen Sinn macht, außerdem erhielt er ein „Zielwasser“; das beliebte Handballerbier. Hätte er es vor dem Spiel getrunken, dann wäre ihm vermutlich in seinem Abschiedsspiel vor eigener Kulisse ein Treffer gelungen. Chancen waren da, selbst aus dem Rückraum.
Die Günzburger starteten mit einer robusten Abwehr und erzielten durch den omni-präsenten Daniel Jäger das 1:0. Interimstrainer Johannes „Danger“ Borschel; der Gefährliche, hatte sein Team im Abstiegskampf aber bestens eingestellt und erwartungsgemäß voll motiviert. Philipp Heinle, der sein Handballeinmaleins beim TV Gundelfingen erlernte brachte wenig später seine Farben mit 1:2 in Führung. Das VfL-Angriffsspiel war von Regisseur Nico Jensen, der nebenbei noch 5 Treffer erzielte mal wieder bestens aufgezogen, doch die Werfer gingen anfangs ein wenig leichtfertig mit ihren freien Chancen um. Hinter der beweglichen Abwehr brauchte Keeper Patrick Bieber ein paar Misserfolgserlebnisse um sich zu steigern, avancierte aber nach und nach zum besten Spieler seiner Farben. U.a. hielt er drei Siebenmeter. So wog das Geschehen anfangs hin und her, ehe Manuel Scholz beim 8:5 der erste Drei-Tore-Vorsprung gelang. Der unverwüstliche Martin Dauhrer erzielte die nächsten beiden Treffer und leitete damit die stärkste Phase der Gegner ein. Der VfL schwächelte nun hinten ein wenig. Der harte Nichtabstiegskampf machte die zähen Hachinger im Kampf Mann gegen Mann zeitweiliger entschlossener. Beim 10:10 traf Christoph Behm zum unentschieden, Philipp Heinle gelang wenig später gar die 11:12-Führung. Zweimal Frieder Bandlow, der für sein Alter extrem abgezockt und clever spielte und einmal Stefan Knittl brachte die Führung zum 14:13 zurück. Bei einem gerechten 14:14 ging es in die Kabinen oder zum Frisbeespiel.
Nach der Halbzeit setzte Trainer Hofmeister auf seinen Turbo Raphael Groß, der den Ball aus der Abwehr nach vorne treiben sollte. Es dauerte ein paar Minuten bis sich die Mitspieler darauf einstellten, dann aber fetzte der VfL mit tollem Tempohandball zum Vergnügen seiner Fans durch die Halle. In der 40. Minute prangte ein 19:15 von der Anzeigentafel. Die Abwehr bot dem Gegenstoß eine robuste, kaum überwindbare Grundlage. Die Fans, in Günzburg alles echte Handballexperten, erkannten: Das war die Vorentscheidung. HT München rannte in dieser Phase nur noch hinterher. In der 47. Minute nahm „Danger“ Borschel beim Stand von 25:19 eine Auszeit, beim 28:21 in der 52. Minute durch Nicolai Jensen war der höchste Vorsprung heraus gespielt. Auch gegnerische Risikodeckungen, wie vorher schon Manndeckungen gegen Manuel Scholz oder Nicolai Jensen konnten die Gastgeber nicht aus dem Konzept bringen. Die richtigen taktischen Antworten waren immer parat. Das 30:25 war ein gerechtes Endergebnis.
Der VfL Günzburg hat nun am letzten Spieltag die kleine Chance bei einem eigenen Sieg in Friedberg und einer gleichzeitigen Sieg von HSC Bad Neustadt in Waldbüttelbrunn die Vizemeisterschaft zu erringen. Im Nichtabstiegskampf um den vermutlich rettenden fünftletzten Platz hat der TSV Haunstetten nun 20 Pluspunkte, HT München 19, allerdings haben die Oberbayern noch zwei eher machbare Heimspiele, während die Schwaben nur noch einmal gegen sehr starke Rimparer punkten können. Es bleibt also bis zum letzten Spieltag spannend, ob es auch in der kommenden Runde das Schwabenderby zwischen dem VfL und dem TSV geben wird. Die Weinroten haben in den letzten Wochen alles dafür getan.
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